Eine Hausfrau beim bügeln

Küche, Kinder, Krise: Das Glück der Hausfrau

Stand: 15.05.2016, 23:22 Uhr

Einen selbstgewählten Beruf ausüben, über eigenes Geld verfügen, wichtige Lebensentscheidungen alleine treffen – heute selbstverständlich aber für junge Frauen bis weit in die 70er oft unerreichbar. Sie sollten sich um Haus und Familie kümmern und die Selbstverwirklichung auf den Raum zwischen Herd und Kinderzimmer beschränken. In der Dokumentation erzählen acht Frauen mit viel Humor und Ehrlichkeit davon, wie sie mit diesen Zwängen umgegangen sind und manchmal Jahrzehnte später ihre Träume doch noch verwirklichen konnten.

Eine Werbeanzeige aus den 50er Jahren.

Fleißig, adrett und immer lächelnd: So sah das Idealbild der jungen Ehefrau Ende der 1950er aus.

Iris Bornmann aus Remscheid wollte als Stewardess um die Welt fliegen. Antonie Müller aus dem Odenwald träumte davon den Führerschein zu machen und im Frauenchor zu singen. Die Berlinerin Christa Hertzog aus Berlin sah sich als Schauspielerin beim Film. Doch ihre Männer sahen sie lieber am Herd und bei den Kindern. Nach der Hochzeit war’s vorbei mit den Träumen.

Sie schufteten oft mehr als 60 Stunden die Woche

Ein enormer Druck lastete auf den Frauen. Verzweifelt versuchte etwa Antonie Müller dem Ideal der perfekten Ehefrau und Hausfrau zu entsprechen. Unter dem unbarmherzigen Blick der strengen Schwiegermutter schuftete sie oft mehr als 60 Stunden die Woche um Haus und Hof in Ordnung zu halten, dem Mann sein Lieblingsessen aufzutischen und die Kinder zu erziehen.

Frau und Mann befinden sich gemeinsam in der Küche und erledigen die Hausarbeit.

Klare Rollenverteilung: Zu zweit am Spültisch? In den 1950ern die große Ausnahme.

Nach der Hochzeit wurde der Jungmädchentraum von Liebe, Ehe und Familie meist schnell vom Alltag am Herd eingeholt wurde.

Stimme einer ganzen Generation

Doch der Film erzählt nicht nur die Geschichte der jungen Ehefrauen von damals. Er wirft einen Blick auf eine ganze Generation von Frauen, denen viel mehr als das Ideal der perfekten Hausfrau im Wege stand.

Einige Frauen bei der Teilnahme an einem Haushaltskurs.

Einfach perfekt: Was die gute Hausfrau alles können musste, lernte sie in den 50ern in Haushaltskursen.

Die Gleichberechtigung von Mann und Frau war zwar auch damals schon im Grundgesetz garantiert. Doch im Alltag – vor allem im Westen Deutschlands – war es damit nicht weit her: Frauen konnten kein eigenes Konto eröffnen, ihr Verdienst wurde vom Ehemann verwaltet, der ihnen noch bis 1977 sogar die Berufstätigkeit verbieten konnte.

Drei Frauen in einem Waschsalon

Alles strahlend weiß: Der erste Waschsalon eröffnete in München 1950.

In der DDR hingegen war die Gleichheit von Frau und Mann im Beruf selbstverständlich. Frauen arbeiteten und verdienten ebenso viel wie Männer auf der gleichen Position. Doch wer erledigte nach getaner Arbeit den Haushalt? Oft waren es die Frauen, die dann in „zweiter Schicht“ den Haushalt schmissen.

Ein Film von Simone Jung / Redaktion: Monika Pohl