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Traugott Grundmann mit dem letzten in Deutschland existierenden Rometschkäfer.

Als das Taxi noch als Käfer kam

Stand: 21.12.2016, 21:35 Uhr

Die Taxifahrer wussten den robusten Käfer gerade in der Nachkriegszeit zu schätzen. Und der wurde sogar noch zu einem geräumigen Viertürer ausgebaut. Der Käfer gehörte zu den ersten Taxen im Nachkriegsdeutschland.

Als das Taxi noch als Käfer kam

Der Käfer gehörte zu den ersten Taxen im Nachkriegsdeutschland.

Eine Idee aus der Not. Denn der Berliner Polizeipräsident hatte 1952 per Verfügung alle zweitürigen Taxen verboten. Die Firma Rometsch schaltete am schnellsten und baute den VW Käfer einfach um. Erst als das Wirtschaftswunder Fahrt aufgenommen hatte, setzten Taxiunternehmen zunehmend auf repräsentative Mercedeswagen. 

Taxifahrten mit Risiko

Die Fahrer waren eine Mischung aus Chauffeur und Kutscher, oft mit Schirmmütze und Fuhrmannsjacke, mal höflich mal ungehobelt, auf jeden Fall aber eine verschworene Gemeinschaft. Der eine half dem anderen. Denn sie alle fuhren mit der Angst im Nacken – Morde und Raubüberfälle häuften sich. Trauerfeiern für einen ermordeten Fahrer wurden zu politischen Demonstrationen mit langen Autokorsos und tausenden Teilnehmern. Das Gewerbe sah nur eine Lösung: die Todesstrafe. Bundesweit kam es zu Fällen von Lynchjustiz.

Walter Weber

Walter Weber und seine Taxifahrer-Kollegen wussten nach dem Krieg die Robustheit des Käfers zu schätzen.

Zum Schutz der Fahrer verordnete die Politik dann 1968 die schusssichere Trennscheibe. Zwar gab es nun weniger Überfälle, jedoch umso mehr Unfälle. Leidtragende waren oft die Fahrgäste. Bei plötzlichen Vollbremsungen kam es schnell zu schweren Verletzungen. Ein prominentes Opfer war Quizmaster Peter Frankenfeld mit einem Kieferbruch.

Das Ende einer Ära

Taxi fahren war bis in die 70er Jahre eine heiße Angelegenheit, denn die schwarzen Wagen heizten sich im Sommer schnell auf bis zu 55 Grad auf. Und dann ging die Fahrt erst los - natürlich noch ohne Klimaanlage. Messungen in helleren Autos ergaben Unterschiede von immerhin zehn Grad. Ab 1970 fuhren die ersten Taxen dann im Farbton Hellelfenbein (Ral1015), auch wegen der guten Sichtbarkeit in der Nacht. Zehn Jahre lang durften die schwarzen Wagen noch genutzt werden, dann war Schluss. Die Ära der schwarzen Taxen, die auch mit dem VW Käfer begonnen hatte, war Geschichte.

Marianne Tollas

Marianne Tollas: Sie musste sich als junge Frau als Taxifahrerin durchsetzen.

In der Dokumentation von Lothar Schröder erzählen Taxifahrerinnen und Taxifahrer über die bewegenden Zeiten, als die Taxigilde noch eine Gemeinschaft mit eigenen Gesetzen und losem Mundwerk war. Das merkten auch die ersten Frauen, als sie sich am männlich dominierten Taxenstand durchsetzen mussten. Viele blicken zurück in Wehmut. Geblieben ist die Sehnsucht nach freier Zeiteinteilung und der Möglichkeit des schnellen Geldverdienens. Viele, die zunächst nur nebenbei gefahren sind, blieben dabei.

Ein Film von Lothar Schröder
Redaktion: Adrian Lehnigk