Handy-Nettiquette

So geht gutes Benehmen mit dem Smartphone

Stand: 13.03.2015, 15:02 Uhr

Zwei von drei Deutschen nutzen ihr Smartphone gerne und überall. Und genau so viele sind genervt, wenn es andere tun. Unser Psychologe sagt, was erlaubt ist und was nicht - vom ersten Date bis zum Treffen mit der Familie.

Beim Familientreffen mit Kaffee und Kuchen

Josef Albers: "Hier wird das Handy auf maximale Abwehr stoßen, weil es da mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Menschen gibt, die mit dem Smartphone nichts anfangen können - zum Beispiel: Oma, Opa, der Onkel. Wenn sie mit dem Smartphone nicht vertraut sind, stehen sie dem ablehnend gegenüber. Dazu kommt: Wer in so einer Runde aufs Handy guckt, ist abgelenkt, zieht sich raus, signalisiert Desinteresse, vielleicht sogar Ablehnung. Das kommt nicht so gut und bedeutet: Probleme. Besser: Das Handy zur Seite legen, auf stumm schalten und zwischendurch in den Pausen mal draufgucken, zum Beispiel nach dem Kuchen."

Beim Mittagsessen mit Kollegen

Albers: "Das ist eine andere Situation. Da kann es sein, dass man dienstlich erreichbar sein muss. Dann sollte man das den Kollegen aber auch sagen. Wenn das immer der Fall ist, dann fragen sich die anderen: Wie kann das sein - zumindest, wenn man nicht gerade bei der Polizei beschäftigt ist oder als Arzt Dienst hat. Im Büro ist es eher so, dass man mittags eine ordentliche Pause hat, und dann ist es ungewöhnlich, wenn man sich ständig mit dem Handy beschäftigt. Das kommt vor den anderen nicht gut. Es bedeutet auch hier letztlich ein gewisses Desinteresse oder Ängste, mit meinen Kollegen in Kontakt zu gehen."

In der Konferenz

Albers: "Hier bin ich in der Regel mit einer höher gestellten Person zusammen oder gleich mit mehreren. Wenn ich da als Mitarbeiter mein Handy an habe, ist das fatal. Dann besteht die Möglichkeit, dass ich zur Ordnung gerufen werde - und das vor aller Augen. Deshalb sollte ich tunlichst das Handy vorher ausschalten. Das würde ich übrigens auch den Chefs empfehlen. Denn auch das kommt nicht gut, wenn der Chef seine Mitarbeiter zusammengetrommelt hat und beim Erzählen ständig aufs Handy guckt."

Unterwegs mit Freuden, zum Beispiel beim Stadtbummel

Albers: "Da kann man ruhig mal zwischendurch draufgucken. Wenn es im Rahmen bleibt, ist das okay. Wenn man sich dann aber im Café niederlässt und der Kuchen kommt, sollte man es dann aber doch mal in die Tasche stecken. Wenn man Mutter ist, die Kinder sind zuhause und man will erreichbar sein, ist es sicherlich etwas anderes. Aber grundsätzlich gilt: Wer ein gewisses Stilempfinden hat, der sollte das Handy nicht auf den Tisch legen. Das ist heute ein bisschen eingerissen. Jeder knallt immer erst mal sein Smartphone auf den Tisch - und sobald es bimmelt, und das tut es in irgendeiner Form ja ständig, guckt man erst mal drauf. Das wirkt nicht präsent, nicht anwesend. Wenn man sich verabredet, sollte man auch ganz für den anderen da sein. Und das geht nur, wenn das Smartphone aus der Blick- und Hörweite ist."

Beim ersten Date

Albers: "Ich erlebe es immer wieder, dass sich in der Welt zwei Menschen begegnen, die sich offensichtlich erst vor Kurzem kennen gelernt haben. Man merkt dann: Die sind noch etwas scheu miteinander. Dann fängt meistens der Mann an, sich abzulenken und rumzudaddeln. Im Regelfall führt das nicht zu einer Vertiefung der Liebe, sondern eher dazu, dass der andere dann abgeschreckt ist. Also, das ist ein absolutes No-Go. Der Grund, in der Situation zum Handy zu greifen sind oft Ängste oder Nervosität. Besser: Einfach mal zugeben, dass man nervös ist. Das ist die bessere Variante"

In der Bahn

"Hier ist es relativ egal, hier kann man ruhig vor sich hindaddeln. Telefonieren, wenn es nicht anders geht, darf man auch mal. Aber wenn man von Köln nach Düsseldorf fährt und da sitzt jemand nebenan, der eine halbe Stunde telefoniert, ist das natürlich nervig. Wenn zwei sich unterhalten, ist das übrigens eine ganz andere soziale Situation. Wenn jemand lautstark vor sich hinspricht und der andere aber nicht präsent ist, hat das etwas Künstliches. Das irritiert uns. Wenn sich aber zwei Menschen unterhalten, kann das ja sogar ganz charmant sein. Weil man auch das Gegenüber und dessen Reaktion mitbekommt."

An der Supermarktkasse

"Ganz ehrlich: Ich finde es nervig, wenn da eine Schlange von zehn Leuten ist und jemand bezahlen soll - und dann wird der angerufen und fängt erst mal an zu quatschen."