Korruptions-Krimi in Südafrika

die story 17.04.2024 44:09 Min. UT AD Verfügbar bis 17.04.2098 WDR


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Korruptions-Krimi in Südafrika

Stand: 10.04.2024, 10:29 Uhr

Südafrika hat ein massives Korruptionsproblem. „Je mehr ich nachforschte, desto mehr wurde mir klar, wie tief sich die Korruption hier eingenistet hatte und wie sehr wir davon durchseucht waren,“ erzählt André de Ruyter, der ehemalige Vorstandschef des staatlichen Stromversorgers Eskom.

Bongani Mabuza im Township

Dieser Konzern, der das Monopol für die Stromversorgung besitzt und damit lebenswichtig für die Wirtschaft und die privaten Haushalte ist, produziert seit Jahren vor allem stundenlange Stromausfälle; im vergangenen Jahr dauerten die Blackouts bis zu 12 Stunden am Stück, oft Tage hintereinander. 2019 wurde De Ruyter geholt, um das Land wieder zuverlässig mit Strom zu versorgen. Doch als er dafür die kriminellen Machenschaften im Betrieb bekämpfen wollte, die er nach und nach aufdeckte, machte er sich offensichtlich mächtige Feinde.

André de Ruyter

André de Ruyter, der Ex-Chef des südafrikanischen Energiekonzerns Eskom, schildert zum ersten Mal vor der Kamera, wie das Unternehmen von Politikern der Regierungspartei ANC und ihren Geschäftspartnern systematisch ausgeplündert wurde.

De Ruyter bekam in seinem eigenen Büro eine Tasse Kaffee mit Zyanid serviert, er überlebte die Vergiftung nur knapp. Daraufhin packte er in einem Fernsehinterview aus und machte öffentlich, wie der Konzern von Politikern der Regierungspartei ANC und ihren Geschäftspartnern systematisch ausgeplündert wird. Am Beispiel von Eskom erzählt die WDR Story, wie weit verzweigt das System der Korruption in Südafrika ist, bis hinein in politische Spitzenämter. Die Zeiten, als das Land als Hoffnungsträger für den afrikanischen Kontinent galt, scheinen weit entfernt.

Investigativjournalist Sabelo Skiti

Der Investigativjournalist Sabelo Skiti deckte auf, mit welchen kriminellen Methoden der Stromkonzern Eskom ausgeplündert wird.

Zwischenzeitlich hat die Korruption so massive Formen angenommen, dass Experten gar von „State Capture“ reden, von der „Kaperung des Staates“. André de Ruyter, der heute im Exil lebt, ist ein Kronzeuge dieses dramatischen Korruptionssumpfes; zum ersten Mal seit dem Anschlag auf sein Leben berichtet er vor der Kamera von seinen Erfahrungen. Südafrikanische Investigativjournalisten, die der WDR-Story-Autor Dominik von Eisenhart bei ihren Recherchen begleitet, zeigen, dass die Missstände bis heute nicht beendet sind und die Zukunft des Landes sowie der Alltag noch immer von der Korruption überschattet werden.

Ein Film von Dominik v. Eisenhart-Rothe
Redaktion: Beate Schlanstein, Nicole Ripperda