Neue Verwendung für Müll
Biomüll: Das Leben danach
Stand: 03.02.2014, 16:46 Uhr
Umweltminister Remmel will mehr Biomüll. Denn der Biotonnen-Inhalt kann als wichtige Rohstoffquelle genutzt werden. Der Energiewert von Salzkartoffeln und Nudelauflauf soll dabei drei Mal so hoch sein wie der von Pflanzenresten. Energiespeicher, die sich einige NRW-Kommunen bereits zu Nutzen machen.
Was aus Biomüll in NRW wird, ist ganz verschieden. Zwei Beispiele aus dem Land: Im Ennepe-Ruhr-Kreis wird der Biomüll seit knapp zwei Jahren in Strom umgewandelt. Die Politiker des Kreises wollen damit einen Beitrag zur Energiewende leisten. So also werden am Rande eines Gewerbegebiets von Witten Tag für Tag viele Tonnen Bioabfall in Strom für 2.000 Haushalte verwandelt. "Das ist halb so teuer, wie das Verbrennen", rechnet Johannes Einig vom Verwerter vor. Ganz anders in Korschenbroich. Auch dort werden täglich viele Tonnen Biomüll aus dem Rhein-Kreis Neuss angeliefert. Doch dort wird aus den Abfällen weder Strom noch Biogas erzeugt. Der Müll wird ganz konventionell kompostiert und später als Erde verkauft. "Alles Andere ist aus unserer Sicht derzeit noch nicht wirtschaftlich", erklärt Umweltdezernent Karsten Mankowsky. Eine Biogasanlage hätte für die Bürger des Kreises höhere Abfallkosten verursacht.
Biogas liegt im Trend
Die beiden Beispiele zeigen, dass der Biomüll ganz verschieden aufbereitet werden kann. Doch die Umwandlung in Gas und Strom liegt im Trend. Das beobachtet man auch beim Umweltbundesamt. Dort wird das Weiterverarbeiten von Biomüll seit vielen Jahren begleitet und teilweise auch gefördert. Aus den Küchenabfällen mehr zu machen als Kompost, hält man dort für sinnvoll. Denn der in den Abfällen enthaltene Kohlenstoff wird auch beim Kompost in die Luft abgegeben, wenn auch über einen längeren Zeitraum. In Biogasanlagen werden die wertvollen Kohlenstoffe aus dem Abfall dagegen mit Hilfe von Bakterien in Gas verwandelt, genauer in Methan. Diese Form der Veredelung von Bioabfall macht auch ökonomisch Sinn. Das Gas kann zum Beispiel in Motoren verbrannt werden, die Autos antreiben oder in Turbinen, die Strom erzeugen.
Teurer Bio-Sprit
Weil unsere Motoren meist mit flüssigen Kraftstoffen arbeiten, wurde in den vergangenen Jahren auch viel experimentiert, wie sich aus Abfällen flüssiges Bio-Ethanol machen lässt. Bislang wird dieser Biokraftstoff noch aus Mais oder anderen extra angebauten Pflanzen hergestellt. Doch alle Versuche, aus den sogenannten Gärresten des Biomülls Sprit zu machen, sind bislang aus wirtschaftlichen Gründen gescheitert. Das Bundesumweltamt erklärt das damit, dass der Herstellungsaufwand diese Veredelung größer ist als die Energie, die so gewonnen wird. Am Ende also ein Minusgeschäft. Doch um das wirtschaftlichere Biogas besser einsetzen zu können, müssten mehr Fahrzeuge auf Gasantrieb umgestellt werden. Folgekosten, bei denen nicht klar ist, wer sie bezahlt.
Begehrte Küchenabfälle
In der Anlage in Witten freut man sich schon auf mehr Biomüll durch die neue Regelung der Landesregierung. Dort fehlt es vor allem an Küchenabfällen. Die werden von vielen Menschen immer noch in den Restmüll geworfen, so wie es früher beim Komposthaufen üblich war, um kein Ungeziefer anzulocken. "Das sind alte Gewohnheiten, die man übernommen hat", sagt Johannes Einig. Aber der Energiewert von Salzkartoffeln und Nudelauflauf seien mehr als drei Mal so hoch wie der von Rasenschnitt oder Pflanzenresten. Energiespeicher, die bisher verschwendet werden.