Abfahren wie die Weltmeister
Fuzzy Garhammer - Skifahren aus Leidenschaft
Stand: 09.12.2013, 00:00 Uhr
Die Garhammer Brüder Ernst und Fuzzy gelten als die Pioniere des Trickskilaufs, der wilden Art des Skifahrens. Bereits in den sechziger Jahren versuchten sie sich auf Brettern mit Riemenbindung und Holzschuhen am heimatlichen Hang in Niederbayern. Eine erste selbst gebaute Sprungschanze aus Bananenkisten und zahlreiche Prellungen gehörten wie selbstverständlich dazu.
Beim Weltskilehrer-Kongress 1970 präsentierte Fuzzy Garhammer seine neue, unkonventionelle Art des Skifahrens: Trickski. Er gewann zahlreiche internationale Wettbewerbe und auch seine Brüder Bernd, Ernst, Franz und Schwester Hedy gehörten zur Weltspitze. Bruder Ernst wurde fünffacher Weltcup- und achtfacher Europameister.
Als Skikameramann auf der Piste
Der preisgekrönte Skifilmer Fuzzy Garhammer mit Kamera auf der Piste
Bereits früh entdeckten Ernst und Fuzzy ihre Leidenschaft für den Film - den Skifilm. Mit viel Leidenschaft, Wagemut und halsbrecherischen Abfahrten, stets mit der Kamera dabei, drehten sie ihren ersten Film, der 1977 einen Preis beim New Yorker Skifilm Festival gewann. Die Kamera ist seitdem fester Bestandteil auf der Piste und im Powder.
Snowboarding und Skischule
In den achtziger Jahren entdeckte Fuzzy das Snowboarden und entwichkelte seine eigene Technik, die dem Sport zu mehr Leichtigkeit verhalf: ABS - Andrehen, Beugen, Strecken. Die Presse sprach vom Tanz auf dem Schnee. Bereits vor zwanzig Jahren gründete der Ex-Freestyle Ski-Weltmeister und Snowboard-Pionier Garhammer seine eigene Ski- & Boardschool.
Für die Alpenstory geht der preisgekrönte Skifilmer Fuzzy Garhammer auf die Piste und zeigt die zwei Gesichter der Zugpitze: "Auf der einen Seite haben wir den Massentourismus, auf der anderen Seite ist unmittelbar daneben wieder eine Natur - unglaubliche Ruhe, Wild, Hirsche und Gemsen. Dieses Nebeneinander schätze ich an der Zugspitze sehr. Schau'n wir mal, ob in der Zukunft diese Gebiete auch richtig erhalten bleiben."
Eine der anspruchsvollsten Rennstrecken: die Kandahar-Abfahrt
Die Kandahar-Strecke -In der Hochgeschwindigkeitspassage zwischen Schussanger und Bödele trennen sich Damen- und Herrenabfahrt.
Sie gilt als eine der technisch anspruchsvollsten Rennstrecken im Alpinen Skiweltcup: die Kandahar-Abfahrt in Garmisch. Ihre Abschnitte heißen “Hölle”, “Himmelreich” oder “Freier Fall”. Die Abfahrer erreichen hier Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 130 Kilometer pro Stunde. Bereits seit 1954 wird in Garmisch-Partenkirchen das traditionelle Arlberg-Kandahar-Rennen veranstaltet, 1969/70 zum ersten Mal im Rahmen des Weltcups. Die spektakuläre Strecke war Bestandteil der erfolglosen Müchner Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018.
Es gibt zwei verschiedene Abfahrten auf weitgehend verschiedenen Trassen: eine für Damen mit einer Länge von 2.920 Metern und eine für Herren mit 3.300 Metern. Beim Zielabschnitt der Kandahar, dem Tauber-Schuss mündet die Damen- in die Herrenstrecke. Beide enden dann im selben Zielstadion. Nachdem die Österreicherin Ulrike Maier 1994 bei der Weltcupabfahrt tödlich verunglückte, wurden bis zum Streckenumbau 2008 keine Damenabfahrten durchgeführt.
Insgesamt umfasst das Gebiet Garmisch-Classic mit der berühmten Kandahar-Abfahrt drei Skiberge: Hausberg, Kreuzeck und Alpspitze. Die insgesamt 40 Pistenkilometer in einer Höhe von 700 bis 2.050 Meter bieten dabei alle Schwierigkeitsgrade und fünf beschneite Talabfahrten. Namensgeber der Strecke war der britische Kolonialheld Frederick Roberts, der als Earl of Kandahar im Jahr 1911 einen Pokal für den ersten klassischen Abfahrtslauf in Crans Montana gestiftet hatte.
Teurer Skizirkus für die Gemeinde
Für die Gemeinde ist der Skisport teuer. Das gilt besonders für die Pflege der Pisten und den Bau der Lifte und Abfahrtsstrecken. Und Garmisch ist stolz auf seine Weltcup-Pisten. Ganze Berge wurden dafür umgestaltet. Vorzeigerennstrecke ist die Kandahar Abfahrt, eine der berühmtesten Rennstrecken der Welt. Einmal pro Jahr gastiert hier der internationale Skizirkus. Ein Medienevent mit Liveübertragung. Bei den Deutschen Zuschauern besonders beliebt: Lokalmatadorin Maria Höfl-Riesch, die sich hier starker internationaler Konkurrenz stellt. Alles muss stimmen, perfekt sein, wenn man mit über 100 Stundenkilometern zu Tal fahren will.
Ein Medienevent mit Liveübertragung - Bei den Deutschen Zuschauern besonders beliebt: Lokalmatadorin Maria Höfl-Riesch
Doch: Die Gemeinde ist hoch verschuldet, über 80 Millionen waren es im Haushaltsjahr 2012. Inklusive der Schulden der Bergbahnen. Der Grund: Die hohen Investitionen für Sprungschanze und Skifahren. Allein 2012 wurden für den Erhalt der Kandahar-Abfahrt stolze 100.000 Euro ausgegeben. Über die Jahre werden die Einwohner für die Schulden zahlen müssen, über höhere Abgaben, wie viele befürchten. Die Skifahrer, die vor allem am Wochenende hierherkommen, stört das wenig. Sie suchen Spaß und Erholung auf der Piste.
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