Werden eSports bald olympische Disziplin?

Stand: 17.08.2016, 17:00 Uhr

Professionelle Computerspieler daddeln an Konsolen und Rechnern, sie müssen schnell reagieren und strategisch denken - eine Belastung, die so mancher Olympia-Disziplin in nichts nachsteht. Sechs Gründe, warum eSports auch mal olympisch werden könnten.

1. Computerspieler sind Sportler - sagen die Gamer

Sie trainieren mehrere Stunden am Tag und tragen Weltmeisterschaften aus: Professionelle Zocker können sich - was die Stressbelastung betrifft - locker mit Bogenschützen messen. Das zeigen Forschungsergebnisse der Deutschen Sporthochschule Köln. Professionelle Spieler, sogenannte ProGamer, sind körperlich richtig gefordert: Rund 140 Herzschläge und bis zu 400 Klicks auf Tastatur und Maus machen ihre Körper und Arme in der Minute mit. Eine gute Hand-Auge-Koordination und blitzschnelle Reflexe sind also gefragt.

"Wie die Teilnehmer traditioneller olympischer Disziplinen müssen auch E-Sportler eine extrem schnelle Reaktionsfähigkeit, taktisches Geschick und strategisches Denken mitbringen", sagt Timm Lutter vom Digitalverband Bitkom.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will die eSportler jedoch nicht aufnehmen, weil "eine eigene, sportartbestimmende motorische Aktivität" fehle. Eine körperliche Betätigung gehört zu einem olympischen Sport also zwingend dazu. Reicht das Klicken auf Maus und Tastatur dafür aus? Experten und Sportverbände streiten darüber. "Mit dem vermehrten Einsatz von Technologien wie Virtual Reality-Brillen und Bewegungssensoren steigen die Anforderungen an die motorischen und koordinativen Fähigkeiten der Spieler", betont zum Beispiel Lutter. Schach und die Formel 1 sind übrigens auch keine olympischen Disziplinen.

2. Computerspieler locken tausende Fans in Stadien

Weltweit sitzen bis zu 1,3 Millionen Fans an den Rechnern, wenn die besten Computerspieler der Welt "League of Legends" oder "Counter Strike" gegeneinander spielen. Gaming-Turniere und Meisterschaften finden in Stadien statt - mit tausenden Zuschauern. Zum Finale der eSport-Weltmeisterschaft in CSGO: "Counterstrike – Global Offensive" sind im letzten Jahr 40.000 Fans in die Kölner Lanxess-Arena gekommen.

3. Gamer können vom Computer-Spielen leben

ProGamer können mit hohen Gewinnen rechnen: Das Preisgeld beim größten Turnier der Welt in Seattle beträgt zum Beispiel 18 Millionen Dollar. Die große Mehrzahl der Spieler sind junge Männer zwischen 18 und 25 Jahren. Sie sind oft in Teams organisiert und verdienen ein stattliches Jahresgehalt. Fans feiern ihre eSportler wie Popstars. Einer der bekanntesten ist der ehemalige "Quake 3"-Profi Jonathan Wendel: Fatal1ty, der Spielname des US-Amerikaners, ziert sogar noch heute, Jahre nach seinem Karriereende, Headsets und Soundkarten des Herstellers Creative.

4. Gamer sind in Clans organisiert, fast wie in Sportvereinen

Die meisten eSportler organisieren sich in Clans, Spielervereinigungen, die Sportvereinen ähneln. Haupttreffpunkt ist die ESL, die Electronic Sports League mit mehr als drei Millionen registrierten Benutzern. Dort verabreden sich die ProGamer zum Training oder zu Wettkämpfen. Eine Rangliste zeigt dann, wer am besten daddelt. Einige Clans sind sogar eingetragene Vereine oder Unternehmen. Einer der besten deutschen Clans ist "MousE-Sports" aus Berlin.

5. E-Sports bei Olympia - das können sich viele Menschen vorstellen

Auch wenn der Olympische Sportbund noch zögert: Fast jeder vierte Bundesbürger - nämlich 23 Prozent - kann sich vorstellen, dass der sportliche Wettkampf unter Computerspielern zur olympischen Disziplin wird. Unter den Befragten, die selbst Video- und Computerspiele spielen, sind es sogar 40 Prozent. Das ergab eine repräsentative Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

Der Medienwissenschaftler und Publizist Gundolf Freyermuth behauptet, eSport könnte in Zukunft genauso erfolgreich werden wie Fußball. "Wir haben im Laufe des 19. Jahrhunderts die Entwicklung des Fußballs gesehen - von einem Spieler- zu einem Zuschauersport, um den herum sich eine ganze Ökonomie gebildet hat. Und genau diese Bewegung können wir in den letzten fünfzehn Jahren auch für den eSport feststellen", sagt er.

6. Viele Sportvereine setzen ebenfalls auf eSports

Der Fußball-Bundesligist Schalke 04 hat im Mai diesen Jahres seine neue Profi-Mannschaft im Bereich eSports vorgestellt. "Wir haben lange analysiert, welche Sportart wir neben dem Fußball professionell betreiben wollen", sagte Moritz Beckers-Schwarz vom FC Schalke 04. "Wir haben uns gegen eine klassische Sportart, sondern für einen großen Wachstumsmarkt entschieden. Wir blicken damit in die Zukunft."