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Das Zirkuszelt des Zirkus Roncalli

Roncalli

Der Traum vom Zirkus

Stand: 19.05.2015, 19:17 Uhr

Im April 1978 landet Bernhard Paul, ein junger Österreicher, mit nur einem Koffer in Köln. Und einem Traum: Er will seinen eigenen Zirkus gründen - eine tollkühne, ziemlich verrückte Idee. Er hat diesen Traum gerade schon einmal begraben müssen. Nun soll in Köln der zweite Anlauf zum Erfolg führen…

Bis 1975 macht Bernhard Paul ganz bürgerlich in Wien Karriere. Dann kündigt er seinen gutdotierten Job, um Zirkusdirektor zu werden - sein Traum, seitdem er als Kind zum ersten Mal einen Zirkus besucht hat. Er lernt André Heller kennen, mit dem er ein erstes Programm entwickelt: „Die größte Poesie des Universums“. Dies Projekt feiert als „Circus Roncalli“ im Mai 1976 sehr erfolgreich Premiere im „Bonner Sommer“. Doch dann verlässt André Heller den Zirkus im Streit. Das Projekt scheint am Ende.

Neubeginn in der besetzten Fabrik

Mauer mit Aufschrift Stollwerck bleibt

In der ehemaligen Schokoladenfabrik Stollwerck in der Kölner Südstadt fanden ab 1978 die Vorbereitungen für den neuen Start des „Circus Roncalli“ statt.

Doch Bernhard Paul will sich nicht so leicht geschlagen geben. In einem sehr speziellen Ambiente in der Kölner Südstadt bastelt er weiter an seinem Traum. Die ehemalige Schokoladenfabrik „Stollwerck“ dort ist von jungen Leuten besetzt. In den Hallen proben Bands wie BAP. Künstler nutzen die leeren Etagen als Ateliers und veranstalten Happenings in der Maschinenhalle. Auf dem weitläufigen Gelände findet sich schließlich auch noch Platz für den Wohnwagen, in dem Bernhard Paul damals wohnt.

Die Wiedergeburt eines Traums

Die Kelly Family im Circus Roncalli

Die Kelly Family bei einem Auftritt im Circus Roncalli

Bald spricht sich herum, dass im „Stollwerck“ an der Wiedergeburt des „Circus Roncalli“ gewerkelt wird. Die Idee findet Anhänger. Bald finden sich Handwerker, Studenten, Maler und Musiker ein, die gemeinsam mit Paul an der Realisierung seines Traums arbeiten. Darunter auch die Kostümdesignerin Maria Lucas. Sie teilt seine Vorstellung von farbenprächtigen, traumhaften Kostümen für den Zirkus. Auch die „Kelly Family“, die Paul als Straßenmusiker schon in Wien kennengelernt hatte, residiert inzwischen in einem alten  Doppeldeckerbus auf dem Stollwerck-Gelände.

Unterstützung und immer neue Hindernisse

Bernhard Paul als Clown geschminkt. Er trägt ein blauweißes Hemd mit weißem Kragen und eine grau karierte Hose.

Bernhard Paul schminkt sich vor einem Spiegel als Clown Zippo.

Dazu kommen nach und nach Zirkuskünstler aus vielen Ländern, so zum Beispiel der Pantomime Pic. Er verkörpert wie kaum ein anderer die neue Idee eines poetischen Zirkus der leisen Töne. Prägende Figuren des neuen Zirkus sind auch die Clowns Fredi Codrelli und Martin Ender, die zusammen mit Bernhard Paul - als „Zippo“ - ein Trio bilden.

Die Schulden aus der ersten Pleite und immer neue finanzielle Probleme bringen den Neubeginn fast zum Scheitern. Der Schweizer Kabarettist Emil Steinberger erweist sich als tatkräftiger und großzügiger Unterstützer. Doch dann wird das „Stollwerck“-Gelände geräumt, und unmittelbar vor dem Premierentermin am 4. Juni 1980 sind die Kostüme verschwunden! Beinahe hätte „Die Reise zum Regenbogen“ nicht beginnen können…

Autor: Martin Uhrmeister
Redaktion: Beate Schlanstein

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