„Portrait einer jungen Frau in Flammen“: Héloise (l, Adèle Haenel) und Marianne (Noémie Merlant).

WDR QUEER: Werkschau von Céline Sciamma

Stand: 28.06.2023, 19:29 Uhr

WDR, rbb und BR präsentieren gemeinsam 17 queere Filme – viele davon als deutsche Erstausstrahlungen. Das WDR Fernsehen widmet im Rahmen der Filmreihe drei Abende im August der queer-feministischen Filmemacherin Céline Sciamma. Sie beschäftigt sich in ihren Filmen mit der Erkundung weiblicher Identitäten, weiblichen Begehrens und weiblicher Lebensentwürfe.

Größte Bekanntheit erreichte Céline Sciamma 2019 mit dem Film „Portrait einer jungen Frau in Flammen“, der bei den Filmfestspielen in Cannes für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurde. Das Drama spielt im 18. Jahrhundert und stellt die Malerin Marianne in den Mittelpunkt. Sie erhält den Auftrag, heimlich das Hochzeitsporträt einer Adeligen zu malen, die sich gegen ihre Vermählung sträubt. Marianne beobachtet Héloïse während ihrer Spaziergänge und malt abends aus dem Gedächtnis heraus ihr Porträt. Je mehr Zeit die beiden jungen Frauen miteinander verbringen, desto stärker fühlen sie sich zueinander hingezogen. In betörend schönen Bildern, die selbst Gemälde sein könnten, entfaltet sich eine unglaublich feine Liebesgeschichte. „Portrait einer jungen Frau in Flammen“ war 2020 der weltweit meistgesehene französische Film. Er läuft am 3. August um 23.45 Uhr im WDR Fernsehen als Eröffnungsfilm der Werkschau.

Direkt im Anschluss um 01.30 Uhr zeigt der WDR den ersten Film der Regisseurin: „Water Lilies“, der sich mit pubertärer Sexualität und den Irrungen und Wirrungen des Heranwachsens beschäftigt. Marie ist fasziniert von den grazilen Bewegungen der Synchronschwimmerinnen - oder vielleicht doch vor allen von der schönen Floriane, dem hinreißenden Star der Gruppe?

Szene aus: Water Lilies

"Water Lilies"

Sie gilt unter den Jugendlichen als 'femme fatale', die jeden Jungen um ihren Finger wickeln kann. Dritte im Bund der erkundungsfreudigen Jugendlichen im zeitlos erscheinenden Vorstadtmilieu ist Maries beste Freundin Anne, die stets auf der Suche nach dem ersten Mal ist.

Auch in ihrem zweiten Film „Tomboy“ nimmt sich die Hauptfigur Laure ganz unbekümmert und hartnäckig die Freiheit, den eigenen Vorstellungen zu folgen: Laure trägt die Hosen am liebsten weit und die Haare kurz. Wie ein Mädchen sieht Laure nicht aus und möchte am liebsten keins sein.

Laure (Zoé Héran) wagt ein Experiment: sie stellt sich bei den anderen Kindern als Michael vor.

"Tomboy"

Als Laure mit den Eltern umzieht ergibt sich die Chance: Laure stellt sich den neuen Freunden als Michael vor. Für die Familie ändert sich nichts, doch für die anderen Kinder ist Laure nun Michael, der Fußball spielt und in den sich die hübsche Lisa verliebt. Michael lebt seine neue Identität aus und wünscht sich, dass der Sommer ewig so weitergeht. „Tomboy“ läuft am 10. August um 23.45 Uhr.

„Mädchenbande“ begibt sich in die Pariser Banlieue und folgt Marieme/Vic auf der Suche nach ihrem Weg: „Ich will nicht so sein, wie alle anderen. Normal“. Doch die Optionen von Marieme sind begrenzt. Zu Hause muss sie sich um ihre jüngeren Schwestern kümmern, weil die Mutter Überstunden als unterbezahlte Putzkraft schiebt. Außerfamiliär ist es nicht besser. In der Nachbarschaft geben Jungs den Ton an und die Schule ist eine Sackgasse. Doch dann wird sie Teil einer coolen Mädchengang, die sich Freiheiten nimmt, von denen Marieme bislang nur träumte.

Die Mädchebande, v.l.n.r.: Fily (Marietou Toure), Adiatou (Lindsay Karamoh), Marieme (Karidja Touré), Lady (Assa Sylla)

"Mädchenbande"

Fortan heißt sie Vic und das Leben macht Spaß: Vic schwänzt den Unterricht, verändert ihr Äußeres und legt sich mit rivalisierenden Banden an. Das neue Leben soll Mariemes Weg in die Unabhängigkeit sein. Dabei besteht ihre Strategie in der stolzen Aneignung unterschiedlicher Rollenmodelle, die in etwa den gängigen Klischees entsprechen. Indem jede Option nach kurzer Testphase wieder verworfen wird, führt Céline Sciamma die Klischees als solche vor. Der Film läuft am 10. August um 01.30 Uhr im WDR.

Den Abschluss der Werkschau bildet „Petite Maman – als wir Kinder waren“ am 17. August um 23.40 Uhr. Die achtjährige Nelly fährt mit ihren Eltern in das Haus der gerade verstorbenen Großmutter, um es auszuräumen. Sie stöbert in den alten Spielsachen und Büchern ihrer Mutter Marion, neugierig auf deren Kindheit und streift durch die Wälder rund um das Haus.

Nelly (Joséphine Sanz) hilft ihrem Vater (l, Stéphane Varupenne) bei der Rasur des Bartes

"Petite Maman – als wir Kinder waren"

Dort trifft sie auf ein Mädchen, das ihr wie ein Ei dem anderen gleicht. Sie heißt Marion. Schnell entwickeln die beiden eine innige Freundschaft und teilen bald ein mystisches Geheimnis, das sie auf wunderbare Weise verbindet. Unaufgeregt und dabei voller Poesie ist der Film eine Zeitreise durch die Augen eines jungen Mädchens. Sciamma sagt dazu: „Die Zeitreise findet nur in uns statt. Ich wollte die Zuschauer dazu bringen, ihre eigene Zeitmaschine anzuwerfen, die sich in ihrem Körper, in ihrem Geist befindet.“

rbb QUEER, BR QUEER und WDR QUEER 
Großes Kino mit berührenden Liebesgeschichten, mitreißenden Coming-of-Age-Filmen und bewegenden Außenseiter:innen-Porträts. Vom
29. Juni bis 27. Juli laufen donnerstags im BR Fernsehen (jeweils ab 23.15 Uhr) und vom 4. Juli bis 15. August dienstags im rbb Fernsehen (jeweils um 22.45 Uhr) zwölf queere Filme. Das WDR Fernsehen zeigt alle fünf bisherigen Langfilme von Céline Sciamma donnerstags vom 3. bis 17. August. Neun der insgesamt siebzehn Filme sind deutsche Erstausstrahlungen.

Die Filme sind nach ihrer Ausstrahlung für 14 bzw. 30 Tage in der ARD Mediathek zu sehen.