Dass es Probleme bei der Wohnungssuche in rheinischen Großstädten gibt, räumt Jörg Schnorrenberger ein. Er ist Vorsitzender des Rings deutscher Makler in Düsseldorf. Mit Blick auf seine Stadt sagt Schnorrenberger: "Das ist ein hysterischer Markt." Der Trend zu "High-End"-Wohnungen sei allerdings schon wieder am Abflauen. Es gebe Luxuswohnungen in Düsseldorf, für die sich bereits keine Mieter mehr fänden. "Von daher ist eine gewisse Entspannung auf dem Wohnungsmarkt möglich." Dass die Politik das Thema Mietpreisbremse im Bundestagswahlkampf entdeckt hat, quittiert der Makler mit einem Lächeln. "Das ist doch nur Säbelrasseln vor dem Wahltag", sagt Schnorrenberger. Es bleibe dabei, dass das System von Angebot und Nachfrage "Sinn macht" - daran werde auch die Politik nichts ändern.
Läuft Mietreform ins Leere?
Als Negativbeispiel für politische Schnellschüsse nennt der Makler-Funktionär die seit Mai 2013 gültige Mietrechtsreform. Das neue Gesetz begrenzt die Mieterhöhungsmöglichkeiten der Vermieter. "Bislang durften sie innerhalb von drei Jahren um maximal 20 Prozent auf die ortsübliche Vergleichsmiete anheben. Mit der Reform wird dies auf höchstens 15 Prozent begrenzt", berichtet Schnorrenberger. Als Bezugsgrößen würden in der Regel örtliche Mietspiegel herangezogen. "Zuvor aber müssen die Landesregierungen bestimmte Städte festlegen, die besonders von Mieterhöhungen betroffen sind und in denen diese Obergrenzen eingeführt werden sollen." In NRW sollen die bei Mietern begehrten Städte Düsseldorf, Köln, Bonn und Münster dafür in Frage. "Tatsächlich aber gibt es kaum Mietverträge, die davon betroffen sind", sagt Schnorrenberger. In Düsseldorf habe eine Umfrage seines Verbandes ergeben, dass 84 Prozent der Mieten die sogenannte Ortsüblichkeit erfüllen.
Vermieter warnen vor Bremse
Die Städtische Wohnungsgesellschaft Düsseldorf (SWD) verwaltet rund 8.500 Wohnungen. SWD-Vorstand Jürgen Heddergott betont, aus seiner Sicht gebe es in der NRW-Landeshauptstadt "keine Wohnungsnot". Tatsächlich sei aber ein Mangel an Wohnungen mit einem Preis von 5 bis 7 Euro pro Quadratmeter festzustellen. Vorwürfe, die SWD lasse trotz des angespannten Wohnungsmarkts sogar Mietobjekte leer stehen, weist Heddergott zurück. Es gebe bei etwa 240 Wohnungen einen "gewollten Leerstand", aber dabei handele es sich um Wohnungen ohne Bad und Heizung. Diese Objekte müssten zunächst einmal modernisiert werden. Für jede Wohnung, die die SWD in einem Online-Portal zur Wohnungssuche anbietet, melden sich nach Angaben des Vorstands etwa 50 Interessenten. Wie viele Menschen insgesamt bei der SWD eine Wohnung suchen, kann Heddergott nicht sagen: "Wir haben ausreichend Bewerber."
Auch die Vermieter-Lobby sieht keine Not. Es sei allerdings "richtig, dass die Wohnungsmärkte in den Städten Düsseldorf, Köln und Bonn angespannt sind", sagt der Verbandsdirekter Erik Uwe Amaya von Haus & Grund Rheinland. Der größte Kostentreiber bei Miete sei aber nicht die Kaltmiete, sondern es seien die hohen Betriebskosten (Heizung, Strom, Wasser, Abwasserentsorgung, Müllgebühren), die das Wohnen teurer machten. Der Vermieter-Vertreter warnt die Politik vor einer Mietpreisbremse: "Die hohen Anforderungen durch die Energieeinsparverordnung, die erhöhte Grunderwerbssteuer sowie die hohen Grundstückspreise sind bereits schon heute hohe Hemmschwellen, in der Rheinschiene zu investieren." Sollte es gesetzliche Restriktionen geben, würden weniger Investoren, laut Amaya sowohl Kleinvermieter als auch große Wohnungsunternehmen, Geld in die Hand nehmen.
Mietpreise auch Thema im Landtag
An diesem Freitag (21.06.2013) ist die Lage auf dem Wohnungsmarkt mal wieder Thema im Düsseldorfer Landtag. Die FDP hatte eine Debatte beantragt. Den Liberalen kritisieren seit Tagen die Mietpreisbremser von CDU und SPD. "Nicht die Mietpreisbremse, sondern Investitionsanreize sind der Schlüssel zu mehr bezahlbarem Wohnraum in unseren Großstädten", sagt der Wohnungspolitiker der FDP-Fraktion, Holger Ellerbrock. Verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten und der "Abbau überflüssiger staatlicher Vorgaben" sollen zu mehr Wohnungsbauten und somit zur Entlastung des Marktes führen, so die Forderung der Liberalen. Schnelle Lösungen sind mitten im Bundestagswahlkampf nicht in Sicht.