Wer kennt sie nicht, die optimistischen Akkorde am Anfang von "Sweet Home Alabama", zuletzt verwendet in Kid Rocks internationalem Hit "All Summer Long"? Das Gefühl von Freiheit und Lokalpatriotismus, das die Band in diesem Song beschwört, wurde zu ihrem Erfolgsrezept. Lynyrd Skynyrd waren nie Kritikerlieblinge, aber sie haben sich über die Jahrzehnte ihres Bestehens eine gewaltige Fangemeinde aufgebaut.
Die Band, die in einer Hütte am Rande eines Sumpfes probte, damit Bandleader Ronnie Van Zant so oft wie möglich angeln gehen konnte, war zunächst notorisch erfolglos – bis sie ihrem jungen Labelchef Al Kooper "Sweet Home Alabama" vorspielten. Seine direkte Reaktion: "Kommt morgen ins Studio. Das ist ein Hit!" Der Song war eine Replik auf Neil Youngs Südstaaten-kritischen Song "Southern Man" und machte die Band schlagartig bekannt. Es folgte eine Tour als Vorgruppe von The Who. Bei diesen Konzerten stellten Lynyrd Skynyrd ihren Song "Free Bird" erstmals einem größeren Publikum vor. "Free Bird" wurde zu ihrer Hymne und ist es bis heute. Nachdem Lynyrd Skynyrd selbst Headliner-Status erreicht hatten, wurden sie von ihrer Plattenfirma dazu überredet, vor einer gigantischen Südstaaten-Fahne zu spielen. Sie haben dies später bereut und auch öffentlich kundgetan, da diese Fahne in den USA oft als Erkennungszeichen von Nationalisten und Rassisten fungiert.
Regisseur Stephen Kijak, der bereits Filme über Scott Walker, die Rolling Stones oder Jaco Pastorius gemacht hat, erzählt in seinem größtenteils chronologisch aufgebauten Film die Bandgeschichte von Lynyrd Skynyrd nach und konzentriert sich dabei auf das Leben des Sängers und Songwriters Ronnie Van Zant. Kijak erzählt aus dessen Kindheit und Jugend in Florida, von seinen Boogie-Woogie-Anfängen, den Beziehungen zu seinen Bandkollegen bis zu seinem tragischen Ende bei einem Flugzeugabsturz 1977 in einem Mississippi-Sumpf. Dabei zeigt sich Van Zants widersprüchliche Persönlichkeit als mythischer Songpoet und notorischer Trunkenbold, der als alleiniger Boss von seinen Bandkollegen teils gefürchtet war. Gary Rossington, das letzte noch lebende Mitglied des Original-Lineups der Band, erzählt einen Großteil des Films, die Songs der ersten sechs Lynyrd-Skynyrd-Alben geben den musikalischen Hintergrund. Stephen Kijak verwendet eine Vielzahl an Fotos und Interviewpassagen aus Archivmaterial und verknüpft sie mit neu gedrehten Passagen aus der Gegenwart.
Der Film hatte seine Weltpremiere beim SXSW-Festival 2018 und wurde für seine spannende Erzählart gelobt, die ihn zu einer Musikdoku macht, die beileibe nicht nur für Fans interessant ist.