Cover Vorderseite

Schallplattenbar - Bärbel Wachholz 1964

"Valente des Ostens"

Stand: 26.10.2008, 12:00 Uhr

1964 erscheint die Amiga-Langspielplatte "Zu Gast bei Bärbel Wachholz". Der Ost-Berliner VEB Deutsche Schallplatten beginnt seinerzeit damit, die Solo-Alben beliebter DDR-Interpreten zu veröffentlichen.

Populärste DDR-Sängerin

Zu den ersten DDR-Künstlern, die man für ein Solo-Album auswählt, gehört neben Fred Frohberg natürlich Bärbel Wachholz. Sie ist zu diesem Zeitpunkt die populärste Sängerin der ostdeutschen Schlagerszene. Nachdem sie zunächst Rundfunkproduktionen machte, folgten 1957 die ersten Schallplattenaufnahmen. Die Blondine mit dem fröhlichen Lächeln hat auf Anhieb Erfolg, den sie nicht zuletzt ihrer unvergleichlichen, strahlenden Stimme verdankt. 1959 nimmt sie den Titel "Damals" auf, der zu ihrem Markenzeichen wird. Damit steigt sie zum Schlager-Idol auf. Das Publikum liebt sie und jeder kennt ihre Lieder.

Cover Rückseite

Rückseite "Zu Gast bei Bärbel Wachholz"

"Ich hab' Musik im Blut"

Von den vielen Plattenaufnahmen, die bis dahin von ihr erschienen, werden 16 Titel für diese LP zusammengestellt. Sie stellen die Ausdruckskraft und die Vielseitigkeit der jungen Künstlerin unter Beweis. Wehmütig-melancholische Melodien wie "Amigo" oder "Damals" wechseln sich ab mit unbeschwert-fröhlichen Nummern, zu denen beispielsweise "Weil ich jung bin" und "Das wünsch' ich mir" zählen. Die musikalische Palette reicht bis hin zum temperamentvollen Boogie "Ich hab' Musik im Blut". Diese Zeile könnte kaum eine andere Sängerin mit mehr Überzeugungskraft singen als Bärbel Wachholz, denn genau das trifft hundertprozentig auf sie zu.

Schlager-Austausch zwischen Ost und West

Die meisten Titel stammen aus der Feder des Erfolgskomponisten Gerd Natschinski, der die Interpretin über Jahre hinweg mit dem passenden Material versorgt. Dabei arbeitet er eng mit dem damals in Berlin lebenden Textautor Günter Loose zusammen, der seine Werke teilweise auch unter dem Pseudonym "Peter Berling" veröffentlicht. Die LP dokumentiert aber auch einen interessanten Aspekt deutsch-deutscher Schlagergeschichte, denn der Hamburger Hitschreiber Lothar Olias, der sich im Westen vor allem als Produzent von Freddy einen Namen machte, ist hier mit zwei Titeln vertreten, die er speziell für Bärbel Wachholz komponierte. Sie wurden in beiden Teilen Deutschlands veröffentlicht, denn es gab damals einen "Schlager-Austausch" zwischen Ost und West, der von der Amiga auf der einen und von Philips/Fontana auf der anderen Seite betrieben wurde. Leider fand diese Zusammenarbeit 1961 durch den Mauerbau ein Ende.

Tanzlieder, die aufhorchen lassen

Wenn man sich die Plattenhülle näher anschaut, die auf der Vorderseite ein sehr schönes Farbfoto der Interpretin zeigt, stellt man fest, dass auf der Rückseite ein anderer Plattentitel verwendet wird. Er lautet "Ich hab' Musik im Blut" und enthält den Zusatz "Ein Bärbel-Wachholz-Porträt". Passend dazu kann man eine kleine Zusammenfassung des bisherigen Werdegangs der Sängerin lesen. Der Text zeigt deutlich, wie stolz man auf sie ist: "Daß unsere Bärbel international bestehen kann, hat sie bewiesen. Wo war sie nicht schon überall: In Ungarn, Holland, Frankreich, der CSSR usw. Allerorts vermochte sie Zeugnis abzulegen, daß in unserer Republik Tanzlieder geschrieben werden, die aufhorchen lassen."

Kunstpreis der DDR

Bärbel Wachholz wurde mit dem Kunstpreis der DDR ausgezeichnet und zählte jahrelang zu den Spitzenstars des ostdeutschen Showgeschäfts. Anfang der 70er Jahre zog sie sich nach der Geburt ihres Sohnes ein wenig zurück. Sie plante ein großes Comeback, doch gesundheitliche Gründe verhinderten dies. 1984 hatte sie ihren letzten TV-Auftritt in der Nostalgie-Show "Spiel mir eine alte Melodie". Kurz darauf starb sie. Ihre Hits aber haben die Zeit überdauert und sind nach wie vor populär. Wohl auch deshalb, weil die Stimme von Bärbel Wachholz ihren Liedern etwas ganz Besonderes verleiht und auch heute noch die Herzen der Schlagerfreunde berührt.
Das war Grund genug für WDR 4, am Sonntag (26.10.2008) die Schallplattenbar der "Valente des Ostens" zu widmen; ihre erste Portrait-Langspielplatte wurde komplett vorgestellt.

Zu Gast bei Bärbel Wachholz
Seite 1Seite 2
Ich hab´Musik im BlutWeil ich jung bin
DamalsBist du der Mann
Weißt du, was Liebe ist Großer Mann für kleines Mädchen
Weil er ein Seemann war Amigo
Das kann ich niemals vergessen Treu sein
Cape Town Boy Silberner Stern
Küsse bei Sternenlicht Lebe wohl - auf Wiederseh´n
Das wünsch´ich mir
Wann kommst du zu mir