Jetzt mal ehrlich: Gehört ihr zu jenen, die sich locker von Büchern, CDs und Klamotten trennen, sobald sie nicht mehr gebraucht werden, - oder hortet ihr eher alles Mögliche in Schränken, Kommoden oder etwa auf dem Dachboden? Falls Letzteres zutrifft: Damit seid ihr nicht allein. In vielen Wohnungen liegen Sachen, die gar nicht benutzt werden. "Dabei wird eine unübersichtliche Anhäufung von Dingen von vielen Menschen als psychische Belastung empfunden", schreibt ein Forscherteam der TU Berlin in einem Vorwort zu einer Untersuchung. Die Wissenschaftler haben jetzt ein Workbook zum Ausmisten veröffentlicht, der Titel dieses Ratgebers: Kompass Konsumreduktion.
Auch aus Umweltsicht ist es den Forschenden zufolge problematisch, dass wir mehr Dinge kaufen, als wir wirklich brauchen. Schließlich werden für die Produktion, den Transport und auch die Lagerung von materiellen Gütern Ressourcen verbraucht. Um das persönliche Wohlbefinden zu fördern und zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen, ist es nach Meinung der Forschenden "von großer Bedeutung, den eigenen Besitz und Konsum zu reduzieren und zu begrenzen".
Warum sich das Ausmisten lohnt
Das Ausmisten bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich, so die Forschenden.
Kleiderschrank ausmisten
- Mehr Klarheit und Ordnung: Durch den Prozess des bewussten Loslassens kann sich laut den Forschern eine "innere Klärung und Ordnung einstellen, möglicherweise sogar Erleichterung, Gelassenheit und Freude". So berichten viele Menschen, dass sie nach dem Ausmisten mit dem neuen, übersichtlichen Wohnumfeld zufrieden sind und ein besseres Bewusstsein für die Dinge um sie herum entwickelt haben. Plötzlich weiß man wieder ganz genau, welche Kleidungsstücke im Schrank sind und wo welcher Stift zu finden ist.
- Mehr Zeit für wichtige Dinge: Wer nicht mehr so viel Zeit mit der Suche nach Gegenständen verbringt, hat mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Auch der Wohnungsputz geht mit weniger Dingen schneller von der Hand. Die gewonnene Zeit lässt sich etwa für Hobbys oder soziale Kontakte nutzen.
- Impuls für Veränderungen auch in anderen Bereichen: Mitunter kann Ausmisten eine so prägende Erfahrung sein, dass Menschen nicht nur den Besitz, sondern auch andere Lebensbereiche, wie Finanzen oder die Wohn- und Arbeitssituation, hinterfragen und gegebenenfalls zum Positiven verändern.
- Eigene Identität neu definieren: Ausmisten kann sogar ermöglichen, die eigene Identität neu zu definieren. Die Fragen "Wer bin ich?", "Was brauche ich?" und "Was macht mich glücklich?" helfen dabei herauszufinden, welche Dinge uns im Leben wichtig sind.
So gelingt das Ausmisten
Vielen fällt es schwer, sich von Dingen zu trennen, die einen umgeben, aber die nicht mehr genutzt werden. Was man dann tun kann? Die TU Berlin hat in einem Forschungsprojekt herausgefunden, dass es hilft, die Sachen erst mal in eine Kiste zu packen. Die Kiste wird nun geschlossen und zur Seite gestellt. Wer nach ein bis zwei Monaten feststellt, dass die Sachen nicht vermisst wurden, könne sich leichter verabschieden und überlegen, an wen sie weitergegeben werden - etwa als Geschenk an Freunde oder Bekannte oder als Spende an Bedürftigen.
Weitere Tipps
- Klein anfangen: Nicht den Ehrgeiz haben, gleich die komplette Wohnung auszumisten, sondern etappenweise vorgehen, rät der VerbraucherService Bayern im Katholischen Deutschen Frauenbund. Beispielsweise mit dem Kleiderschrank anfangen, dann die Kommode in der Diele, anschließend ein Regal im Keller und so weiter.
- Sich einen Überblick verschaffen: Den Bereich, den man ausmisten möchte, genau inspizieren und eine Liste über die angehäuften Besitztümer anlegen. Dann jedes Teil in die Hand nehmen und über seine Bedeutung nachdenken, rät das Berliner Forscherteam. Wann und warum ist dieser Gegenstand in meine Wohnung gekommen? Bringt er mir Freude? Habe ich ihn im letzten Jahr verwendet? Ist er notwendig für mein tägliches Leben? Würde ich ihn wieder kaufen? Dieser achtsame Prozess des Nachdenkens über jedes Ding helfe nicht nur dabei, bewusste Entscheidungen darüber zu treffen, was man behalten und was man loslassen möchte, sondern verbinde einen auch wieder mit den Besitztümern und den Geschichten, die sie erzählen, so die Forschenden.
Drei Methoden zum Ausmisten
1.) Leave-It-Methode
Mit dieser Vorgehensweise ist laut den Berliner Fachleuten möglich, drei Dinge pro Tag auszumisten und sich Schritt für Schritt von überflüssigem Ballast zu befreien. Als erstes festlegen, in welchem Bereich man ausmisten möchte. Kleider? Bücher? Oder etwas anderes? Dann einen Zeitraum festlegen: ab Montag beispielsweise für zwei Wochen, in dem man ausmisten möchte. Jeden Tag drei Dinge sich vornehmen und reflektieren: Brauch ich das oder nicht? Dann überlegen, wie die ausgemisteten Dinge weiter verwendet werden können. Schließlich dokumentieren, wie viele Teile man ausgemistet hat.
2.) Love-It-Methode
Hierbei geht es darum, die Dinge zu behalten, die einem besonders am Herzen liegen und alle anderen auszumisten. Die Vorgehensweise ist die gleiche wie oben beschrieben - mit dem Unterschied, dass man auslotet, ob es ein Teil ist, das einem besonders am Herzen liegt, etwa, weil man damit schöne Erinnerungen verknüpft oder weil es einen glücklich macht.
3.) Mix-and-Match-Methode
Manche haben ihre eigenen Ideen und Methoden zum Ausmisten. Wichtig ist hierbei, aufmerksam die Dinge zu betrachten, die man behalten oder von denen man sich trennen möchte und schließlich wöchentlich oder am Ende der Ausmistzeit zu dokumentieren, wie viele Dinge man aussortiert hat.
Wohin mit den aussortierten Sachen?
Freunde, Bekannte oder Nachbarn können aussortierte Sachen nicht gebrauchen? Es gibt noch eine Reihe weiterer Möglichkeiten, nicht mehr benötigte Dinge loszuwerden.
- Online verkaufen: Über eine Reihe von Plattformen ist es möglich, die unterschiedlichsten Produkte zu verkaufen. So fließt Geld in die Haushaltskasse.
- Upcycling: Oft lässt sich aus etwas Altem etwas Neues machen. Wie das geht? Kurse zum Beispiel an der Volkshochschule bringen einem das bei.
- Repair-Cafés: Oft sind in Repair-Cafés Ersatzteile heiß begehrte Waren. Dorthin kann man beispielsweise eine ausgemusterte Uhr bringen, deren Einzelteile womöglich noch brauchbar sind.
- Spenden: Sozialkaufhäuser und andere caritative Einrichtungen freuen sich über nahezu alle ausgemusterten Sachen - sofern sie in einem guten Zustand sind. Die Dinge kommen Bedürftigen zu Gute.