Kundenrechte beim Poststreik

Damit wichtige Briefe ihr Ziel erreichen

Stand: 22.06.2015, 12:52 Uhr

Fristgerecht kündigen oder bewerben: Das läuft in vielen Fällen noch per Brief. Aber wie klappt das, wenn die Briefträger und Paketboten der Deutschen Post im unbefristeten Streik sind? Worauf Postkunden jetzt achten müssen.

Seit dem 8. Juni läuft ein unbefristeter Streik bei der Deutschen Post. Damit will die Gewerkschaft Verdi Druck machen, um vor allem die 49 Regionalgesellschaften mit geringerer Bezahlung im Post-Paketgeschäft wieder in den regulären Haustarif aufzunehmen. Zuletzt beteiligten sich an dem Streik laut Verdi mehr als 25.000 Mitarbeiter.

Post: "Überschaubare Folgen"

Nach Angaben der Deutschen Post kommen etwa 80 Prozent der Briefe und Pakete trotzdem pünktlich beim Empfänger an. Die Folgen seien überschaubar geblieben, sagte ein Postsprecher. Verzögerungen beschränkten sich auf zwei bis höchstens drei Tage. Normalerweise werden an einem Werktag rund 64 Millionen Briefe zugestellt und rund 3,4 Millionen Pakete und Päckchen befördert.

Vorsicht bei Fristen

Wer dringend per Brief zum Beispiel ein Zeitschriftenabo oder einen Handyvertrag kündigen möchte, für den kann es kompliziert werden. In NRW gibt es kaum Alternativen zur Deutschen Post. Der große Konkurrent TNT liefert Briefe nur für Geschäftskunden aus, nicht für Privatkunden. Und Dienstleister wie Hermes oder DPD tragen keine Briefe aus, sie liefern nur Pakete.

Behörden wollen Fristen einhalten

Im Bergischen Land sind Behörden kreativ geworden, um trotz Poststreik Fristen einzuhalten: Die Stadt Solingen hat eine Woche lang keine Mahnungen verschickt. Einzelne Mahnbriefe werden inzwischen in spezielle Umschläge gesteckt, in der hauseigenen Poststelle aussortiert und kopiert. Damit belegt die Stadt dann, dass die Mahnung das Rathaus pünktlich verlassen hat. Außerdem nutzt Solingen, wie andere Behörden auch, inzwischen verstärkt andere Postdienste.

Alternative: Expressbrief

Die Deutsche Post verspricht, dass Briefe, die per Express verschickt werden, pünktlich ankommen. Dieser Service werde nicht bestreikt. Allerdings ist das auch deutlich teurer: Die Kosten für den Versand beginnen bei zehn Euro (für Sendungen bis 500 Gramm).

Deutsche Post haftet nicht

Verpasst durch den Streik ein Kunde seine Kündigungsfrist, kann er die Deutsche Post nicht dafür verantwortlich machen. Der Kunde trägt nämlich das Risiko, dass ein Brief oder ein Paket pünktlich ankommt. Entstehen durch eine verpasste Kündigungsfrist Kosten, muss der Kunde diese tragen. Das gilt auch für verpasste Fristen bei Behörden.

Selbst ein Brief am Ziel einwerfen

Wenn der Adressat nicht zu weit entfernt wohnt, ist es eine Idee, wichtige Briefe direkt einzuwerfen. Nimmt man einen Zeugen hinzu, kann man so sogar im Streitfall den Zugang beweisen. Das ist natürlich mit Aufwand verbunden, kann sich aber im Einzelfall durchaus lohnen, etwa wenn es darum geht, ein Mietverhältnis zu beenden. Das geht wegen der erforderlichen Schriftform nur mit unterschriebenem Brief.

Kündigungen per Fax

Viele Verträge können Kunden aber auch per Fax kündigen. Insbesondere jene, die keine Originalunterschrift brauchen. Die Verbraucherzentrale NRW warnt aber vor der Kündigung per E-Mail, da diese häufig vor Gericht nicht anerkannt wird. Meist können Kunden aber zumindest per E-Mail eine Fristverlängerung beantragen.