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Ulrich Goutier zeigt ein Bild seiner Band The Sunbeams

Beat im Pott

Stand: 18.12.2016, 13:41 Uhr

Anfang der 60er Jahre sind weltweit Teenager von den Beatles und ihrer Musik elektrisiert. Die Beatwelle ist nicht aufzuhalten – schon gar nicht im Ruhrgebiet. Die Jugendlichen hier hören die neue Musik nicht nur, sondern machen sie selbst. Beatbands sprießen wie Pilze aus dem Boden. Über 1500 sind es im Jahr 1965! Einige davon werden richtig berühmt – zumindest für eine gewisse Zeit…

Rudolf Peters, Sänger der Rangers live 1964

Rudolf Peters, Sänger der Rangers live 1964.

Egal ob in Duisburg, Oberhausen oder Gelsenkirchen – überall spielen Teenager die neue Musik auf geschenkten oder ersparten Instrumenten nach und haben Auftritte vor begeistertem Publikum – und das fast jedes Wochenende. Sie spielen nicht immer schön, aber ihre Musik ist Ausdruck eines ganz neuen Lebensgefühls. Nicht alle Eltern sind davon begeistert, und auch die Medien, die über die Beatszene berichten, stehen ihr oft verständnislos gegenüber.

Auftritte für alle

Recklinghausen gilt Mitte der 60er Jahre als das "deutsche Liverpool". In der Vestlandhalle finden sogenannte "Tanztees" statt, später sind es regelmäßig Beatfestivals. Hier treten nicht selten an einem Wochenende über 100 Bands vor mehreren Tausend jungen Zuschauern auf.

Kevin Wystub, Beatfan und Musiker aus Bochum

Kevin Wystub, Beatfan und Musiker aus Bochum.

Einige Bands sind richtig gut und werden über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus bekannt: vor allem "The Dakotas", "German Blue Flames", "Frederic & the Rangers" und die Mädchenband "The Rag Dolls". In Oliver Schwabes Dokumentation erinnern sich Mitglieder dieser Bands an ihre Erlebnisse in der Beatszene, an Auftritte vor großem Publikum - und im jungen WDR.

Mehr Spaß als Ruhm

Alle diese Bands haben damals mindestens eine Platte veröffentlicht und hätten beinahe Karriere machen können. Die einen verdienten mit ihren Live-Auftritten ein besseres Taschengeld, die anderen konnten damit immerhin ihr Studium finanzieren. Aber selbst für die "German Blue Flames", die sogar mehrmals in die Kultsendung "Beatclub" eingeladen wurden, blieb das Musikmachen im wesentlichen Hobby.

Wolfgang Volkmer und Marcel Sadowski spielten in den 60ern beide bei den Dakotas

Wolfgang Volkmer (l.) und Marcel Sadowski spielten in den 60ern beide bei den Dakotas.

Grund zum Bedauern ist das für die Musiker von damals nicht. Sie blicken mit einem Augenzwinkern auf ihre Bandkarrieren und das Lebensgefühl im Ruhrgebiet in den sechziger Jahren zurück und erzählen vergnüglich und humorvoll von einer Jugendzeit, die durch den Beat geprägt war, der bis heute mitreißt.

Ein Film von Oliver Schwabe
Redaktion: Beate Schlanstein