Wettkampf der Verwundeten: Deutsche Soldaten bei den Invictus Games

Menschen hautnah 21.09.2023 50:22 Min. UT Verfügbar bis 31.12.2098 WDR Von Antje Schneider und Eckehard Schmidt

Wettkampf der Verwundeten: Deutsche Soldaten bei den Invictus Games

Stand: 03.08.2023, 11:40 Uhr

Sie kämpfen wieder, nur sind sie nicht mehr im Krieg. Schwer verwundet an Leib und Seele treten Jens, Thorsten und Christian bei den „Invictus Games“ an, dem internationalen Sportwettkampf für kriegsversehrte Soldatinnen und Soldaten in Düsseldorf. Es geht um sportlichen Erfolg, aber vor allem darum, Ängste und Traumata zu besiegen. Werden die drei Bundeswehrsoldaten das schaffen? Die Wunden sind immer noch tief.

Kosovo-Einsatz der Bundeswehr, Sommer 1999. Bei einer Patrouille tritt Jens auf eine Mine. Sie zerfetzt seinen linken Unterschenkel. Ein Blutbad. „Ich war 23. Ich habe meinem Zugführer das Leben gerettet. Ja, dafür habe ich mein Bein verloren. Aber das war zum damaligen Zeitpunkt verdammt noch mal meine Pflicht.“ 2001 wird ihm mitgeteilt, dass die Bundeswehr ihn nicht weiter beschäftigen will. Doch Jens kämpft um seinen Job. „Dieses Land, diese Regierung hat uns darunter geschickt. Das haben wir uns nicht freiwillig rausgesucht, sondern wir wurden durchs Parlament da hingeschickt. Und allen, denen irgendwo was passiert ist, die wurden erst mal hängen gelassen. Und das hat mich natürlich wütend gemacht und macht mich heute noch wütend. Es kann doch nicht sein, dass ein Land seine Soldaten irgendwo hinschickt und sie dann einfach vergisst.“ Seit der Verwundung gehören Schmerzen zu seinem Leben: „Es gibt Tage, da tut Dir alles weh. Meine Energie hole ich mir tatsächlich über den Sport, weil man sich da einfach mal auspowern kann.“

Wettkampf der Verwundeten: Deutsche Soldaten bei den Invictus Games

Christian, Jens und Thorsten (v.l.n.r.): Traumatisiert bei ihrem Einsatz in der Bundeswehr.

Christian hat in Afghanistan erlebt, wie Kameraden sterben. Wie sie durchdrehen vor Angst. Die Erinnerungen und die Furcht vor Anschlägen wird er nicht mehr los. Auch Bundeswehrsoldat Thorsten ist traumatisiert. Als während seines Libanon-Einsatzes ein Passagierflugzeug abstürzte, musste er die Toten bergen. Zerfetzte Leichen, auch Kinder.

Mehr als 500 kriegsversehrte Soldatinnen und Soldaten aus über 20 Nationen treten vom
9.-16.9.2023 bei den „Invictus Games“ in Düsseldorf gegeneinander an. Prinz Harry war selbst Kämpfer in Afghanistan und hat die Spiele ins Leben gerufen. Invictus ist Latein und bedeutet „unbesiegt“. Menschen hautnah hat Jens, Thorsten und Christian bei den Vorbereitungen auf den nächsten Kampf ihres Lebens begleitet. Werden sie gewinnen?

Ein Film von Antje Schneider und Eckehard Schmidt
Redaktion: Martin Suckow