Menschenmengen, Udo Lindenberg und Erich Honecker im Gespräch

Hinterm Horizont geht’s weiter – 1987

Stand: 25.02.2022, 16:10 Uhr

Das gewohnte Terrain verlassen und den eigenen Horizont erweitern – das wurde 1987 zum Motto der Menschen in unserem Land. Den Anfang machte unser Ministerpräsident: Johannes Rau kandidierte für das Kanzleramt in Bonn. Udo Lindenberg bahnte sich in Wuppertal einen Weg zu Erich Honecker, der erstmals zu einem offiziellen Besuch in den Westen kam. Viele Nordrhein-Westfalen gingen zum ersten Mal auf die Straße – ob für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze oder gegen die Volkszählung.

Demonstration, Plakate gegen die Volkszählung

"Tag des deutschen Altpapiers": Volkszählungsgegner kämpften Humor.

Auch die Langenfelderin Luise Pawlowsky boykottierte die Volkszählung 1987. Damit war sie der Stadtverwaltung ein Dorn im Auge. Erst flatterte ein Bußgeldbescheid ins Haus, dann war plötzlich ihr Auto verschwunden und schließlich sogar ihr Gehalt gepfändet. Heute erzählt sie von ihrem irrsinnigen Kampf gegen die Institutionen.

Toni Schumacher nah, im Hintergrund das Kölner Fußballstadion

Toni Schumacher: Viel rumgekommen, doch sein Herz gehört dem 1. FC Köln.

Toni Schumacher war 1987 auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Beim 1. FC Köln und in der Nationalmannschaft wurde der Torwart als Star gefeiert. Bis er neue Wege betrat – als Buchautor – und mit seiner Autobiografie „Anpfiff“ einen Skandal auslöste, mit verheerenden Folgen für seine Karriere. Der Rheinländer erinnert sich an eine Zeit, in der seine Welt Kopf stand. Und erzählt von einer Liebe, die niemals vergeht.

Lollys der Empörung

In Kevelaer wurde 1987 die Stadt herausgeputzt. Der Papst hatte seinen Besuch angekündigt. Zu diesem Anlass wollte Rolf Reinhardt einen besonderen Leckerbissen in das Schaufenster seines Süßwarenladens legen: Lollys mit dem Abbild des Pontifex’. Mit dem anschließenden Sturm der Entrüstung hatte er jedoch nicht gerechnet. Bis schließlich der Adjutant des Papstes der Geschichte eine entscheidende Wendung verpasste, die Reinhardts Leben bis heute verändert hat.

Stahlarbeiter demonstrieren vor dem Werksgelände des Krupp-Stahlwerkes in Duisburg-Rheinhausen

Auf die Straße: Als es um ihre Zukunft ging, demonstrierten viele Duisburger zum ersten Mal.

In Hattingen hatten die Stahlarbeiter gerade erst vergeblich für den Erhalt der Henrichshütte gekämpft, nun stand völlig überraschend das Krupp-Werk in Duisburg-Rheinhausen vor dem Aus. Betriebsrat Theo Steegmann erlebte an vorderster Front mit, wie aus Hilflosigkeit eine Bewegung wuchs, die erst ganz Duisburg und dann das ganze Ruhrgebiet auf die Straße brachte. Er berichtet von einer selbstbewussten Belegschaft, die 1987 den Startschuss legte für den längsten Arbeitskampf in der Geschichte der Bundesrepublik.

Frierende NRWler

1987 war ein eisiges Jahr in NRW – in der Wirtschaft und beim Wetter. Ein Jahrhunderteisregen legte weite Teile von Westfalen lahm – und das ausgerechnet am Rosenmontag. Im Sauerland begab sich der ECD Iserlohn wegen seiner Verbindungen nach Libyen auf dünnes Eis. Und die eisigen Blicke zwischen Prinz Charles und Lady Di sorgten beim royalen Besuch im Rheinland für Aufsehen.

Erzählt wird der Film von Mariele Millowitsch, die schon 1987 die Menschen in NRW im Theater und im Fernsehen begeisterte.

Ein Film von Simone Schillinger
Redaktion: Barbara Schmitz

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