Ein Pärchen steht vor ihrem Wohnwagen und lächelt in die Kamera

Campingboom in NRW – Von der Knutschkugel zum Luxuscaravan

Stand: 01.09.2020, 11:46 Uhr

Im Urlaubsjahr 2020 schweifen viele nicht in die Ferne. Warum auch – das Gute liegt fast vor der Haustür. Camping boomt, erst recht in Corona-Zeiten und gerade in NRW. Mit dem größten Platz Deutschlands und der größten Wohnwagen-Verkaufsmeile Europas ist es das Land der Rekorde – und der Tradition. Die Dokumentation erzählt, wie die Camping-Liebe in NRW begann und wie luxuriös sie inzwischen gelebt wird.

Die Grav-Insel in Wesel ist eine Camping-Kleinstadt mit riesigem Anspruch: Deutschlands größter Campingplatz trumpft auf mit 2.500 Stellplätzen, 30 Kilometern Wegen und Straßen, eigenem Rheinzugang und 300 Bootsliegeplätzen.

Grav-Insel

Die Grav-Insel: Für viele Camper ist sie ein zweites Zuhause.

In einem ganz normalen Sommer brummt der Platz und zählt 2,5 Millionen Übernachtungen. 2020 mag alles ein bisschen ruhiger sein – ein bisschen kleiner ist es ganz bestimmt nicht. Besitzerfamilie Seibt hat alle Hände voll zu tun, dieses 250-Hektar-Imperium zu pflegen. Außerdem sind da ja noch die über 2.000 treuen Dauer- und Saison-Camper, die hier ihre ganz private Parzellen-Idylle leben und hegen.

Eine Familie sitzt vor ihrem Zelt

Heute hier, morgen fort: Viele schätzen die Mobilität beim Campen.

Camping-Glück in NRW gibt es auch eine Nummer kleiner. Zum Sonnenaufgang hinter der Scheune von Bauer Dirk Köninck im Münsterland kräht der Hahn die Natur-Camper aus ihren Schlafsäcken. Ein Zelt, eine Isomatte und ein Kocher für den Kaffee am Morgen – mehr brauchen sie nicht zum Urlaubsgefühl.

Ein alter Mann schaut neugierig in einen Oldtimer-Wohnwagen

Original "Knutschkugel": Auch nach 50 Jahren erntet der "Eriba Puck" noch neugierige Blicke.

Für die Oldie-Camper, die sich am Rheinufer in Duisburg treffen, ist dagegen ihre historische "Knutschkugel" der Wohnwagen-Himmel auf Erden. Sie urlauben fast wie in den Anfängen der Camping-Liebe in NRW: Im Wirtschaftswunderland waren Ferien in Zelt oder Caravan die erschwingliche Flucht aus der Enge der Stadt. Was ist daraus geworden?

Das Film-Team um Brigitte Büscher und Benjamin Braun ist zum Start der Sommerferien-Saison auch auf einem Campingplatz in der Eifel unterwegs. Die hat eine besondere Bedeutung, denn schon in den 60er Jahren suchten die Städter aus dem Ruhrpott Erholung in den nahen Bergen.

Das zeigen Schätze aus dem WDR-Archiv – und auch, dass ein handfester Regenschauer die Sehnsucht nach dem Süden wecken kann. Aber genau das macht den Reiz des mobilen Urlaubs aus: Wenn es nicht gefällt, tingelt man eben weiter. Dieses Gefühl von Freiheit fasziniert viele Menschen ein Leben lang.

Ein Kleinwagen wird in ein Reisemobil verladen

Zweitwagen an Bord: Wer es sich leisten kann, muss auch beim Campen auf nichts verzichten.

Maria Dhonau zum Beispiel hat es nie losgelassen. Noch heute verkauft die über 80-jährige Pionierin Wohnmobile an der B1 in Mülheim an der Ruhr. Dort erstreckt sich auf über 2,5 Kilometern Europas größte Wohnmobil-Verkaufsmeile. Auch Luxus-Wohnmobile, die so viel kosten wie eine Eigentumswohnung, stehen hier zum Verkauf.

Und es geht noch glamouröser: In einer Edel-Manufaktur in Wuppertal werden Wohnmobile für gutbetuchte Kunden gebaut. Die "Glamper" lassen sich ihre Gefährte die eine oder andere Million kosten. Die Kolosse sind mehr als zehn Meter lang, haben eine integrierte PKW-Garage und ein Innenleben, das individuell nach den Komfort-Wünschen der Kunden gestaltet wird.

Von den abenteuerlichen Anfängen über den Schlafsack unter freiem Himmel bis hin zum Luxuscaravan – was die Camper eint, ist das große Freiheitsgefühl um die Ecke.

Ein Film von Brigitte Büscher und Benjamin Braun
Redaktion: Klaus Geiges