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Demonstration der Stahlarbeiter vor dem Stahlwerk

Der Pott bebt – die 80er

Stand: 24.07.2016, 17:08 Uhr

Nena aus Hagen wurde zum Weltstar. Überhaupt prägte die kleine Stadt am Tor zum Sauerland mit den Humpe-Schwestern und Extrabreit den Soundtrack unseres Landes weit über die 80er Jahre hinaus.

Wie auch Herbert Grönemeyer mit seiner Hymne an Bochum, die Düsseldorfer Toten Hosen und Kölner BAP. Was für ein musikalisches Jahrzehnt! Der Pott bebte.

Die 80er Jahre in NRW

Aktionsprogramm Ruhr, Gladbecker Geiseldrama und 99 Luftballons - Erinnerungen an die Achtziger.

Die deutsche Sängerin Nena

Die deutsche Popmusik der Achtziger kam zu einem nicht unbedeutenden Teil aus der westfälischen Stadt Hagen. Viele Protagonisten der Neuen Deutschen Welle kamen von hier: Unter anderem Extrabreit oder Annette Humpe, Frontfrau von Ideal. Die bekannteste war Nena, deren Band mit der zweiten Single "99 Luftballons" den größten Erfolg hatten.

Die deutsche Popmusik der Achtziger kam zu einem nicht unbedeutenden Teil aus der westfälischen Stadt Hagen. Viele Protagonisten der Neuen Deutschen Welle kamen von hier: Unter anderem Extrabreit oder Annette Humpe, Frontfrau von Ideal. Die bekannteste war Nena, deren Band mit der zweiten Single "99 Luftballons" den größten Erfolg hatten.

Zwischen 1949 und 1988 tagte das Düsseldorfer Parlament im Ständehaus, wo zu preußischen Zeiten schon das rheinische Provinzparlament saß. Da es dort aber zu eng wurde und es als Denkmal nicht ausgebaut werden durfte, fing man 1981 damit an, ein neues Parlamentsgebäude zu bauen. Von der runden Form eines Plenarsaals ausgehend, entschied man sich für das prägnante Design.

Unter Johannes Rau sollte es in Nordrhein-Westfalen aufwärts gehen. Damit es im Ruhrgebiet wieder aufwärts gehen könnte, wurde 1980 das "Aktionsprogramm Ruhr" gestartet. Man versuchte, die Kohle- und Stahlindustrie durch Modernisierungen zu retten. Die Maßnahmen konnten aber nichts am grundsätzlichen Abflauen ändern und hatte daher nur kurzfristigen Erfolg.

Der Wirtschaftsmotor befindet sich durch Firmen wie Bertelsmann, Oetker und Nixdorf nun im Osten des Landes. Statt unter Tage oder in der Schwerindustrie gibt es die Arbeitsplätze jetzt bei der Herstellung von Computern und Lebensmitteln. Das wirkt sich auch auf die kulturelle Identität aus: Ostwestfalen-Lippe ist ein Begriff geworden!

Der erste NRW-Tatort wurde 1971 ausgestrahlt. Der bekannteste Ermittler des Landes hat zehn Jahre später seine Karriere begonnen. Der Duisburger Kommissar Horst Schimanski, gespielt von Götz George, polarisierte mit seiner ruppigen Art, die das Ruhrgebiet und das Arbeitermilieu symbolisierte. Nach einer Pause bekam er 1997 sogar seine eigene Fernsehserie außerhalb der Tatortreihe, die bis zum diesjährigen Tod von Götz George unregelmäßig produziert wurde.

In den Achtzigern fiel ein junger Wagenbauer auf dem Düsseldorfer Rosenmontagszug mit besonders politischen Zügen auf. Heute ist Jacques Tilly der bekannteste Vertreter seiner Zunft. Einige seiner Wägen sorgten auch international für Kontroverse.

Die, dem Guinnessbuch der Rekorde nach, erste Regenbogenbrücke der Welt entstand 1987, als drei Künstler die Lichter einer Dortmunder Brücke bunt anmalten. Da sie eigentlich keine Genehmigung dafür hatten, wurde die Farbe wieder entfernt. Da dieser neue "Eingang in die Stadt" den Dortmundern aber so gut gefallen hat, konnte man sich darauf einigen, die Brücke nochmal mit Genehmigung zu bemalen. Seitdem die Brücke 2008 neu gebaut wurde, entsteht der Regenbogeneffekt durch LEDs.

Die Achtziger markierten den Beginn des Privatfernsehen. Sender wie RTLplus gewannen mit anarchisch-charmanten Sendungen wie der Tortenshow "Alles nichts oder?!" viele Zuschauer. 1988 zog dieser von Luxemburg nach Köln. Die Stadt, in der mit RTL und WDR nun zwei große Fernsehanstalten ihren Sitz hatten, wurde zu einer der Medienhauptstädte Deutschlands.

In wohl keinem Jahrzehnt wurde Nordrhein-Westfalen so sehr gebeutelt wie in den 80ern: Umweltkatastrophen in Form von giftigen Flüssen, Smog-Wolken, der Untergang der Schwerindustrie. Hunderttausende versammelten sich nicht nur in Bonn, um gegen die atomare Aufrüstung zu protestieren. In Rheinhausen streikten monatelang die Kumpels aus Duisburg für den Erhalt ihres Stahlwerks, blockierten Brücken und Autobahnen. Das Land stand hinter ihnen, doch langfristig Erfolg hatten sie nicht. Das Walzwerk Rheinhausen wurde geschlossen.

Der Arbeitskampf in Duisburg-Rheinhausen

Kein langfristiger Erfolg: der Arbeitskampf in Duisburg-Rheinhausen.

Das Ende der 80er macht deutlich, dass danach nichts mehr sein würde wie zuvor: Während auch das traditionsreiche Stahlwerk Henrichshütte geschlossen wurde, zog der Landtag in ein neues Gebäude. Eine symbolische Offenheit in Zeiten des Umbruchs - gläsern und transparent. In Berlin fiel die Mauer, ganz Deutschland veränderte sich.

Ein Film von Jobst Knigge
Erzählt von Annette Frier
Redaktion: Thomas Kamp und Monika Pohl