Krzysztof Worobiec, der acht alten Masuren-Häusern neues Leben eingehaucht hat, begrüßt Judith Rakers in seinem Museum in Kadzidlowo

Geschichte: Heimatmuseum Kadzidlowo, verlorene Dörfer, Schloss Sztynort

Stand: 30.10.2022, 20:15 Uhr

Am Rande der Johannisburger Heide liegt Kadzidlowo. Ein ganz besonderer Ort für eine Zeitreise in die masurische Vergangenheit.

Die Region Masuren gehörte lange Zeit zu Ostpreußen. Deutsche und Polen waren hier zu Hause. In den Häusern in Kadzidlowo haben Angehörige der Volksgruppe der Masuren vor fast 200 Jahren gelebt. Heute befindet sich in den Gebäuden ein Heimatmuseum, das auf der Liste der Kulturdenkmäler steht. Krzysztof Worobiec hat die alten Ruinen gefunden und restauriert und so der Geschichte wieder Leben eingehaucht. Zu sehen sind traditionelle Möbel, alte Truhen und Haushaltsgeräte der Volksgruppe der Masuren. Auch ein altes Schulzimmer kann man bestaunen. Acht der alten Masurenhäuser stehen auf dem Grundstück von Krzysztof. Mit seiner Frau Danuta betreibt er in einem das Restaurant "Wirtshaus Hund" ("Oberza pod Psem") mit traditioneller polnischer Küche aus lokalen Produkten. Die beiden wurden schon mehrfach von Restaurantkritikern ausgezeichnet.

Verlorene Dörfer

Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden viele Dörfer Masurens, in denen die Volksgruppe der Masuren lebte, zerstört und von Plünderern verwüstet. Die Bevölkerung floh, wurde vertrieben oder siedelte in den Westen Deutschlands über. Bis zu 500 Menschen lebten in den Dörfern, die hier teilweise 500 Jahre existierten. Eines dieser "verlorenen" Dörfer liegt in der Nähe von Kadzidlowo, versteckt mitten in den Wäldern der Johannisburger Heide. Hier war u. a. die Direktion eines Eisenwerks. Von den Dörfern der Masuren zeugen heute nur noch ein paar Mauern, fast verschluckt von der Natur, und die Reste ihrer Friedhöfe im Wald. Krzystof Worobiec setzt sich dafür ein, die versteckten und überwucherten Friedhöfe zu finden, die Grabstätten freizulegen, die Friedhöfe zu kartografieren und so die Geschichte der Dörfer nachzuvollziehen.

Mauerreste im Wald, von Grünpflanzen überwuchert

Von den Dörfern der Masuren zeugen heute nur noch ein paar Mauern, fast verschluckt von der Natur.

Schloss Sztynort

Im Norden des Sees Dargin an der Masurischen Seenplatte liegt in Sztynort (dt. Steinort) ein marodes Barockschloss. Erbaut im späten 17. Jahrhundert, war es bis 1944 Stammsitz der Familie von Heinrich Graf von Lehndorff, der am gescheiterten Hitler-Attentat beteiligt war. Heute ist es ein Denkmal des gemeinsamen deutsch-polnischen Kulturerbes. Die Schloss- und Parkanlage zählt zu den wertvollsten barocken Ensembles in Masuren und dem historischen Ostpreußen. Durch Vernachlässigung ist das Schloss in den vergangenen 20 Jahren fast zur Ruine geworden und der Park vollständig verwildert. Unter einer Dachorganisation haben sich kulturinteressierte Menschen zusammengefunden, um Schloss Sztynort zu retten. Der deutsche Professor Wolfram Jäger von der TU Dresden kümmert sich um das Schloss.

Luftaufnahme des Barockschlosses Sztynort inmitten von Wald

Das Barockschloss Sztynort war bis 1944 im Besitz der Familie von Lehndorff und ist ein Denkmal des deutsch-polnischen Kulturerbes.

Lesetipps für Masuren

André Micklitza
Masuren. Mit Marienburg, Danzig und Thorn
Trescher, akt. Aufl. 2022
ISBN 978-3897945494
Preis: 16,95 Euro

Andreas Kossert
Gebrauchsanweisung für Masuren
Piper Taschenbuch, 2022
ISBN 978-3492276733
Preis: 16,00 Euro

Carsten Heinke (Autor), Peter Hirth (Fotograf)
DuMont Bildatlas Danzig, Ostsee, Masuren
DuMont Reiseverlag, 2022
ISBN 978-3616013039
Preis: 11,50 Euro

Gunnar Strunz
Wanderführer Masuren. Mit Ermland und Rominter Heide. 50 Touren mit GPS-Tracks
Rother Bergverlag, 2. akt. Aufl. 2024
ISBN 978-3763347629
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