Marius Müller-Westernhagen am Mikrofon

Freiheit – 1989

Stand: 25.02.2022, 12:13 Uhr

1989 war das Jahr der großen Freiheiten: Den einen wurde sie genommen, den anderen überraschend gegeben. Als Marius Müller-Westernhagen in der Dortmunder Westfalenhalle "Freiheit" anstimmte, sangen 20.000 Besucher beseelt mit. Gänsehaut-Feeling in Nordrhein-Westfalen - nach Mauerfall und Grenzöffnung im Osten der Republik.

Die letzte Folge der WDR-Reihe "Unser Land in den 80ern" erzählt von einem Jahr, das Geschichte schrieb. Auch im Westen merkte man schnell: Wir sind mittendrin. Perestroika und Glasnost kamen bis nach Dortmund, als der sowjetische Generalsekretär Michael Gorbatschow vor begeisterten Hoeschianern sprach.

Michail Gorbatschow am Rednerpult mit Hoesch-Schriftzug

Hautnah: Die Mitarbeiter der Hoesch AG standen Gorbatschow bei seinem Besuch in Dortmund gegenüber.

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Eigeninitiative

Ein willensstarker Bauer in der Warburger Börde beendete die britischen Militärmanöver in seinem Dorf auf entschlossen-westfälische Art: Er parkte einfach die einrollenden Panzer mit seinen Treckern zu - und zwar solange, bis ein britischer General versprach: Über die Hauptstraße von Borgentreich würden nie wieder Panzer fahren.

Zwei Männer in Sportkleidung mit Goldmedaille um den Hals

Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner: Ihr WM-Titel löste einen Tischtennis-Boom aus.

1989 war auch ein Jahr der sportlichen Triumphe: Das junge, recht unbekannte Tischtennis-Doppel Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner wurde in der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle völlig überraschend Weltmeister und sorgte so für einen Tischtennis-Boom in Deutschland, der bis heute andauert. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen wurde Europameister – im eigenen Land. Und der DFB lobte eine ganz besondere Siegprämie aus: ein Kaffeeservice.

Beim Kölner Verlag Kiepenheuer und Witsch herrschte Ausnahmezustand: Der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini hatte alle Muslime aufgefordert, den britischen Autoren Salman Rushdie wegen seines Buches "Die satanischen Verse" zu töten - ebenso wie alle, die bei der Veröffentlichung des Buches mitarbeiteten. Die deutsche Lektorin Bärbel Flad erinnert sich im Film: "Es gab Leute, die sind unter den Schreibtisch gekrochen, und es gab ebenso Leute, die haben sich auf den Balkon gestellt und für die Pressefreiheit demonstriert."

Ein prägendes Jahr

Trabi am Grenzübergang von Ostberlin nach Westberlin

Trabis kommen nach NRW: Besonders in Bielefeld waren die Autos aus dem Osten beliebt.

Doch besonders eingebrannt in die Erinnerung der Menschen haben sich 1989 die Bilder nach der deutsch-deutschen Grenzöffnung. DDR-Bürger kamen nach NRW - und brachten ihre Trabis mit. In Bielefeld entwickelte sich bald ein reger Markt für die schnuckeligen Ost-Autos, und im Rheinland sammelte ein findiger Tankwart Geld für die Neubürger, indem er Westlern Trabi-Ausflüge anbot.

Eine besonders rührende Familienzusammenführung fand in diesen Tagen im Schatten des Kölner Doms statt: Ein Zwillingspaar aus Köln und Ost-Berlin fand nach 16 Jahren Trennung wieder zusammen. Ein bewegender Moment, an den sich Rolf und Ulrich Guttmann im Film gerne erinnern.

Erzählt wird der Film von Caroline Peters, die in Köln aufwuchs und 1989 volljährig wurde.

Ein Film von Clemens Gersch und Michael Wieseler
Redaktion: Christiane Mausbach

Der Sound der 80er

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