"Dickens und Prince" von Nick Hornby

Stand: 23.11.2023, 12:00 Uhr

Es sei doch "einfach merkwürdig, dass noch niemand Prince und Dickens in einem Buch verglichen hat", dachte sich der britische Erfolgsautor Nick Hornby und machte sich an die Arbeit: Heraus gekommen ist "Dickens und Prince – unvergleichliche Genies" geschrieben und verglichen aus der Sicht eines Fans. Jetzt auch als Hörbuch. Eine Rezension von Klaus Prangenberg.

Nick Hornby: Dickens und Prince – Unvergleichliche Genies
Übersetzt von Stephan Kleiner.
Ungekürzte Lesung mit Thomas Nicolai.
Argon Hörbuch, 2023.
Download, 3 Std. und 59 Min. Laufzeit, ca. 16 Euro.

"Dickens und Prince" von Nick Hornby Lesestoff – neue Bücher 23.11.2023 05:20 Min. Verfügbar bis 22.11.2024 WDR Online Von Klaus Prangenberg

Download

Mein erstes Nick Hornby Buch war sein zweites, also "High Fidelity2. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Rob, Schallplattenladenbesitzer und Schallplattennerd, der mit seinen beiden Schallplattenladenangestelltennerds hauptsächlich über Musik und damit, klar, über Schallplatten räsoniert.

Als zweites las ich dann sein erstes "Fever Pitch" –  sein zweites hatte mich nämlich ziemlich begeistert – ein autofiktionales Werk über Hornbys Leben, als Fussballnerd, vulgo Fan, vom FC Arsenal. Danach kam ich endgültig zu dem Schluss, der Mann schreibt großartig, steckt voller britischem Humor der besten Sorte und hat eine ganz schöne Klatsche – der gleichen Art. Aber jetzt? Charles Dickens und Prince Rogers Nelson in einem Buch, sozusagen in einem Atemzug? Ja geht's noch?

"Dickens musste Schriftsteller und Prince musste Musiker werden, unbedingt. Das 'Bündel persönlicher Merkmale' – Dickens’ Beobachtungs- und Nachahmungsgabe, Prince’  Heißhunger auf Musik und sein Geschick im Umgang mit jedwedem Instrument, das er in die Finger bekam, war schon in frühen Jahren vorhanden und konnte nur zu diesen Ergebnissen führen."

Überzeugt? Nein? Ja gut, ich war auch nicht so schnell. Ich meine, Charles Dickens wurde im 19. Jahrhundert geboren und starb auch dort. Und Prince ist ein Kind des 20. und des 21. Jahrhunderts. Dickens schrieb Bücher und Prince Songs. Wo ist denn da der Zusammenhang, bitteschön? Hmm, hier vielleicht?

"Mehr oder weniger in dem Augenblick, in dem sie dem Teenageralter entwuchsen, entflammten sie beide und steckten die Welt in Brand."

Jawoll, Master Dickens war 22 Jahre alt, als die erste Folge der Pickwicker erschien. Und Mr. Nelson sogar erst 19 bei Abschluss seines ersten Plattenvertrages mit Warner Music. Bei beiden ging es dann ziemlich schnell ziemlich los mit der Karriere.

…der Rest ist Geschichte, wie es so schön heißt. Purple Rain, Oliver Twist, Around the World in a Day, David Copperfield, Sign of Time, Große Erwartungen und so weiter und so bekannt. Aber halt!

So bekannt? Wirklich? Jetzt kommen wir endgültig zur Abteilung Mehrwert: Nick Hornby ist eben nicht nur ein sehr guter Erzähler, er ist auch ein Nerd: Das heißt: Er weiß einfach alles über die beiden, was seiner Meinung nach wichtig ist, um sie komplett zu erfassen und zu vergleichen. 

"Auf Cold War Steves Kunstwerk 'More Sir?' von 2020 ist ein hungriges, oliverähnliches Kind zu sehen, das von Boris Johnson abgewiesen wird, während dessen Tory-Spießgesellen grinsend zusehen. Man kann ausgiebig darüber diskutieren, ob Purple Rain und Oliver Twist gut sind oder nicht. Aber ich glaube, es lässt sich kaum behaupten, dass sie nicht lebendig wären."

Und das Beste: Er lässt uns alle daran teilhaben. Sehr gerne sogar. Natürlich aber auch sehr subjektiv. Immer aber hochinteressant und spannend und äußerst unterhaltsam. Selbst wenn man den Vergleich der beiden nicht mega zwingend findet. Der zweite Mehrwert, für mich wenigstens. Das Hörbuch hat tatsächlich meine multimedialen Fähigkeiten gestärkt. Noch nie habe ich bei einem Hörbuch soviel im Netz nach gehört, nach gelesen, nach geschaut, ja, manchmal habe ich sogar ein bisschen nach getanzt.

           

Der Mehrwert Teil drei trägt den Namen Thomas Nicolai. Er ist nicht nur ein sehr erfahrener und versierter Hörbuchsprecher, er hat  auch schon auf vielen Bühnen seine Fähigkeit als Comedian bewiesen. Also sind Timing und Rhythmus seine zweiten und dritten Vornamen. Und irgendwie, ich kann's nicht sagen wie, klingt er hier auch ein wenig britisch. Also, eine Traumbesetzung für dieses Essay, wie Nick Hornby sein Buch nennt.