Am 23. September ist der kalendarische Herbstanfang. Doch die Temperaturen steigen in den kommenden Tagen wieder über 20 Grad. Ist das noch normal oder sind das schon die Folgen des Klimawandels? Eine Frage, die nicht alle gern hören.
Kritiker sagen, der öffentlich-rechtliche Rundfunk würde mit falschen Wetterdaten den Klimawandel dramatisieren. Die Vorwürfe richten sich auch an die Meteorologen persönlich. Betroffen sind zum Beispiel Karsten Schwanke, der im WDR und in der ARD das Wetter moderiert, und sein ZDF-Kollege Özden Terli.
Wie sieht die Kritik an den Wettermoderatoren aus?
Einen Großteil der Angriffe erleben Schwanke und Terli auf ihren Social-Media Kanälen. Es geht um Kommentare wie diese: "So einer nennt sich Meteorologe. Ein System-Schwätzer ist er, sonst nichts" oder "Streiche Meteorologe, setze Ideologe". Aber es wird auch indirekt gedroht: "Macht so lange weiter, bis der Mob euch außer Landes jagt."
Vorgeworfen wird den Moderatoren: Hysterie, Übertreibung und ideologisch motivierte Panikmache. Ein weltweites Phänomen: Auch in Ländern wie Spanien und den USA berichten Meteorologen von Einschüchterungsversuchen. Dabei gibt es eine neue Tendenz, berichtet Karsten Schwanke:
Was steckt hinter der Kritik?
Es handele sich um eine beliebte Strategie von Wissenschaftsleugnern, sagt der Psychologe Philipp Schmid von der Universität Erfurt. Gingen die Argumente aus, greife man die Person an, die die Nachricht übermittele. So hoffe man, die Berichterstattung übers Klima zu verhindern.
Es gehe darum, die Moderatorinnen und Moderatoren mit diesen Angriffen zum Schweigen zu bringen und dafür zu sorgen, dass diese wissenschaftlichen Fakten nicht weiterverbreitet werden.
Wie reagieren die Wettermoderatoren darauf?
"Man muss sich damit auseinandersetzen", sagt Karsten Schwanke. Er fühle sich der Wahrheit verpflichtet und wolle auf Basis der Messwerte aufklären. Dazu gehöre es auch, über die Zusammenhänge von Wetter und Klimakrise zu informieren. Sein Weg:
Auch für Özden Terli, der im ZDF das Wetter moderiert, ist klar: "Wenn Fakten nicht mehr ernst genommen und weich gekocht werden, dann haben wir ein gewaltiges Problem in unserer Gesellschaft, was weit über die Thematik der Wissenschaftsleugnung hinausgeht." Das sei letztlich auch eine Gefahr für die Demokratie.
Wie hängen Wetter und Klima zusammen?
Das seien zwei Begriffe, die wissenschaftlich klar voneinander zu trennen seien. "Wetter passiert hier und jetzt und heute draußen vor unserer Haustür", erklärt Schwanke. "Bei Klima sprechen wir von 20- bis 30-jährigen Mittelwerten. Das sind also zwei komplett unterschiedliche Dinge."
Das bedeute aber nicht, dass keine Beziehung zwischen den beiden Phänomenen bestehe. "Denn wir werden diesen Klimawandel durch die Veränderung des tagtäglichen Wetters spüren." Bei vielen aktuellen Messwerten sehe man bereits, dass sich diese von Messwerten vergangener Jahrhunderte "komplett losgelöst" hätten. Zum Beispiel mit Blick auf die neuen Höchstwerte bei Starkregen. Solche Rekorde seien ohne Klimawandel nicht möglich.
Woher stammen die Wetterdaten?
Aus ganz unterschiedlichen Quellen, sagt Karsten Schwanke. "Wir nutzen vor allem sämtliche Wetterdaten, die es von den verschiedenen nationalen Wetterdiensten gibt." Dazu gehörten hauptsächlich die Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD), der ein Messnetz aus rund 1.000 Wetterstationen betreibe. "Und diese Messdaten kommen stündlich bei uns an."
Dazu kämen auch Radarbilder, wo man sieht, wie sich Regengebiete bewegen, und Satellitenbilder. Alle diese Daten seien wichtig, um den Ist-Zustand der Wetterlage festzustellen - so Karsten Schwanke. Für die Wetter-Prognose wiederum nutzen er und die anderen Meteorologen verschiedene Wettermodelle, die in den Großrechenzentren der nationalen Wetterdienste berechnet werden.
Wie weit lässt sich das Wetter verlässlich vorhersagen?
"Das hängt von der Jahreszeit ab", sagt Meteorologe Schwanke. Im Winter sei das länger möglich als im Sommer. "Im Sommer ist die Tiefdrucktätigkeit nicht so stark ausgeprägt. Die Gewitter fuhrwerken uns da ein bisschen dazwischen." Deshalb seien im Sommer Vorhersagen für fünf bis sieben Tage möglich. Im Winter hingegen könnten es durchaus acht bis zehn Tage sein.
Manche Entwicklungen seien aber auch 24 Stunden vorher nicht möglich - wie zum Beispiel eine präzise Windvorhersage. Diese sei schwieriger als eine Temperaturvorhersage für die nächsten Tage.
Warum unterscheiden sich Wetterprognosen von Medien und Handy-Apps?
Das liegt vor allem daran, dass Handy-Apps nur auf ein einziges Wettermodell zurückgreifen. "Meistens auf das des amerikanischen Wetterdienstes", erklärt Wetterexperte Schwanke. Es werde damit zwar eine weltweite Wettervorhersage berechnet, doch diese sei relativ ungenau.
Die Meteorologen der öffentlich-rechtlichen Medien hingegen vergleichen verschiedene Wettermodelle: "Der Mensch guckt bei uns drauf", so Schwanke. In diese Einschätzung fließe auch die Erfahrung vorangegangener Tage mit einzelnen Prognoseberechnungen ein. Das alles ermögliche eine präzisere Vorhersage.
Unsere Quellen:
- WDR 5 Morgenecho