Wer hat den schönsten Rosenmontagszug? Wo schmeckt das Bier besser? Und wo leben überhaupt die netteren Menschen? Am Rhein hat dazu jeder eine Meinung – je nachdem ob man den Rhein hinauf oder den Rhein hinab blickt. Wir fragen: Wer ist die Schönste im ganzen Land?
Zwischen Köln und Düsseldorf liegen zwar nur 40 Kilometer – aber die beiden ungleichen Schwestern am Rhein trennen Welten: hier die moderne Landeshauptstadt, dort die ruhmreiche Metropole mit Jahrhunderte alter Vergangenheit. Und mindestens seit den Römern liege man auch im Clinch miteinander, meint Kabarettist Jürgen Becker. Damals sei Düsseldorf noch die Pferdeweide der Kölner gewesen.
„Tote Hose“ an der Düssel
Überhaupt habe im Dorf an der Düssel noch sehr lange „Tote Hose“ geherrscht - weshalb die berühmteste Band aus Düsseldorf denn auch diesen Namen gewählt habe. Die wiederum habe Mut bewiesen, findet Wolfgang Niedecken. Das müsse man erst mal bringen, beim Konzert in Köln den Westernhagen-Song „Ich bin froh, dass ich kein Dicker bin“ anzustimmen – und zwar als „Ich bin froh, dass ich kein Kölner bin“.
Narzistische Kränkung
Die Frage, wer denn eigentlich angefangen hat mit dem Streit, lässt sich heute schwer beantworten. Klar aber, dass schon der Kölner OB Konrad Adenauer und sein damaliger Düsseldorfer Kollege Robert Lehr sich nicht so recht grün waren. Natürlich war es für Adenauer ein Schlag ins Gesicht, als nach dem Krieg nicht Köln sondern Düsseldorf Landeshauptstadt wurde.
„Eine massive narzisstische Kränkung“ diagnostiziert der Kölner Psychologe Stefan Grünewald – aber nichts, was echte Kölner wirklich aus der Bahn werfen könnte, denn für sie, ist ihre Stadt die schönste auf der Welt.
Hässlich aber sexy?
Der Düsseldorfer Karnevalsfigurenbauer Jacques Tilly bei der Arbeit.
Dabei habe Köln das Pech, ausgesprochen hässlich zu sein, kontert Jaques Tilly, der Wagenbauer des Düsseldorfer Rosenmontagszuges. Hässlich, aber sexy: Grünen-Politiker Michael Vesper erinnert sich an seine Jugendzeit in Düsseldorf. Damals habe ein regelrechter Minderwertigkeitskomplex gegenüber den Kölnern geherrscht. „Köln war cooler, angesagter, großstädtischer“.
So sah das auch der Galerist Rudolf Zwirner, der die „Art Cologne“ erfand und damit eine neuen Quell der Zwietracht zum Sprudeln brachte: Wer ist die deutsche Kunstmetropole? Düsseldorf gab sich geschniegelt und eher „uptown“, Köln in bewährter Manier cool und eher „downtown“. So lockte Zwirner dann auch die besten Düsseldorfer Künstler Gerhard Richter und Sigmar Polke in die Domstadt.
Der Düsseldorfer Medienhafen mit dem Fernsehturm
Der Film „Rivalen am Rhein“ geht den alten und neuen Querelen der beiden ungleichen Schwestern am Rhein auf den Grund. Dabei ist das WDR-Team immer wieder auf überraschende Details und Ansichten gestoßen.
Ein Film von Luzia Schmidt
Redaktion: Monika Pohl