Moustiers Keramikhandwerk, Calissons, Pastis und Sandalen "tropezienne"

Stand: 16.10.2023, 20:15 Uhr

In der Provence werden die Handwerkstraditionen gepflegt. Bereits seit dem 17. Jahrhundert wird in Moustiers-Sainte-Marie Fayence-Keramik hergestellt. Noch älter ist das Rezept für "Calissons" – ein Gebäck, das schon im 15. Jahrhundert den damaligen Herrschern schmeckte. Beliebt in der Gegend ist auch Pastis, ein Kräuterschnaps mit Anisnote. In St. Tropez werden seit fast 100 Jahren die Sandalen "tropéziennes" hergestellt.

Moustiers Keramikhandwerk

Moustiers-Sainte-Marie ist seit dem 17. und 18. Jahrhundert ein Zentrum des sogenannten Fayence-Handwerks. Auch heute noch wird diese besondere Keramikart in sieben Ateliers gefertigt. Wer mehr über das Handwerk erfahren will, kann eine Führung in einer der Werkstätten buchen. Fayence ist kein Porzellan, sondern wird aus Tonerde hergestellt. Das Mineraliengemisch nimmt nach dem ersten Brennen eine gelblichgraue Farbe an. Das Kennzeichen der Fayence ist aber die spezielle weiße Glasur, die Zinnoxid enthält. Bemalt wird die Fayence je nach Farbe vor dem zweiten Brennen oder danach, weshalb sie noch ein drittes Mal gebrannt werden muss. Diese Keramikart herzustellen ist sehr aufwändig. Im Fayence-Museum in Moustiers-Sainte-Marie erfährt man, dass jeder französische König einen eigenen Stil der Bemalung bevorzugte. Blau war zum Beispiel die Lieblingsfarbe von Sonnenkönig Ludwig XIV. Später wurde das Design dann oft bunter. 500 Jahre Fayence-Kunst bis zur Gegenwart werden in diesem Museum gezeigt, denn auch heute noch drücken Künstler ihre Ideen mit dieser alten Handwerkstechnik aus.

Calissons

Calissons sind eine süße südfranzösische Köstlichkeit, bestehend aus Mandeln und in Zucker gekochten Orangen und Melonen. Der Teig wird in die Form einer abstrakten Mandel gepresst. Das Konfekt soll bereits im Jahr 1473 entwickelt worden sein und wird nicht nur in Aix-en-Provence angeboten. Es gibt sogar ein Calisson-Museum etwas außerhalb der Stadt. Es bietet zunächst einen Ausflug in die Geschichte der Backtechnik. Um das beliebte Konfekt in großer Stückzahl zubereiten zu können, hat man sich eine Stanztechnik einfallen lassen, die auch heute noch angewandt wird. Man erzählt sich, dass die Süßigkeit zum ersten Mal für die Hochzeit von Reichsfürst René I. von Anjou hergestellt wurde, einem kulturell sehr gebildeten Herrscher, der in Aix-en-Provence 1483 gestorben ist.

Calissons bestehen aus Mandeln und in Zucker gekochten Orangen und Melonen.

Pastis

Das Wort "Pastis" kommt aus dem Provenzalischen und lässt sich als "Mischung" übersetzen. Typischerweise wird der anisbetonte Kräuterschnaps aus einer Mischung von vielen unterschiedlichen Kräuteraromen hergestellt. Diese werden mit Wasser, Zucker und Alkohol vermengt. Wichtiger Tipp beim Genuss: den Pastis nicht kühlen! Er kommt von Guillaume Ferroni, Besitzer einer Destillerie und der "Bar dans les Arbres" bei Aubagne. Wenn man in Marseille eine Flasche in den Kühlschrank stellt, erzählt er, hagelt es Kritik. Denn Pastis enthält das Aroma-Molekül des Anis, genannt "Anethol". Dieses Molekül kann sich bei Kälte nicht entfalten.

Sandalen "tropéziennes"

In St. Tropez besteht seit 1927 eine Schuhmacherei, die berühmt wurde für ihre maßgefertigten Sandalen "tropéziennes". So ein Mitbringsel aus St. Tropez ist schon in den Koffern vieler berühmter Frauen gelandet. Die Schauspielerin Colette war seit den 1920er-Jahren oft in St. Tropez und hat schon eine solche Sandale getragen. Und Colette war das, was man heute eine Influencerin nennen würde: Was sie kaufte, wurde zum Erfolgsprodukt.