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Methadonvergabe im Bergischen Land vor der Krise

Stand: 17.10.2019, 16:03 Uhr

  • Zu wenige Substitutionspraxen
  • Drogensüchtige können mit Methadon ein normales Leben führen
  • Zahl der Drogentoten in Solingen ist unter Methadon gesunken

Von Beate Termühlen

Der Allgemeinmediziner Dr. Peter Holbeck versorgt in seiner Solinger Praxis täglich 150 drogensüchtige Patienten mit Methadon. Mit dieser Ersatzdroge können Heroinsüchtige ein normales Leben führen, arbeiten gehen und eine Familie gründen. Außerdem ist die Zahl der Drogentoten in Solingen von 14 auf jährlich 2 gesunken.

Das Methadon nehmen die Heroinabhängigen täglich als Getränk in seiner Praxis. Damit das für die vielen drogensüchtigen Menschen in Solingen auch in Zukunft möglich ist, wirbt Dr. Holbeck bei seinen Kollegen für das Substitutionsprogramm. Viele Ärzte scheuen diese gut bezahlte Zusatzarbeit, weil sie fürchten Patienten aus ihrer laufenden Praxis zu verlieren. Eines von vielen Vorurteilen, sagt Dr. Holbeck, dessen Praxis sich seit 1980 stetig vergrößert hat.

Substitution gehört nicht in Arztpraxen

Raus aus ambulanten Praxen und ausschließlich medizinischen Händen, das fordert die Jugend- und Drogenberatung in Solingen. Denkbar wäre für sie eine Zusammenarbeit mit Therapeuten und Sozialarbeitern in einem Zentrum, in dem Ärzte außerhalb ihrer eigenen Praxis substituieren könnten.

Wuppertaler Praxis lebt Zukunftsidee

Medizinische Versorgung und Sozialarbeit unter einem Dach. Das gibt es in der Substitutionspraxis von Dr. Achim Stein in Wuppertal seit vielen Jahren. Hier können Drogensüchtige neben dem Methadon auch ein Gespräch mit einem Sozialarbeiter bekommen. Auch in Wuppertal gibt es zu wenige Substitutionsärzte, sagt Dr. Stein. Er wünscht sich, dass angehende Ärzte schon an der Uni für die Substitution beworben werden.

Bei einem Ärztemangel für das Methadonprogramm befürchten Holbeck und Stein, dass viele Süchtige nicht mehr mit der Ersatzdroge versorgt werden könnten. Dann könnten viele von ihnen wieder auf der Straße landen, Heroin rauchen oder spritzen und in die Beschaffungskriminalität abrutschen.