Seit rund neun Monaten kann das Gelände rund um den künstlich gefluteten Phoenixsee in Dortmund bereits zu Fuß erkundet werden. Doch bevor am 1. April 2012 auch der erste Segler auf dem 1,2 Kilometer langen See zu Wasser gelassen wird, müssen die Ratsmitglieder erneut über einer Nutzungs-Satzung brüten. Die Tiefbauamt der Stadt hatte im Vorfeld den Auftrag bekommen eine Satzung für die Stadtverwaltung auszuarbeiten. Dabei flossen Verordnungen aus gleich drei verschiedenen Regelwerken in den Entwurf.
Laut Stadtsprecher Thomas Kampmann berücksichtigt die neue Satzung nicht nur allgemeine Regelungen für Grünanlagen, sondern auch Vorschriften aus der Talsperrenverordnung und Vorgaben der Emschergenossenschaft. Auf 12 Seiten listet die Satzung nicht nur die Jahresgebühren für Segel-, Paddel- und Ruderboote auf, sondern schreibt auch vor, was Besuchern am See erlaubt ist und was gar nicht geht. Auf insgesamt 37 Ordnungswidrigkeiten kommt die Stadt bei ihrer "Satzung zur Nutzung der Naherholungsanlage Phoenixsee".
Geregelte Erholung am Phoenixsee
Baden, Surfen, Tauchen oder Angeln ist verboten, ebenso wie das Grillen und das Benutzen von "Wurfgeräten". Auch Enten- und Fischefüttern ist nicht erlaubt. Wer mit einem Paddelboot aufs Wasser will, muss vorher eine Genehmigung bei der Stadt beantragen. Außerdem gibt es Stellen in der Anlage rund um den See, die für Erholungssuchende tabu sind: Nur Wege und ausgezeichnete Flächen dürfen betreten werden.
Zusätzlich ist es untersagt, "außerhalb der dafür bestimmten und entsprechend gekennzeichneten Stellen zu spielen, Rad zu fahren, Wintersport zu betreiben, zu reiten, zu zelten oder batterie- oder motorbetriebene Flugzeugmodelle zu benutzen."
"Der See soll gelebt werden"
Doch manch einem Lokalpolitiker geht das Regelwerk zu weit. So hatte die Bezirksvertretung im Dortmunder Stadtteil Aplerbeck die Satzung bereits im Vorfeld abgelehnt. Einstimmig befanden Politiker aller Fraktionen: zu viele Verbote. "Man hat ja fast den Eindruck, dass die Spaziergänger vom See ferngehalten werden sollen, damit die besser gestellten Anwohner ihre Ruhe haben", ärgert sich SPD-Fraktionssprecher Jürgen Schädel. Klar, solle man sich benehmen und es müsse natürlich auch eine Satzung geben. "Aber der See soll auch gelebt werden. Der ist mit Förder- und Steuergeldern für die Bevölkerung gebaut worden. Da werde ich doch wohl mit meinen Kindern eine Gummiente zu Wasser lassen dürfen."
Grünflächen am Phoenixsee nur zum Anschauen?
Und auch im Stadtteil Hörde will man die Satzung so nicht stehen lassen. "Es gibt meiner Meinung nach gar keinen Regelungsbedarf", sagt der Grünen-Politiker Hartmut Schulze-Velmede von der dortigen Bezirksvertretung. Da seien Regeln für den See geschaffen worden, die es sonst auch nicht in Parks gäbe. Vor allem das Spielverbot auf den Grünflächen gehe zu weit. "Die Wiesen sind schon im letzten Sommer von den Besuchern bestens angenommen werden. Und bald soll man da noch nicht einmal Frisbee spielen dürfen?"
Bei der Ratssitzung am Donnerstag (23.02.12) kam es dann zur erwarteten Vertagung einer Entscheidung über die Verbotsliste. Stadtsprecher Kampann räumt ein: "Da gibt es noch Klärungsbedarf. Die Stadt will das Naherholungsgebiet erhalten, aber keinen Sperrgürtel um den See ziehen." Jetzt will der Rat sich der Verbote Ende März erneut annehmen.