- Sendehinweis: Doku am Freitag | 20. April 2018, 20.15 - 21.00 Uhr | WDR
Villa Hügel in Essen, Hotel Petersberg hoch über dem Rhein, Kanzlerbungalow in Bonn – drei Orte voller Geschichte und Geschichten. Sie erzählen von gewieften Diplomaten, glanzvollen Empfängen und Schicksalsmomenten, in denen die Zukunft unseres Landes entschieden wurde.
Erinnert an Glanz und Größe, Macht und Bedeutung der Kohle- und Stahlindustrie an der Ruhr: die Villa Hügel.
Villa Hügel: Wohnhaus und Repräsentationsort
Die Villa Hügel in Essen: einst Wohnsitz der Krupps, der mächtigsten Industriellen des deutschen Reiches. Wie kaum ein anderes Bauwerk erinnert sie an Glanz und Macht der Schwerindustrie im Ruhrgebiet. Mit 269 Zimmern und 8100 Quadratmetern ist die gigantische Villa das größte Einfamilienhaus des Landes. Kaiser, Staatsmänner und Unternehmer aus aller Welt waren hier zu Gast.
Nach dem Umbau der Villa 1887: In den ehemaligen Speiseräumen entstand die repräsentative Bibliothek.
Die gewaltige Villa ist das Werk eines Besessenen. Alfred Krupp ließ das prunkvolle Anwesen ab 1870 auf dem Höhepunkt seines Erfolgs bauen - nicht nur als Wohnhaus sondern auch Repräsentationsort für sein damals schon weltweit tätiges Unternehmen.
Hotel Petersberg: Treffpunkt der Mächtigen
Hier wurde Geschichte geschrieben: Der Petersberg erhebt sich östlich des Rheins bei Königswinter.
Hoch über dem Rheinufer thront das Hotel Petersberg - Treffpunkt der Mächtigen, Rückzugsort der Prominenten und ein Ort, an dem Geschichte geschrieben wurde. Hier traf sich 1938 der britische Premierminister Neville Chamberlain mit Adolf Hitler zum Krisengespräch. Vergeblich. Hitler ließ sich auf dem Weg in den Weltkrieg nicht aufhalten.
Bundespräsident Heinrich Lübke und die britische Königin: royaler Glanz in Bonn.
1965 säumten Tausende die Straßen, als Queen Elizabeth auf dem Petersberg residierte – im Gepäck ihr eigenes Tafelsilber und englisches Wasser für den Tee. Acht Jahre später war Leonid Breschnew zu Gast. Der Staatschef der Sowjetunion besuchte mitten im Kalten Krieg Bundeskanzler Willy Brandt; ein erstes Zeichen der Entspannung zwischen Ost und West.
Unikum Kanzlerbungalow
Der Kanzlerbungalow in Bonn: Ein "Unikum" und "einzigartig" sei er gewesen, sagt Egon Bahr über das schlichte Haus - verborgen zwischen Bäumen im Bonner Regierungsviertel. Das Wohnzimmer der Mächtigen, wo sich die Kanzler von Ludwig Erhardt bis Helmut Kohl zu vertraulichen Gesprächen trafen, wo Krisenstäbe tagten und Politik gemacht wurde. Hier hingen Stasi-Spitzel in den Telefonleitungen und hier wurde die Deutsche Einheit vorbereitet.
Moderne Schlichtheit: Der 1963 erbaute Kanzlerbungalow im Bonner Regierungsviertel.
Ein Bau, der aufgrund seiner Bescheidenheit von Anfang an die Gemüter spaltete. Was die einen als "Hundehütte" bespötteln, war für das andere Symbol einer neuen demokratischen Offenheit. Gebaut 1963 vom Architekten Sep Ruf, nach Wünschen Ludwig Erhards.
Deutsche Gemütlichkeit: Prinz Charles und Lady Di zu Besuch bei Helmut Kohl im Kanzlerbungalow.
Doch die moderne Schlichtheit und Offenheit, die Erhardt schätzte, kam bei vielen seiner Nachfolger nicht an: Kurt Georg Kiesinger liebte die deutsche Gemütlichkeit und zog mit schweren Stilmöbeln, Häkeldeckchen und Antiquitäten ein. Willy Brandt ließ sich ein Attest ausstellen um nicht einziehen zu müssen. Die Schmidts mochten das schlichte Design, Helmut Kohl dagegen fand den Bungalow schlicht "absurd" – und blieb dennoch am längsten dort wohnen.
Regie: Ulrike Brincker und Florian Opitz
Bearbeitung: Marion Försching
Redaktion: Monika Pohl