Sie ist von ganzem Herzen Kölnerin. Für die Doku-Reihe "Heimatabend" hat sich Ulrike Brincker aber auch mit der Liebe zu ganz anderen Städten beschäftigt, darunter die ewige Rivalin der Kölner - Düsseldorf. Im Interview spricht die erfahrene Filmautorin darüber, wie aus einer ersten Idee vier abendfüllende Dokumentationen wurden.
Ulrike Brincker hat für ihre Portraits der WDR-Reihe "Heimatabende" in vielen Archiven recherchiert und Zeitzeugen interviewt.
WDR: Sie haben vier ganz unterschiedliche Städte filmisch porträtiert - Aachen, Köln, Bonn und Düsseldorf. Wie haben Sie sich den Städten angenähert, um herauszufinden, was sie ausmacht, was für jede Stadt besonders ist?
Ulrike Brincker: Ich habe mich zuerst für einige Tage im Filmarchiv des WDR eingeschlossen, habe Bücher und Artikel gelesen und bin dann in die jeweilige Stadt gefahren und habe mich dort treiben lassen.
WDR: In Ihren "Heimatabenden" zeigen Sie oft außergewöhnliches Filmmaterial; vieles davon war noch nie im Fernsehen zu sehen. Wie haben Sie diese Filmschätze aufgespürt?
Ulrike Brincker: Viele alte Filme lagern im WDR, das war einfach, was die Recherche angeht. Es gibt aber auch überregionale Archive wie zum Beispiel das Bundesarchiv in Berlin, wo wahre Schätze lagern. Das kann man sich nur vor Ort anschauen. Wunderschöne Aufnahmen kommen auch aus den jeweiligen Stadtarchiven und natürlich von den Filmclubs, die sich sehr engagiert haben.
WDR: Eine Besonderheit der "Heimatabend"-Reihe ist, dass die Geschichte der Städte aus der Sicht der Bewohner erzählt wird. Sie haben für Ihre Dokumentationen lange Gespräche und Interviews mit alteingesessenen Aachenern, Bonnern, Kölnern und Düsseldorfern geführt. Welche Lebensgeschichte hat Sie besonders beeindruckt?
Ulrike Brincker: Mit Abstand die von Aggi Hartfeld aus Köln, die im Krieg LKW fuhr und sich bei Kriegsende bei Ford nicht ganz legal einen LKW "organisierte", um die Evakuierten nach Hause zu holen. Später war sie die erste Fahrschullehrerin in Deutschland. Das war bis dahin ein reiner Männerberuf.
Oder Dorothée Hugot, die sich als junges Mädchen kurz nach Kriegsende durch die Trümmerwüste aufmachte, um zu gucken, ob der Aachener Dom noch stand. Das war ihr wichtig, denn er bedeutete "Heimat" (und damit auch Hoffnung) für sie.
WDR: Sie sind für Ihre Filme tief in die Geschichte abgetaucht und haben der Heimatliebe in Aachen, Köln, Düsseldorf und Bonn nachgespürt. Sind Ihnen diese Städte dadurch auch ein Stück Heimat geworden - oder bleibt das immer noch die Geburtstadt?
Ulrike Brincker: Meine Heimat - das ist klar - bleibt Köln. Damit sich ein Heimatgefühl entwickelt braucht es viele Jahre, bei mir zumindest. Man muss sich ja an die schönen kleinen Dinge erinnern können, wie zum Beispiel an die Reibekuchenbude am Bahnhof. Aber Aachen, Düsseldorf und Bonn sind mir immer eine Reise wert.