Angeklickt: Google Home

Stand: 20.05.2016, 07:15 Uhr

Diese Woche hat Google Tausende Entwickler in seine Firmenzentrale nach Mountain View eingeladen, um sie auf die Zukunft einzuschwören, wie Google sie sieht. Und da wurden dann neue Produkte und Technologien vorgestellt. Unser Netzkenner Jörg Schieb hat sich Google Home angeschaut – so heißt die Box nämlich.

So stellt sich Google unsere Zukunft vor: In der Wohnung steht eine solche Box. Google Home. Ein WLAN-Lautsprecher, der gleichzeitig digitaler Assistent ist. Google Home spielt Musik, informiert einen über Stauf auf der Autobahn, schaltet auf Zuruf das Licht im Kinderzimmer ein oder zeigt dem Nachwuchs noch mal schnell alle Planeten unseres Sonnensystems.

Sieht natürlich alles wunderbar aus in dem Unternehmensvideo. Selbst von den Kindern genuschelte Anfragen werden tadellos verstanden.

Dabei wissen wir alle doch nur zu gut, die wir Cortana, Siri, Google Now oder andere Sprachassistenten zumindest gelegentlich verwenden: Mindestens ein Drittel von dem, was wir sagen, wird von den Maschinen eben nicht verstanden. Zumindest dann, wenn wir nicht so sprechen wie es die Assistenten von uns erwarten,

Doch das soll radikal anders werden. Das ist die Kernbotschaft auf der Entwicklerkonferenz von Google. Wir suchen nicht mehr im Netz, sondern wir stellen Fragen – und sagen was wir wollen.

Sprachassistenten sollen uns verstehen, egal wie wir sprechen. Und wir sollen die Fragen stellen können, so wie wir wollen, so wie uns der Schnabel gewachsen ist. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg – aber das ist das Ziel. Übrigens nicht nur bei Google, sondern eben auch bei Apple und Microsoft.

Neu ist, dass Google nun eine eigene Hardware bauen will, die wir uns in die Wohnung stellen sollen. Zum Beispiel ins Wohnzimmer. Damit wir jederzeit mit Google kommunizieren können – ohne Smartphone, Tablet oder PC. Einfach, indem wir reden.

Lautsprecher Google Home

Kommunikation mit Google dank diesem Lautsprecher

Google Home kann man auch mit Haushaltsgeräten vernetzen. Dann lässt sich mit der Box die Heizung oder Klimaanlage steuern – oder man schaltet auf Wunsch in jedem beliebigen Zimmer das Licht an oder aus. Auch der Fernseher lässt sich kontrollieren. Und, und, und... Es ist ein bisschen wie Science-Fiction, soll aber jetzt Wirklichkeit werden.

Völlig neu ist die Idee aber nicht. Amazon hat in den USA mit Amazon Echo schon länger ein vergleichbares Produkt im Angebot. Auch ein Lautsprecher, den man sich in die Wohnung stellt, der Musik abspielt und aufs Wort hört. Man kann mit Amazon Echo reden, Fragen stellen, Dinge bestellen. Ein ganz ähnliches Konzept also.

Die Box soll Ende des Jahres auf den Markt kommen. Was sie kosten soll – ist noch ein Geheimnis. Auch, wann sie bei uns in Deutschland zu haben sein wird.

So ein Lautsprecher, den man per WLAN mit Musik versorgen kann, ist praktisch. Natürlich kann es auch ganz schön komfortabel sein, mit einer Maschine zu sprechen. Man muss die Hände nicht frei haben, muss nichts anklicken oder antippen.

Aber, die Sache hat natürlich auch einen Haken. Damit das klappt, muss der Lautsprecher – den Kritiker als Wanze bezeichnen - natürlich immer mithören.

Die eingebauten Mikros hören alles mit, was gesagt wird. Zwar reagiert der Apparat nur dann, wenn man einen Schlüsselbegriff verwendet, zum Beispiel "OK Google" oder – im Fall von Amazons Assistenten – "Alexis". Aber es bleibt das mulmige Gefühl, immer belauscht zu werden. Und es ist ja auch nicht auszuschließen, dass sich jemand reinhackt und wirklich alles mithört.

Aber auch für unterwegs hat sich Google etwas ausgedacht: Unterwegs sollen wir Allo benutzen. Das ist ein neuer Messenger von Google. Eine klare Konkurrenz zu Facebook Messenger, WhatsApp oder auch Microsoft Cortana. Auch in Allo soll man Fragen stellen können – hier nicht gesprochen, sondern geschrieben. Und man bekommt Antworten.

Einen Tisch reservieren? Geht per Chat – man bucht dann zum Beispiel in Online-Systemen wie OpenTable. Ähnliches haben Facebook und Microsoft auch vor kurzem vorgestellt: Messenger, die mit uns reden, die uns antworten. Wer es nutzt, dem muss aber klar sein, dass Google noch deutlich mehr Daten in die Hände fallen als bisher ohnehin schon.