Kritisch reisen: Spanien – Wassermangel im Urlaubsparadies

die story 09.08.2023 44:03 Min. UT Verfügbar bis 31.12.2098 WDR Von Dirk Bitzer, Fritz Sprengart


Download Podcast

Kritisch reisen: Spanien – Wassermangel im Urlaubsparadies

In Spanien gibt es, wie in einigen anderen Ländern Südeuropas, ein neues, immer drängenderes Problem: Wasserknappheit. Die Situation ist in diesem Jahr so angespannt, dass etwa die besonders betroffene Region Katalonien bereits im April drastische Maßnahmen zum Wassersparen eingeführt hat. Springbrunnen bleiben trocken, Strandduschen laufen nur an wenigen Orten. Der Sommer hat bislang schon Rekordtemperaturen und Trockenheit mit sich gebracht, das Land steht vor einer großen Herausforderung: Wie lässt sich das knappe Gut Wasser sinnvoll und gerecht verteilen? Schließlich wollen nicht nur die Privathaushalte Wasser nutzen, sondern vor allem auch die wichtigen Wirtschaftszweige Landwirtschaft und Tourismus. Konflikte sind vorprogrammiert.

Spanien – Wassermangel im Urlaubsparadies

Egal, wie nah das Meer ist – einen Urlaub ohne Pool können sich die meisten Touristen in Spanien nicht vorstellen. Und der braucht viel Wasser. | Bild: WDR

„Ich habe da schon ein sehr ambivalentes Gefühl“, sagt die Urlauberin Bettina und schaut auf den Pool des Campingplatzes, auf dem sie gerade mit ihrem Wohnmobil steht. Er liegt am Rande des Nationalparks Doñana, der UNESCO-Weltnaturerbe und Rückzugsraum für tausende bedrohte Vogelarten ist. Er war Spaniens größtes Feuchtgebiet ist, 2022 ist es komplett ausgetrocknet, weil ihm zu viel Wasser entnommen wurde. Unter anderem für den Tourismus, für Rasensprenger, Strandduschen und Hotelpools. Pools wie dem in Bettinas Anlage. „Gerade jetzt, wenn es mehr als 40 Grad heiß ist, tut das als Abkühlung schon gut“, sagt die Touristin aus Dieburg. „Ohne geht es nicht. Spanienurlauber erwarten das einfach“, bestätigt auch Laura Pérez, Marketingchefin eines Hotels in Lloret de Mar. „Wir haben das Wasser im Pool um 20 Zentimeter abgesenkt, außerdem wird es nicht mehr so oft ausgetauscht“, erklärt sie erste Sparmaßnahmen in Katalonien. Aber reicht das? 

Spanien – Wassermangel im Urlaubsparadies

Die Laguna de Fuente Piedra bei Malaga ist in guten Zeiten ein Rückzugsraum für Flamingos - in diesem Sommer jedoch ausgetrocknet. Das ist in der Vergangenheit immer mal wieder passiert. In den zurückliegenden drei Jahren allerdings deutlich früher im Jahr als sonst. | Bild: WDR

Spanien ist mit seinen 80 Millionen Besuchern pro Jahr nicht nur eines der beliebtesten Reiseziele der Welt, sondern auch das Gewächshaus Europas. Die Landwirtschaft pumpt jeden Tag viele Millionen Liter Wasser aus dem Grundwasser ab, um Erdbeeren, Tomaten oder Avocados zu bewässern. Das geschieht auch im Nationalpark Doñana, über Hunderte illegale Brunnen. „Das ist Selbstmord“, schimpft der Umweltschützer Juan Romero. „Auf einen begrenzten Planeten passt kein unbegrenztes Wachstum.“ 

„Die Story“ geht der Wasserknappheit in Spanien auf die Spur, schaut in Katalonien und Andalusien, welche Auswirkungen sie bereits hat und wie der Tourismus auf die neue Lage reagiert.

Ein Film von Dirk Bitzer und Fritz Sprengart
Redaktion: Beate Schlanstein und Gudrun Wolter