Kommissarischer Leiter wird offiziell Chef
Der neue Mann an der Spitze
Stand: 11.09.2009, 19:48 Uhr
Auf ihrer Aufsichtsratssitzung hat die WestLB am Freitag (11.09.2009) eine wichtige Personalie getroffen: Dietrich Voigtländer wird neuer Chef. Er soll die angeschlagene Landesbank in einen sicheren Fusionshafen führen.
Die Entscheidung des am Freitag planmäßig tagenden Aufsichtsrats, Voigtländer zum neuen Chef zu machen, kam wenig überraschend. Denn nach dem Rücktritt des vorherigen WestLB-Chefs Heinz Hilgert im Mai leitete er bereits kommissarisch die Landesbank. Ende Juni sollte er bereits zum neuen Chef ernannt werden, aber die Entscheidung wurde auf seinen Wunsch vertagt: Voigtländer wollte zunächst abwarten, dass auf Bundesebene neue gesetzliche Möglichkeiten zur Auslagerung von Papieren geschaffen werden. Dieser Schritt ist erfolgt, und damit war der Weg frei für den 50-Jährigen an die Spitze der WestLB, deren stellvertretender Vorstandsvorsitzender er zuvor war. WestLB-Aufsichtsratschef Michael Breuer sagte am Freitag, Voigtländer sei der richtige Mann zur richtigen Zeit: "Mit seiner Durchsetzungkraft und seiner jahrzehntelangen Erfahrung" werde er die Bank "in eine gute Zukunft führen."
WestLB will erste deutsche Bad Bank gründen
Voigtländers Vorgänger Hilgert hatte seinen Rücktritt mit einer unzureichenden Unterstützung des Bankumbaus durch die Sparkassen in Nordrhein-Westfalen begründet. Sie waren lange Zeit nicht bereit, weitere Milliarden-Garantien zu geben. Auf Druck der Bankenaufsicht BaFin änderte sich das Anfang Juni. Die Garantien durch alle WestLB-Eigentümer wurden auf neun Milliarden Euro fast verdoppelt.
WestLB wird umstrukturiert
Größter Einzelaktionär der WestLB AG ist das Land NRW. Die Eigentümer dringen auf eine zügige Lösung, denn es müssen Auflagen der Auflagen der EU-Wettbewerbshüter umgesetzt werden: Um die Hälfte soll die Bank verkleinert werden und bis Ende 2011 mehrheitlich in neue Hände kommen. Bis Ende 2009 soll die WestLB bei der Auslagerung von Papieren im Volumen von 80 Milliarden Euro vorankommen. Die WestLB will als erste deutsche Bank die Möglichkeit zur Bildung einer sogenannten Bad Bank mit Staatshilfe nutzen. Der von Ballast befreite, profitable Kern der WestLB soll dann möglichst mit einer anderen Landesbank in Deutschland zusammengelegt werden.
Voigtländer will Arbeitsplätze erhalten
"Wenn man heiraten will, dann braucht man einen heiratswilligen Partner oder Eltern, die das wollen", räumte Voigtländer jedoch im Vorfeld seiner Ernennung ein. Beides sei derzeit noch nicht gegeben. "Aber ich bin mir sicher: Das wird sich ändern." Voigtländer wird nicht müde, für eine Landesbankenfusion zu werben, aber viel Zeit bleibt ihm dafür nicht. Die WestLB-Eigentümer - das Land NRW sowie Sparkassen und Kommunen - dringen auf eine zügige Lösung. Im Rahmen eines Bieterverfahrens könnten auch private Investoren Gelegenheit bekommen, die Mehrheit an der WestLB zu erwerben, die Zentralbank für die NRW-Sparkassen ist. Voigtländer betont, dass es beim Umbau darum gehe, Kompetenzen der WestLB wie das Auslandsgeschäft und Arbeitsplätze zu erhalten.