Die Wahrheit hinter dem Schokohasen: Kinderarbeit in der Kakaoindustrie?

die story 27.03.2024 44:00 Min. UT Verfügbar bis 27.03.2099 WDR


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Die Wahrheit hinter dem Schokohasen - Kinderarbeit in der Kakaoindustrie?

Ostern steht für Frühling, für Erneuerung und für ein positives Lebensgefühl. Das Schönste für viele Kinder an Ostern ist die Suche nach einem Schokoladenhasen. Der ist ein Klassiker, allein vergangenes Jahr wurden in Deutschland 160 Millionen Stück produziert.

Die WDR-Story recherchiert, wo und wie die Schokolade für diese Produktionen entsteht. Die Schokoladenindustrie hat sich vor über 20 Jahren vertraglich dazu verpflichtet, bis 2007 keine Kinderarbeit mehr auf den Kakaoplantagen zuzulassen. Wir wollen wissen: halten sich die Konzerne daran?

Auf einer Reise durch Westafrika wird klar: 23 Jahre nach Unterzeichnung des Vertrages gibt es mehr Kinder auf den Kakaoplantagen als je zuvor, was auch aktuelle Zahlen der NORC, dem Forschungsinstitut an der University of Chicago, bestätigen. Die Elfenbeinküste ist der größte Kakaoproduzenten der Welt, hier zeigt sich dem Reporterteam ein erschütterndes Bild. Auf nahezu allen Plantagen arbeiten Kinder. Oft sind es jedoch nicht die Kinder der Farmer, sondern sogenannte ,,Sklavenkinder‘‘. Aus purer Verzweiflung sind Eltern in Mali oder Burkina Faso offenbar gezwungen, ihre eigenen Kinder in die Elfenbeinküste als Arbeitskräfte zu schicken, da sie sie nicht mehr ernähren können. In dem afrikanischen Land müssen bereits 12jährige Kinder von morgens bis abends auf den Plantagen schuften. Sie haben keine Chance, in die Schule zu gehen.

Kinder auf Kakaoplantage

Die Kinderarbeiter stammen aus dem Nachbarland Burkina Faso

Die Arbeit ist körperlich extrem hart, für ihre Nahrung müssen die Kinder selbst sorgen, wenn sie Glück haben dürfen sich schon mal ein paar Rüben zum Essen anbauen. „Wenn wir mal Fleisch essen wollen, müssen wir Ratten jagen,“ erzählt der 13jährige Marcelin, der mit seinen gleichaltrigen Leidensgenossen auf einer Plantage nahe der Liberianischen Grenze arbeitet. Experten schätzen, dass rund 12.000 Kinder unter solchen Umständen in der Elfenbeinküste arbeiten.

Nicht nur für die Kinder, auch für die Natur ist der weltweit steigende Konsum nach Schokolade eine Katastrophe. Um immer mehr Kakao anzupflanzen, muss der Urwald weichen. Jedes Jahr werden enorme Flächen des Waldes gerodet, um Platz zu schaffen für das süße, braune Gold.

Kakaobohnen werden verarbeitet

Rund 250.000 Tonnen Kakao exportiert die Côte d’Ivoire jährlich nach Deutschland

Viele, die in der Elfenbeinküste mit Kakao zu tun haben, werden ausgebeutet: vom Kind bis hin zur Natur. Auch die Hafenarbeiter, die den Kakao nach Europa verladen, verdienen fast nichts. Aus diesem Grund gibt es für sie nur ein Thema: Die Flucht nach Europa.

Ein kleiner Lichtblick: In der Karibik beispielsweise setzt die Dominikanische Republik auf fairen Bioanbau. In dem Inselstaat gibt es kaum Kinderarbeit und eine einigermaßen vernünftige Bezahlung für die Kakaofarmer. Der Kakao aus der Karibik macht zwar nicht einmal zwei Prozent des weltweiten Kakaovolumens aus, aber hier zeigt sich, wie es gehen könnte. Auch in Deutschland kann man Schokoladenhasen aus der Karibik kaufen. Doch hierzulande gibt es nur einige Firmen, die bestimmte, fairere Standards einhalten.

Kakaofrucht am Baum

Die Kakaofrucht stammt ursprünglich aus Südamerika

Die Story „Die Wahrheit hinter dem Schokohasen“ ist eine packende Recherchereise über Schokolade – mit erschütternden Ergebnissen.

Ein Film von Michael Höft
Redaktion: Nicole Ripperda und Heribert Roth