Guido Westerwelles Tod und der Kampf gegen Leukämie

Stand: 18.03.2016, 15:42 Uhr

Am Ende hat die Krankheit gesiegt. Guido Westerwelle ist in der Kölner Uniklinik an den Folgen seiner Leukämieerkrankung gestorben. Sein Tod geht vielen nahe. Es geht es nicht nur um Westerwelle, den Politiker. Es geht um einen Menschen, um Leukämie - und um Stammzellenspender, die helfen wollen.

"Wir haben gekämpft. Wir hatten das Ziel vor Augen. Wir sind dankbar für eine unglaublich tolle gemeinsame Zeit. Die Liebe bleibt." So steht es seit Freitagmittag (18.03.2016) auf der Seite der Westerwelle-Foundation. Am selben Tag ist Guido Westerwelle in der Kölner Universitätsklinik verstorben.

Die Bestürzung über den Tod des FDP-Politikers ist groß. "Wir waren voller Hoffnung. Umso mehr sind wir traurig, dass er diesen Kampf nicht hat gewinnen können", sagte sein Parteikollege Christian Lindner.

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft würdigte Westerwelles Engagement und auch seine Verdienste für NRW, Deutschland und Europa.

Die Betroffenheit über den Tod des 54-Jährigen ist groß. Es sind auch viele ganz normale Leute, die trauern.

Mit Wattestäbchen gegen Blutkrebs

Sehr, sehr oft geht es bei der Anteilnahme darum, dass jeder Einzelne etwas dazu betragen kann, Leukämiepatienten zu helfen, und möglicherweise Leben retten kann.

Leukämie, das ist Blutkrebs. Früher kam die Diagnose einem Todesurteil nahe, auch heute noch bedeutet sie einen langen, leidensvollen Weg.

In vielen Fällen bietet eine Transplantation von Stammzellen eine Überlebenschance. Für eine Spende müssen die Gewebemerkmale von Spender und Empfänger exakt übereinstimmen, nur ein "genetischer Zwilling" kommt infrage - doch der muss erst einmal gefunden werden.

Spender verzweifelt gesucht

Stammzellenspender werden immer wieder verzweifelt gesucht. Es sind immer tragische Geschichten, oft sind sie herzzerreißend. Da ist zum Beispiel die Mutter von zwei kleinen Kindern, die auf einen Spender wartet, der ihr Leben retten könnte. Doch jeder fünfte Patient findet keinen Spender, sagt die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS).

Um zu helfen, reicht im ersten Schritt ein Wattestäbchen. Damit macht man einen Wangenabstrich. Im Labor werden dann die Gewebemerkmale bestimmt und geschaut, ob man der passende Spender für einen Blutkrebspatienten ist. Ist das der Fall, werden Stammzellen in acht von zehn Fällen über das Blut gewonnen - ohne OP.

Bei Westerwelle war es ein Zufallsbefund

Westerwelle hatte die Diagnose im Juni 2014 bekommen. Es war ein Zufallsbefund vor einer Knie-Operation.

Westerwelle machte mehrere Chemo-Therapien, bekam eine Stammzellenspende. Er zeigt sich nur noch selten, etwa beim Reitturnier CHIO in Aachen.

Im September schien er es fast geschafft zu haben

Erst im September 2015 trat er wieder öffentlich auf. Er bekam den Landesverdienstorden von Ministerpräsidentin Kraft. "Es verdient höchste Anerkennung, dass sich Guido Westerwelle auch nach seinem Rückzug aus den politischen Ämtern in seiner gemeinnützigen Westerwelle-Foundation ehrenamtlich für die internationale Verständigung einsetzt", sagte Kraft über Westerwelle.

Im November 2015 war Westerwelle zu Gast bei Günther Jauch. In der Talkshow und sprach zum ersten und letzten Mal öffentlich über seine Krankheit: ein sehr bewegender Auftritt.

Große Anteilnahme im Netz

Guido Westerwelle hat gegen den Krebs am Ende doch verloren. Darüber äußerten sich im Netz viele betroffen, auch auf der Facebook-Seite der Aktuellen Stunde:

  • Sandra Ballmann: "Ich hatte so gehofft, dass er es schafft. Ich bin 2012 selber an einer AML erkrankt und weiß, was er durchgemacht hat. Mein Beileid für seine Angehörigen. R.i.P Guido"
  • Sabine Dersarkissian: "Wieder ist ein besonderer Mensch von uns gegangen, ich hatte grosse Hoffnung, dass er diese furchtbare Krankheit besiegt. Ich trauer mit seiner Familie, möge er in Frieden ruhen."
  • Claudia Sauerwald: "Auch, wenn ich keine Freundin seiner Partei und Politik der FDP war, so fand ich, er hatte einen passablen Außenminister sprich Diplomat abgeben. Als Mensch schätzte ich ihn als Bürgerin sehr wohl. (...) Bei Jauch sah ich ihn 2015 zum letzten Mal, verändert, immer noch angeschlagen und demütig dem Leben gegenüber... und noch mit Nebenwirkungen kämpfend. Es tut mir leid. Es tut mir so leid, besonders für seinem Mann und Familie, sowie auch der Partei, die abermals einen herben Verlust, allerdings in Person von Guido Westerwelle zu beklagen hat. Ruhe in Frieden."