Bafin prüft Geschäfte der Landesbank
Zinsmanipulation bei der WestLB?
Stand: 28.01.2013, 15:35 Uhr
Die Finanzaufsicht Bafin macht in der Affäre um manipulierte Zinssätze Druck. Nun werden auch Geschäfte der WestLB geprüft. Sollte deren Nachfolgegesellschaft Portigon eine Strafe zahlen müssen, würde die das Land NRW begleichen müssen.
Über Jahre hinweg sollen Banken weltweit Zinssätze manipuliert haben, um sich höhere Gewinne zu verschaffen. Schon 2011 wurde in den USA gegen eine Bank Klage erhoben, seit Monaten ermittelt auch die Deutsche Finanzaufsicht Bafin gegen verschiedene Geldinstitute. Gegen die Deutsche Bank wurde bereits seit längerem ermittelt, nun wird auch gegen die WestLB, bzw. deren Nachfolgerin Portigon ermittelt. WDR.de hat mit Ulrich Ueckerseifer von der WDR-Wirtschaftsredaktion gesprochen.
WDR.de: Wie soll die Manipulation denn funktioniert haben?
Ulrich Ueckerseifer
Ulrich Ueckerseifer: Es geht um die Manipulation von Zinssätzen, zu denen sich die Banken untereinander Geld leihen, konkret um die Zinssätze Libor und Euribor. Das System dieser Zinssätze gibt es seit den 80er Jahren und im Grunde ist es eine Umfrage. Die Banken werden gefragt: "Zu wie viel Prozent Zinsen würdet ihr einer anderen Bank euer Geld leihen?" Aus den verschiedenen Angaben wird ein Durchschnittswert ermittelt und der ist dann Basis für viele "Produkte", die die Banken so anbieten. Zum Beispiel für die Zinshöhe auf Tagesgeld- oder Festgeldkonten oder auch für Kredite. Es geht aber auch, und darum ging es bei der Manipulation vor allem, um Produkte, mit denen man auf die Entwicklung des Zinssatzes wetten kann. Wenn sich mehrere Bankhäuser darüber verabreden, dass der Zinssatz morgen sinken soll, dann lässt sich darauf ja auch sehr bequem wetten und viel Geld verdienen, weil man einen Informationsvorsprung hat.
WDR.de: Können durch die Manipulationen auch Privatleute geschädigt worden sein?
Ueckerseifer: Was hier in Europa oft der Fall gewesen sein soll, ist, dass ein extra niedriger Zins genannt wurde. Davon haben Banken Vorteile, denn sie leihen sich dann auch von ihren Kunden billiger Geld, zum Beispiel über einen niedrigen Zinssatz beim Tagesgeldkonto oder beim Festgeldkonto. Der Zinssatz wird künstlich nach unten gedrückt, das heißt, für die Bank wird es billiger.
WDR.de: Die Deutsche Bank wird schon länger durchleuchtet, nun rückt WestLB-Nachfolgerin Portigon in den Fokus, was bedeutet das für das Unternehmen?
Ueckerseifer: Einer nach dem anderen ist dran. Zuerst liefen die Ermittlungen gegen die größten Spieler dieser Manipulationen und jetzt sind auch die kleineren dran. Wenn sich der Verdacht bestätigt, wird Portigon eine Strafe zahlen müssen. Da ist schwer zu sagen, wie viel das ist. Gutes Beispiel ist die UBS, die hat in der Schweiz selbst etwa 60 Millionen Franken an die Bankenaufsicht bezahlen müssen, in den USA und Großbritanien aber über eine Milliarde. Da ist es also richtig teuer geworden. Bei Portigon würde eine Strafe sicher geringer ausfallen, aber im zwei oder dreistelligen Millionenbereich könnte das schon liegen.
WDR.de: Portigon, der Rest der WestLB, verdient selbst ja kaum noch Geld, wer bezahlt die Strafe denn dann?
Ueckerseifer: Am Ende bezahlt das wahrscheinlich der Steuerzahler, weil das Land NRW Haftung für die Altgeschäfte der Landesbank übernommen hat. Ein weiterer Schritt könnte noch sein, dass auch Geschädigte dieser Manipulation sich melden und Schadenersatz fordern, auch diese Forderungen müsste dann vermutlich das Land begleichen. Das ist noch nicht absehbar, aber könnte sicherlich auf dem Niveau liegen, auf dem auch die Strafe liegt.
Das Gespräch führte David Ohrndorf.