Pokémon Go - auf der Jagd nach dem Hype

Stand: 14.07.2016, 16:00 Uhr

Pokémon Go ist in aller Munde - besser: vor aller Augen. Das Handy-Spiel ist der Renner, ein Hype. Aber muss man da mitmachen? Aktuelle-Stunde-Reporter Matthias Goergens hat mitgespielt - ohne vorher zu wissen, worum es geht.

Von Matthias Goergens

Unweigerlich muss ich an die "Feuerzangenbowle" denken, diesen Heinz-Rühmann-Filmklassiker. An die Szene im Physikunterricht, als Lehrer Bömmel die Dampfmaschine erklärt: "Da stelle ma uns mal janz dumm, und sagen, en Dampfmaschin´ iss ne jroße, runde, schwarze Raum." Meine Dampfmaschine heißt Pokémon Go. Ein großer schwarzer Raum. Mehr als den Namen kenne ich nicht.

Ein Hilferuf über Twitter - wer hat Pokémon-Go-Tipps?

Was macht der Journalist von heute, um den leeren Raum zu füllen? Recherchieren, lesen, nachfragen. Oder über den Kurznachrichtendienst Twitter einen "Hilferuf" an die "Follower" der Aktuellen Stunde absetzen, ob jemand Tipps für einen Pokémon Go-Anfänger beisteuern kann. Was zurück kommt, füllt den schwarzen Hohlraum eher mit Fragezeichen als mit Inhalt. Pokéstopps? Rauch? Arena? Häh?

Besser jemand fragen, der sich mit Pokémon Go auskennt

Spontane Umfrage auf dem Flur und im Großraumbüro: "Wer spielt Pokémon Go?" Unser Student Coskun kann helfen. Der Hype hat ihn erreicht: "Ich habe Pokémon als Kind schon auf dem Gameboy gespielt. Deshalb habe ich das neue Spiel aus Interesse einfach mal ausprobiert." Coskun weiß Bescheid, nimmt mich sozusagen an die Hand und führt mich in die Augmented-Reality-App, die "erweiterte Realität".

Runterladen geht einfach - kostet nur ein paar persönliche Daten

Das Mini-Programm ist schnell gefunden im App- oder Play-Store. Außerdem kostenlos, allerdings werden einige persönliche Daten abgefragt. Der Standort muss beim Spielen preisgegeben werden, sonst funktioniert es nicht. Gizmootje Meier gibt auf der Facebookseite der Aktuellen Stunde unter anderem folgenden Anfängertipp: "Neuen Google-Account gebrauchen, verhindert Zugriff auf Daten des eigenen Accounts!" Mein Lehrer Coskun zuckt derweil mit den Schultern: "Wir dürfen spielen, dafür kriegen sie unsere Daten." Das Geburtsdatum zum Beispiel. Mein Jahrgang steht in der Liste, bin also doch noch nicht zu alt dafür. Selbst wer 1901 geboren wurde, dürfte mitmachen.

Abschied von der realen Welt - aber nur für kurze Zeit

Ich tauche ein in die Pokémon-Welt. Das erste dieser Tierchen taucht auf dem Smartphone auf, anklicken, und schon sitzt es auf der Tastatur. Nicht in echt natürlich, oder? Kurz mal am Handy vorbeigeschaut - puh! Da sitzt nicht wirklich so ein "Glumanda". Mit dem Ball soll ich werfen, sagt Coskun, ich wische von der roten Kugel über den Schirm, treffe, klasse! Auf dem Bildschirm steht: "Du bist ein begabter Pokémon-Trainer!" Aha, wer's glaubt.

Bewegung muss sein, sonst läuft es nicht

"Zeit für einen Spaziergang", sagt uns das Spiel. Ein paar Meter durch den Düsseldorfer Medienhafen, sofort symbolisiert ein drehendes Quadrat auf dem Schirm einen Pokéstopp. Damit sind markante Orte virtuell markiert, wie Rheinturm, Landtag und sogar das WDR-Funkhaus. Dort können Spieler so genannte Bälle und andere Hilfsmittel durch einfaches Antippen des Symbols einsammeln. Es reicht übrigens, in der Nähe des Gebäudes zu sein.

Wir jagen nicht, wir sammeln Pokémons!

Wir setzen besagten Rauch ein. Fühlt sich an wie ein Geheimagent, findet aber nur als Hilfsmittel im Programm statt. Soll Pokémons in die eigene Spielumgebung locken; klappt auch. Spätestens nach dem dritten Tierchen bin ich im Jagdfieber. "Hah, wieder einen erlegt!" Nein, sagt Coskun mit Therapeutenstimme, "du sammelst nur." Na gut, dann eben Sammelfieber. Etwa 15 Pokémons landen innerhalb von 20 Minuten in der Sammelbox, die Pokédex genannt wird.

Wenn Geisterwesen um den NRW-Landtag schwirren

Ich lerne: Es gibt süße, schöne, fischige, flattrige und zuckende. Aber auch unheimliche Geisterwesen: "Nebulak"-Geist und "Zubat"-Fledermaus tauchen vor dem Düsseldorfer Landtag auf. Mittlerweile hat Coskun das Spiel auf seinem Smartphone ebenfalls gestartet. Manchmal tauchen die selben Tierchen auf. Wettbewerbsfieber. "Boah, den hätte ich auch gerne gehabt." Als sich der Rauch legt (eine Uhr läuft von 30 Minuten runter), hören wir auf. Erst einmal.

Blick auf das Display lenkt ab

Ich gebe zu, Pokémon Go hat was. Ich habe die Dampfmaschine verstanden, der große schwarze Raum ist gefüllt. Und das Spiel macht vor allem dank fachkundiger Begleitung bei den ersten Schritten schon Spaß. Das Preisgeben der Daten und die Gefahren indes weniger. Denn das Glotzen auf das Display lenkt zweifellos ab - das Jugendwort von 2015, "Smombie", lässt grüßen.