1981: Zum ersten Mal pöbelte sich Horst Schimanski in seiner speckigen Jacke durch den "Tatort". In Bonn kamen Hunderttausende zur ersten Friedensdemo im Hofgarten. Und die Fußballfrauen der SSG 09 aus Bergisch Gladbach wurden Weltmeisterinnen!
Der zweite Film der neuen WDR-Dokumentationsreihe "Unser Land in den 80ern" erzählt von einer Zeit, als die SPD mit absoluter Mehrheit das Land regierte; es war das Jahr, in dem die Arbeitslosenquote auf fast 400.000 stieg – so viel wie nie zuvor. Überall musste gespart werden, denn es fehlte im wahrsten Sinne des Wortes "Jede Menge Kohle".
Zwischen Poppern, Protesten und sportlichen Triumphen erzählt der Film aber auch Geschichten von Menschen, deren Leben sich in diesem Jahr grundlegend verändern sollte.
Unschlagbar: Anne Trabant-Haarbach (r.) und die SSG 09 aus Bergisch Gladbach dominierten den Frauenfußball.
Anne Trabant-Haarbach, Trainerin und Spielerin der SSG 09 Bergisch Gladbach, feierte 1981 ihren größten sportlichen Erfolg. In diesem Jahr fand in Taiwan die inoffizielle Damen-Fußball-Weltmeisterschaft statt. Das Problem: Eine deutsche Nationalmannschaft der Damen gab es noch nicht. Dazu hatte sich der DFB bisher noch nicht durchringen können. Kurzerhand schickte man die SSG 09 als damals erfolgreichste deutsche Damen-Fußballmannschaft, die bereits national alle wichtigen Titel abgeräumt hatte. Und auch in Taiwan klappte es.
Der Gewinn des Weltcups im Oktober 1981 brachte Anne Trabant-Haarbach die Erfüllung ihres Traums. Es war der entscheidende Schritt zur Gründung einer Damen-Nationalmannschaft.
Frieden schaffen ohne Waffen! 1981 kamen 300.000 Menschen zur Friedensdemonstration nach Bonn.
Auch für Sarah Nemitz ist das Jahr 1981 unvergessen. Sie war damals 16 und radelte gegen den Willen der Eltern von Köln nach Bonn um an der großen Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten teilzunehmen. Die Händler auf dem Marktplatz gaben Demonstrationsrabatt – um vor dem erwarteten Krawall schnell noch alle Waren zu verkaufen. Die Erinnerung an die überwältigende Atmosphäre unter den Hunderttausenden und an die Konzerte und Reden von Künstlern aus der ganzen Welt ist bei Sarah Nemitz bis heute lebendig.
Für den Kölner Johannes Erleman endete 1981 seine Kindheit von einem Moment auf den anderen. Am 6. März passten drei Männer den damals elfjährigen Jungen im Forstbotanischen Garten in Köln ab und entführten ihn. Über zwei Wochen wurde er in einem kleinen Verschlag in der Eifel eingesperrt. Seine Familie war wohlhabend, der Vater ein Finanzexperte und ehemaliger Präsident des Kölner Eishockeyclubs KEC. Drei Millionen Mark Lösegeld brachte die Familie auf, und Johannes Erlemann kam nach 16 Tagen wieder frei. "Die Entführer haben ihre Strafen bekommen, ich habe lebenslänglich", sagt der heute 48jährige. Die Entführung habe sein Leben für immer verändert.
Die Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer erlebte die große Demo 1981 in Bonn als 15jährige mit. Sie erzählt die zweite Folge der Doku-Reihe.
Ein Film von Anke Rebbert
Redaktion: Monika Pohl