So war's 1935

Um auch anderen Trinkern zu helfen

Stand: 06.06.2015, 17:00 Uhr

Börsenmakler William Griffith Wilson traf nach einem schrecklichen Arbeitstag Chirug Robert Holbrook Smith, um einfach zu reden. Beide hingen an der Flasche. Gemeinsam wurden sie trocken und gründeten die Anonymen Alkoholiker - vor 80 Jahren.

Wer sich in den 1960er Jahren in einem der ersten Treffen der Anonymen Alkoholiker in Deutschland zu seiner Sucht bekannte, war schon mutig. Nur drei Jahrzehnte zuvor galten Trinker in der Sucht-Forschung als schwachsinnige und kriminelle Persönlichkeiten. Schon deshalb war es für viele wichtig, unerkannt zu bleiben. Beruf, Name, sozialer Stand. Uninteressant. Was immernoch zählt bei den Anonymen Alkoholikern, ist die Selbsterkenntnis.

Wer süchtig ist, kämpft ständig gegen den Rückfall

Denn wer süchtig ist, kämpft ständig gegen den Rückfall. Doch sobald er einem anderen Alkoholiker von seinen Problemen erzählt, schwindet der Drang zu trinken. So einfach, so erfolgreich. Und die ersten, die das feststellten, waren zwei Männer in den USA: William Griffith Wilson, ein Börsenmakler und Trinker. Und Robert Holbrook Smith. Ein Arzt, der auch an der Flasche hing. Gemeinsam gelang ihnen, was sie alleine nicht geschafft haben. Sie wurden trockene Alkoholiker. 80 Jahre ist das jetzt her. Um auch anderen Trinkern zu helfen, gründeten sie die Anonymen Alkoholiker

Die "12 Schritte" der Gründungsväter

Das Besondere an dem Programm ist der Dreiklang aus der völligen Anonymität und damit einem Vertrauensschutz, aus dem spirituellen Programm und aus der enormen starken Rolle der Gruppe und Gemeinschaft. Mit dem "spirituellen Programm" sind die sogenannten "12 Schritte" der Anonymen Alkoholiker gemeint. Aufgeschrieben von den Gründungsvätern. So heißt es etwa in Schritt 2: "Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann." Oder Schritt 8: "Wir machten eine Liste aller Personen, denen wir Schaden zugefügt hatten und wurden willig, ihn bei allen wiedergutzumachen."

Viele Prominente bekennen sich zur Selbsthilfegruppe

Und das Ziel beschreibt Schritt 12: "Nachdem wir durch diese Schritte ein spirituelles Erwachen erlebt hatten, versuchten wir, diese Botschaft an Alkoholiker weiterzugeben und unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszurichten. Wegen dieser Spiritualität unterstellen Kritiker den Anonymen Alkoholikern sektenhafte Züge. Dass sich viele Trinker zuerst an die Anonymen Alkoholiker wenden, hat auch damit zu tun, dass sich viele Prominente zu der Gruppe bekennen: Nahomi Campell, Mel Gibson, Lindsay Lohann oder Liza Minelli. Sie alle outeten sich als Teilnehmer.