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Menschen sitzen in einem Saal, eine Frau steht mit Mikrofon vor einer Leinwand

Preview "Das große Loch – Heimat gegen Kohle"

Stand: 17.02.2017, 16:07 Uhr

Am 9. Februar 2017 hatte der WDR in seiner monatlichen "Dok-Werkstatt" Interessierte zur kostenlosen Preview des Films "Das große Loch – Heimat gegen Kohle" eingeladen. Zahlreiche Gäste – vor allem direkt vom Braunkohleabbau Betroffene – kamen ins Filmforum des Kölner Museum Ludwig.

Obwohl der Film von Florian Caspar Richter und Alexander Landsberger ein so heikles Thema behandelt, herrschte Einigkeit über seine journalistische Qualität. "Es ist eine wirklich ausgewogene und auch sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema", lobte Markus Kosma, der stellvertretende Leiter der Tagebauplanung der RWE Power AG das Filmteam.

Braunkohle-Tagebau mit großem Bagger

Tagebau Garzweiler: Hier würde die Kölner Innenstadt verschwinden.

Aber auch auf bildlicher Ebene konnte die Dokumentation überzeugen. Eine Zuschauerin staunte über die Grafik, die verdeutlichte, dass die gesamte Kölner Innenstadt im Loch verschwinden würde und der Dom nicht an der Oberfläche zu sehen sei: "Diese Animation hat mich wirklich sprachlos gemacht."

Der Film führte vielen Zuschauern noch einmal den langwierigen und emotionalen Prozess des Umsiedelns vor Augen. So merkte Hans Goeres, Einwohner von Immerath-Neu, an, dass ihn der Gedanke an den Verlust seiner alten Heimat immer noch schmerze.

Auch die Landwirtin Christiane Portz, die noch mit ihrer Familie in Immerath-Alt wohnt, stimmte Goeres zu. Lange hätten sie mit RWE verhandelt, jetzt sei das Ende ihres Hofes absehbar: "Im Dezember haben wir unseren Vertrag mit der Firma RWE gemacht und sind jetzt mitten in den Vorbereitungen für die Umsiedlung. Wir müssen uns langsam an den Gedanken gewöhnen, bald umzuziehen." Ihr Mann, Hans-Joseph, fügte noch hinzu, dass der zukünftige Boden auch Neuland in Bezug auf die Bewirtschaftung sei und sie erst lernen müssten, damit umzugehen.

Beate Schlanstein, Redakteurin des Films, wollte nach dem Film von Gregor Eßer wissen, ob ihn die Bilder von der Landschaft "hinter dem Tagebau" erschreckt hätten. Der Rekultivierer von RWE vertraut allerdings auf die Fähigkeiten des Unternehmens, die Natur wiederherzustellen: "Ich weiß, dass es sehr viele gute Möglichkeiten gibt, die Natur schön zu gestalten. Es gibt ein großes Potenzial, das wir nutzen können. Ich sehe also auch die Chancen, die für mich als Ökologe damit einhergehen."

Auch der Bergbau-Historiker Peter Zenker ist von der Rekultivierung überzeugt und lobte die Gegend, die rund um Kaster entstanden ist: "Es ist einfach fantastisch, wie die Landschaft nach der Braunkohle dort aussieht. Das kann man wirklich vorzeigen!" Die Geschichte der letzten hundert Jahre beweise, dass eine Umsiedlung und Sanierung funktioniere. Diese Einschätzung stieß bei vielen Besuchern der Preview allerdings auf deutliche Kritik.

Eine ganz andere Vorstellung von Rekultivierung des Landes vertritt Dirk Jansen, der Geschäftsleiter des BUND, der für eine Zurückeroberung durch die Natur selbst plädierte. "Aber natürlich gibt es da die gesetzlichen Verpflichtungen zur Rekultivierung", räumte er bedauernd ein.

Ein Bericht von Viktoria Schulte