Bahnverkehr nach Orkan "Niklas"

Die Rückkehr zur üblichen Verspätung

Stand: 01.04.2015, 11:52 Uhr

Wie läuft der Bahnverkehr am Morgen nach dem Orkan "Niklas" wieder an? Eine Frage die sich viele Bahnpendler am Mittwochmorgen (01.04.2015) mit Sorge stellten. Unser Reporter hat im Selbstversuch nach einer Antwort gesucht.

Der Selbstversuch in Sachen Bahn für den WDR am Tag nach dem Orkan Niklas beginnt für mich um kurz nach drei Uhr morgens - nicht gerade die richtige Zeit zum Aufstehen für mich. Der erste Anruf bei der Pressestelle der Bahn macht mich wach. Eine unerwartet fröhlich klingende Mitarbeiterin der Bahn sagt mir, wo es in NRW am frühen Mittwochmorgen (01.04.2015) noch klemmt. "In Essen müssen wir die S1 über die Fernbahngleise leiten", sagt sie mir. Ich mache mich also auf den Weg nach Essen - mit dem Auto.

Schlechte Prognose

In der Bahnhofshalle geht mein erster Blick zur großen blauen Anzeigetafel, so wie die Reisenden und Pendler es neben mir auch tun. Ich hätte mit mehr weißen Laufbändern gerechnet, die Störungen verkünden. Wenige Regionalbahnen sind verspätet oder fallen aus. Schlimmer sieht es beim Fernverkehr aus. "Mein Zug fällt aus", sagt mir ein junger Soldat auf dem Weg zu seiner Kaserne. "Das wird schwierig werden", schätzt er seinen Tagesverlauf ab. Er wird mit dieser Prognose Recht behalten.

Sturm oder Ferien?

Für mich geht es erst mal auf den Bahnsteig. Im Selbsttest mache ich mich auf den Weg nach Dortmund mit eben der S-Bahn, die noch Probleme machen soll. Halbwegs pünktlich fährt sie ein. Als eine Hand voll Fahrgäste ausgestiegen sind, stehe ich in einem menschenleeren Waggon. Eine Folge des Orkans oder der Osterferien. Zum Glück steigt an der nächsten Station eine junge Frau ein. Ob es hier gestern Morgen auch so leer war, will ich von ihr wissen. "Nein", lacht sie mir entgegen, "aber ich bin froh, heute mal einen Sitzplatz zu haben."

Endstation Bochum

Die ersten durchaus positiven Eindrücke von der Bahn werden jäh zerstört. Im Bochum wiederholt der Lokführer seine Durchsage, die ich beim ersten Mal nicht verstanden habe. "Wegen einer Verspätung endet der Zug hier, bitte alle aussteigen." Sagt es und macht das Licht in der Bahn aus. Irritiert stehe ich mit ein paar anderen Fahrgästen auf den Bahnsteig. "Auch wenn ich‘s kenne, frustiert es mich jedes Mal auf Neue", sagt der Mann, den ich anspreche. Gestrandet in Bochum? Nein, Glück gehabt, denn schon ein paar Minuten später kommt die nächste Bahn Richtung Dortmund.

Die Ruhe bewahren

Bahn Verspätungen an Bahnhöfen

Geduldige Fastgäste in Dortmund

Wie an allen weiteren Stationen auf meinem Rundweg geht es in Dortmund zunächst in die Eingangshalle zur Anzeigetafel. Wie sieht es mit den Verspätungen hier aus, will ich wissen. Die halten sich auch hier in Grenzen. Umso länger ist hier inzwischen die Schlange vor der DB-Information. Drei Mitarbeiter in dem Glaskasten beantworten die Fragen der Bahnkunden, die nicht mehr weiter kommen. Alle schrecken plötzlich auf, als ein Mann lautstark seinem Unmut über die Bahn Luft macht. Ein Paar vom Sicherheitsdienst eilt herbei. Sie beruhigen den aufgeregten Mann, erklären ihm welche Züge ihn zu seinem Ziel bringen.

Vergleichsweise pünktlich

Meine nächste Station wird Hamm sein. Auf dem Bahnsteig wird ein ICE angezeigt, doch auf dem Gleis steht eine Regionalbahn. Typisch für diesen Morgen, denn nach dem Sturm sind längst noch nicht alle Züge an der Stelle, wo sie gebraucht werden. Deshalb fahren einige Züge am Mittwochmorgen nur einteilig. Sitzplätze gibt es trotzdem, weil Ferien sind, aber viele Kunden offensichtlich eine Alternative zur Bahn genommen haben. Im Gegensatz zu vielen Zügen des Fernverkehrs ist meine Bahn mit fünf Minuten noch vergleichsweise pünktlich. Auf dem Weg nach Hamm kommen aber weitere fünf Minuten dazu.

Zum Glück nur ein Selbstversuch

Mit einer der privaten Bahngesellschaften trete ich am Mittwochmorgen den Rückweg an. Kein Unterschied zur Deutschen Bahn kann ich feststellen. Vier Minuten nach der geplanten Abfahrtszeit geht es los. "Ich auch nicht gedacht, dass es so gut läuft", sagt die Zugbegleiterin. Ganz so gut läuft es dann aber doch nicht. Schnell schrauben sich die Verspätungsminuten nach oben. Als der Regionalexpress 13 in den Hauptbahnhof Hagen einfährt, stöhnt ein Reisender auf. "Man, da fährt mein Zug." Für ihn eine ungeliebte Wartezeit. Wie gut ich es doch bei meinem Selbstversuch habe. Auf mich wartet in Hagen nur die Anzeigetafel und die läuft mir gewiss nicht weg.