Ein Mann mit Sonnenbrille und Pelzmantel

Chicago am Rhein

Stand: 11.12.2019, 13:26 Uhr

Die Kölner waren stolz auf sich und ihre Stadt. Zu Beginn der 60er Jahre waren die schlimmsten Kriegsschäden beseitigt und die Folgen des Wirtschaftswunders spürbar. Doch die Freude war getrübt. Denn Köln war gleichzeitig die Verbrechenshauptstadt der jungen Republik. In keiner deutschen Stadt wurde so viel gestohlen, erpresst und gemordet.

Mann mit Pelzmantel

Die 70er Jahre: Der Düres (l),eine Kölner Milieu-Größe.

"Chicago am Rhein" titelte damals eine Boulevardzeitung in Anspielung auf die amerikanische Verbrechenshochburg aus der Zeit Al Capones. Raub, Vergewaltigung und Totschlag. Köln galt damals als Stadt der Halb- und Unterwelt. Viele „Größen“ dieser Zeit wurden in der ganzen Republik bekannt. Sie selbst sahen sich gerne als ehrenwerte Räuber. Aber Heinrich Schäfer alias Schäfers Nas oder Anton Dumm alias Dummse Tünn kamen immer wieder in die Schlagzeilen.

Der Ehrenkodex der großen und kleinen Ganoven

Zwei Männer sitzen am Tisch

Anfang der 80er Jahre: Walter Volmer (l) und Werner Reuther von der Kripo Köln auf einer Pressekonferenz zum Entführungsfall Nina von Gallwitz.

Die Dokumentation von Peter F. Müller wirft einen Blick auf die Verbrechensgeschichte der Domstadt, von den 60er bis zu Beginn der 80er Jahre. Kriminalkommissare und Staatsanwälte, Polizeireporter und Milieugrößen erzählen von den spektakulären Kapitalverbrechen dieser Zeit: Den Banküberfall mit Geiselnahme auf die Deutsche Bank am Dom, den Einbruch in die Domschatzkammer, die Entführungsfälle Erlemann und von Gallwitz. Die großen und kleinen Ganoven des Kölner Milieus hatten mit dieser Art Verbrechen in der Regel nichts zu tun. Im Gegenteil halfen sie bei der Aufklärung so mancher Straftat, wenn etwas gegen ihren Ehrencodex verstieß. Verbrechen an Kindern wurden als Verstoß gegen die Menschlichkeit gewertet und Kirchenraub, zumal aus dem Kölner Dom, das ging gar nicht.

Undercover-Ermittlungen in der Schattenwelt

Kai Löhmer

Hat in den 70er Jahren undercover im Zocker-Milieu Kölns ermittelt: Kai Löhmer, ehemals Steueramt der Stadt Köln.

Köln war in der Zeit aber auch eine Hochburg der Prostitution und des illegalen Glückspiels, den eigentlichen Tummelplätzen des Milieus. Um dem ausufernden Problem der Straßenprostitution in der Innenstadt Herr zu werden, ließen die Stadtväter das erste Eroscenter Deutschlands bauen. Dem Steuerbetrug im Zockermilieu rückte man mit Undercover-Ermittlern zu Leibe. Die Protagonisten erzählen - manchmal mit einem Schmunzeln - über diese Schattenwelt der Gesellschaft.

(Erstsendung: 19.02.2010)

Ein Film von Peter F. Müller
Redaktion: Christiane Hinz und Adrian Lehnigk