So kommen Patienten auf der Warteliste an ein neues Herz

Stand: 07.10.2016, 13:28 Uhr

Die Aktuelle Stunde hat zwei Männer begleitet, die im Herz- und Diabeteszentrum (HDZ) in Bad Oeynhausen auf ein neues Herz gewartet haben - und es dann endlich bekamen. Wir erklären den Prozess, der einer Transplantation vorausgeht.

286 Herzen wurden im Jahr 2015 transplantiert - 75 davon in Bad Oeynhausen. Es ist das mit Abstand größte deutsche Herztransplantationszentrum. Auch Oliver Krell und Roland Mündkemüller haben hier monatelang auf ein neues Herz gewartet.

Das Klinikum durften sie in dieser Zeit nicht verlassen, denn jeden Moment kann ein neues Herz da sein. Und dann muss alles ganz schnell gehen. Die Schritte:

1. Auf der Warteliste eintragen

Entnahme eines Spenderorgans

Entnahme eines Spender-Organs.

Das Herz- und Diabeteszentrum (HDZ) in Bad Oeynhausen meldet den Patienten auf der Warteliste für ein Spenderherz an. Dafür wendet es sich an Eurotransplant, eine Organisation, die in acht europäischen Ländern (Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Ungarn und Slowenien) für die Verteilung von Organen zuständig ist.

Mit der Registrierung werden alle medizinischen Daten des Empfängers weitergegeben.

Verschlechtert sich der Gesundheitszustand, kann das HDZ die Dringlichkeit erhöhen ("High Urgency"-Patient) - drei unabhängige Gutachter prüfen dann, ob der Patient auf die HU-Liste gesetzt wird.

Eine aussagekräftige durchschnittliche Wartezeit kann die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) für Herzen etwa nicht angeben: Wartezeiten über mehrere Jahre hinweg sind demnach lediglich bei der Niere möglich, denn die Zeit kann in diesem Fall mit Dialyse überbrückt werden. Bei anderen Organen versterben die Patienten, wenn nicht schnell ein Herz, eine Lunge oder Leber gefunden wird.

2. Es gibt eine Spende

Wenn ein Mensch stirbt, der seine Organe spenden will, wird das der Deutschen Stiftung Organtransplantation gemeldet. Sie übermittelt dann alle Daten über den Patienten an Eurotransplant.

Dass die Spendenbereitschaft in den letzten Jahren gesunken ist, kann die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nicht bestätigen.

Allerdings melden Entnahmekrankenhäuser laut DSO weniger mögliche Organspender. Wurden 2010 noch 4.205 Organe gespendet (also entnommen und transplantiert), waren es 2015 nur noch 2.901. Am häufigsten werden Nieren transplantiert (2015: 1521).

3. Das Herz wird vermittelt

Eurotransplant vergleicht die Wartelisten und das Organ und findet so den am höchsten gelisteten Empfänger. Ist der im HDZ, nimmt die Organisation Kontakt auf. Das Transplantationszentrum hat dann 30 Minuten Zeit, das Organ anzunehmen. In dieser Zeit werden die medizinischen Voraussetzungen des Patienten für die Operation geprüft.

4. Ablehnen oder annehmen?

Wenn das Transplantationszentrum das Organ ablehnt, wird es so schnell wie möglich an einen anderen Patienten weiter vermittelt.

Ein weiß gekleideter Organ-Transporteur mit Organ-Koffer auf dem Weg zum Flugzeug

Gibt es ein Organ für die Transplantation, muss es schnell gehen

Wird das Herz angenommen, organisiert die Deutsche Stiftung Organtransplantation ein sogenanntes Entnahmeteam. Das fliegt oder fährt vom HDZ zum Spender, begutachtet das Organ und bringt es zum Empfänger.

Das Entnahmeteam kann das Herz auch vor Ort noch ablehnen. Dann kann Eurotransplant es weitervermitteln, meist wird das Herz aber zur Gewebespende verwendet.

5. Beschleunigtes Vermittlungsverfahren

Wenn das Herz in drei individuellen Anfragen nicht vermittelt werden kann, gibt es ein beschleunigtes Verfahren. Eurotransplant vermittelt das Herz dann an Kliniken in der Nähe der Entnahme.