Filmkritik von Nurit Seewi

Stand: 09.07.2018, 17:39 Uhr

Nurit Seewi, Autorin und Filmkritikerin:

"Eine ganze Stadt im Feiermodus, und das drei Tage lang: Schützenfest in Neuss, für Viele das Highlight des Jahres. Nicht nur, wenn schon der Großvater und Vater bei den Schützenbrüdern waren: Ein Streetworker mit Migrationshintergrund will mitmarschieren. Eine Gruppe junger Schüler gründet einen neuen Zug und leiht sich dafür Uniformen aus. Die Schützen-Tradition gibt es in Neuss seit 500 Jahren. Und sie ist immer noch farbenfroh, sinnstiftend, gesellig. Dass die Mädchen ihren Jungs mehr oder weniger nur Blümchen vom Straßenrand bringen oder für die Getränke und Musik sorgen, stört sie anscheinend nicht.

Der Film zeigt mit viel Wärme, warum diese für manche vielleicht militaristisch anmutende Tradition auch heute noch die Menschen in Neuß verbindet. Drei bis vier Tage im Jahr sind die Pferde parat, werden schon im Stall mit Schützenklängen eingestimmt, geht alles im Takt und nach strengen Vorgaben. Warum wollen auch Zuwanderer mitmachen, dazugehören, warum streben junge Neußer ihren Vätern nach? Warum gibt es kuriose Federbauschkurse und selbst kleine Schützen-Aufstellungen schon im Kindergarten? Das ist möglicherweise Kultur, Glaube, Heimat – in einem Sinn, der nicht ausgrenzt, wie diese Doku vermittelt. Und es ist ein bisschen wie Karneval, und mit mindestens genauso viel Herzblut ..."