Und was ist, wenn ich zu schnell drücke? Fragen zur Reanimation

Stand: 23.09.2016, 13:34 Uhr

Zu schnell, zu fest, falsche Stelle. Kann man beim Reanimieren nicht auch total viel falsch machen? Hier sind Fragen, die ihr während des Facebook-Livestreams der Aktuellen Stunde gestellt habt - und die (beruhigenden) Antworten dazu.

Warum eigentlich nicht beatmen?

Dr. Raoul Groß von der Kölner Uniklinik erklärt das so: Bei Erwachsenen sei häufig noch genügend Sauerstoff im Blut. Da sei es dann erst mal wichtiger, diesen Sauerstoff zu den Organen und vor allem zum Gehirn zu transportieren. "Mit einer sofort begonnenen Herzdruckmassage kann dann die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes überbrückt werden. Er beatmet dann mit 100-prozentigem Sauerstoff - in unserer Ausatemluft sind nur 17 Prozent Sauerstoff." Dazu kommt: Viele scheuen sich, Fremde Mund zu Mund zu beatmen - und machen dann im Zweifel gar nichts, was tödlich ist.

Was ist, wenn ich zu schnell drücke?

Lieber zu schnell als zu langsam! Denn zu langsam ist schlimm. Dann kommt unter Umständen zu wenig Sauerstoff im Hirn an. Das einzige Problem bei zu hohem Tempo: Es kann sein, dass der Ersthelfer dann nicht lange genug durchhält. Das muss er aber unbedingt, bis der Notarzt kommt. Das richtige Tempo? Zum Beispiel im Rhythmus von Stayin' Alive von den Bee Gees - "ah, ha, ha, ha, stayin' alive, stayin' alive".

Was ist, wenn ich zu tief drücke?

Dann kann dabei unter Umständen die ein oder andere Rippe durchbrechen. Aber lieber eine gebrochene Rippe als sterben. Hier noch mal die richtige Position: Den Ballen einer Hand auf das untere Drittel des Brustbeins platzieren (= Mitte des Brustkorbs). Den Ballen der anderen Hand auf die erste Hand aufsetzen. Los geht's. Das sagt das DRK.

Wie ist das mit der Herzdruckmassage bei Babys und Kindern?

Im Prinzip nicht anders als bei Erwachsenen. Zumindest, wenn Laien reanimieren. Aber: "Bei Kindern muss unbedingt zunächst fünfmal beatmet werden", sagt Professor Bernd W. Börringer von der Kölner Uniklinik. Denn bei Babys und Kindern sei häufig zu wenig Sauerstoff im Blut.

Ausgebildete Helfer gehen übrigens so vor: Sie drücken mit zwei Fingern oder der Hand das Brustbein etwa zwei bis drei Zentimeter, 100 bis 120 mal pro Minute. Das Verhältnis lautet: 15 Herzdruckmassagen zu zwei Beatmungen im schnellen Wechsel.

Falls noch kein Notruf erfolgt ist: spätestens nach einer Minute unterbrechen und 112 wählen. "Die einzige Entschuldigung, den Notruf erst verzögert abzusetzen ist die, dass man bei dem Notfall alleine ist!", sagt Raoul Groß, der Eltern übrigens unbedingt einen Erste-Hilfe-Kurs für Babys und Kinder empfiehlt.

Wie findet man bei Kindern die richtige Stelle für die Herzdruckmassage?

Zwei Fingerkuppen einer Hand auf die Mitte des Brustkorbs im unteren Drittel des Brustbeins platzieren, bei größeren Kindern den Handballen.

Worum ging es noch mal bei dem Weltrekordversuch?

Um ganz viel. Zum Beispiel darum, zu zeigen, wie schnell man so eine Herzdruckmassage lernen und anwenden kann. Darum, wie viel man im Team erreichen kann. Auch weltweit. Und natürlich darum, auf das Thema Wiederbeleben und Leben retten aufmerksam zu machen.

Wie viele haben mitgemacht?

Über 140 Menschen aus 74 Nationen. Wir gratulieren! :-)