Skurrile Gerichtsurteile
Der Pudel in der Mikrowelle
Stand: 02.06.2015, 11:26 Uhr
Wenn in Amerika geklagt wird, geht es oft direkt um Millionen - und um Urteile, die bei uns undenkbar wären. In Kanada müssen Tabakhersteller jetzt elf Milliarden Euro Schadenersatz zahlen, weil sie nicht gesagt haben, wie gefährlich Rauchen ist. Sieben skurrile Gerichtsfälle.
1. Rauchen ist gefährlich
Rauchen ist gefährlich - und da müssen Firmen auch drauf hinweisen. Drei Zigaretten-Hersteller haben das nach Meinung eines kanadischen Gerichts nicht ausreichend getan. Deshalb müssen sie jetzt umgerechnet elf Milliarden Euro Schadenersatz zahlen. Das Geld teilen sich etwa 100.000 Raucher aus Quebec. Einige der Kläger hatten bereits in den 1960er Jahren mit dem Rauchen angefangen. Da war das Bewusstsein anders.
2. Kaffee ist ein Heißgetränk
Es ist schon eine Weile her. Stella Liebeck war damals, Anfang der 1990er Jahre, 81 Jahre alt. Sie bestellte bei McDonalds im Drive-Through einen Kaffee. Der Kaffee schwappte über, die alte Dame verbrühte sich, musste ins Krankenhaus - und klagte. Eine Jury sprach Liebeck in erster Instanz 2,7 Millionen Dollar Schadenersatz zu, in zweiter Instanz dann nur noch 480.000 US-Dollar. Am Ende einigten sich die Parteien auf einen Vergleich. Seit diesem Fall steht übrigens auf Kaffeebechern in den USA ein Warnhinweis, dass Kaffee ein Heißgetränk ist.
3. Ford und das Autodach
Eine Familie aus Texas in den USA hatte im Jahr 2002 einen Unfall. Dabei überschlug sich ihr Auto, Marke Ford. Anschließend verklagten sie den Automobilhersteller - wegen zu schwacher Dach- und Türhalterungen. Die Entschädigungssumme: 225 Millionen US-Dollar.
4. Falsch verbunden - auch das ist ein Problem
Mimi P. aus den USA suchte 2005 übers Telefonbuch einen Arzt, der ihr Fett absaugen dürfte. Sie fand auch einen Arzt, der aber war kein plastischer Chirurg. Nach der OP gab es Komplikationen, die Frau reichte Klage ein – gegen die Telefongesellschaft, in deren Telefonbuch sie den Arzt gefunden hatte. Das Gericht entschied zu ihren Gunsten - Schadenersatz: 1,2 Millionen US-Dollar.
5. Der Pudel darf nicht in die Mikrowelle
Jetzt bitte keine Aufregung: Der Pudel war nicht wirklich in der Mikrowelle. Die Geschichte wird trotzdem oft erzählt - als absurdes Beispiel für Produkthaftung in den USA. Sie geht dann etwa so: Eine alte Dame hatte einen Hund, der war im Regen nass geworden. Sie setzte ihn zum Trocknen in die Mikrowelle. Das Tier starb, die Dame verklagte den Hersteller - erfolgreich.
6. Der Wetterdienst ist nicht immer schuld
Der Justizirrsinn in der USA. Er hat aber auch Grenzen. So hatte zum Beispiel die Familie eines Fischers keinen Erfolg vor dem US-Gericht. Der Mann aus Florida war im Sturm mit seinem Boot unterwegs, kenterte und ertrank. Die Familie forderte anschließend von einem TV-Sender zehn Millionen Euro, weil er das Wetter falsch vorhergesagt habe.
7. Süßes macht krank - weiß man doch
Mal was aus Deutschland, ebenfalls erfolglos. Hans-Josef Brinkmann, selbst von Beruf Richter, wollte den Hersteller des Schokoriegels "Mars" und Coca-Cola verklagen. Ihre Produkte seien für seine Zuckerkrankheit verantwortlich. Das Gericht sah das anders. Über die mögliche Gefahr durch übermäßigen Zuckerkonsum könne man sich überall kundig machen, so der Vorsitzende Richter.