U-Bahnbau am Heumarkt

Stabilität der Baustellen fraglich

Kölner U-Bahn soll notfalls geflutet werden

Stand: 15.02.2010, 18:52 Uhr

Der Pfusch beim Kölner U-Bahn-Bau zwingt die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) zu drastischen Maßnahmen. Bei Rhein-Hochwasser soll eine der betroffenen unterirdischen Baustellen notfalls geflutet, eine andere mit Schotts vor Wasser geschützt werden.

Sollte zum Wochenende der Rhein Hochwasser bekommen, könnte die Stabilität an der Baustelle Heumarkt gefährdet sein, hieß es bei den KVB am Montagnachmittag (15.02.2010). Wenn man die Baugrube dagegen voll Wasser laufen ließe, würde kein problematischer Druck mehr durch das Grundwasser entstehen. "Wir werden morgen damit beginnen, ein Schott zwischen den Bauabschnitten Rathaus und Heumarkt einzubauen", sagte KVB-Sprecher Franz-Wolf Ramien WDR.de. Dieses Schott soll dazu dienen, im Fall einer Flutung die ebenfalls im Bau befindliche Haltestelle Rathaus vor dem Wasser zu schützen.

Kölner OB fordert von Firmen Aufklärung

Wegen fehlender Stahlbügel und möglicherweise gefälschter Bauprotokolle wird seit Tagen über die Sicherheit der Kölner U-Bahnbaustellen spekuliert. Kölns Stadtdirektor Guido Kahlen bestätigte auf Nachfrage von WDR.de, dass es bei mehr als 20 Bauprotokollen zu Schlitzwand-Lamellen Auffälligkeiten gegeben habe - möglicherweise wurden die Protokolle gefälscht, um Schlampereien oder Betrug zu vertuschen. Der Pfusch könnte aber noch viel größer sein: Noch sind Dutzende Bauprotokolle gar nicht kontrolliert worden. Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters forderte vom Vorstandsvorsitzenden der verantwortlichen Baufirma, der Bilfinger Berger AG, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Die Verunsicherung der Kölner Bevölkerung über die Sicherheitssituation nehme angesichts der Meldungen über Unregelmäßigkeiten laufend weiter zu, so Roters. "Täglich wächst die Angst, weil immer neue Mängel bei der Bauausführung bekannt werden."

Ähnlich äußerten sich die Kölner Verkehrsbetriebe. Sie hatten von dem Unternehmen Erklärungen zur Sicherheit an den Baustellen verlangt. Das entsprechende Schreiben sei am Montag (15.02.2010) eingegangen, bestätigte ein Sprecher. Es sei jedoch unbefriedigend, so dass die Situation weiter geprüft werden müsse. Für Dienstag (16.02.2010) wurde eine Sondersitzung des KVB-Aufsichtsrats anberaumt.

Schlitzwände halten Grundwasser fern

Betroffen von den Unregelmäßigkeiten sollen Schlitzwände der Baugruben an den Stationen Waidmarkt, Heumarkt und Rathaus sein, berichten Kölnische Rundschau und Kölner Stadt-Anzeiger in ihren Montagsausgaben. Die Schlitzwände, die aus wenig Stahl und viel Beton gefertigt werden, halten das Grundwasser vom ausgehobenen Schacht für die U-Bahn fern und verhindern so eine Unterspülung. Wenn diese Wände nicht stabil genug sind, weil zu wenig Beton und Stahl verbaut wurde, kann die gesamte Baustelle einstürzen. Sobald aber die viel dickeren Tunnelröhren für die neue Bahn gegossen sind, besteht diese Gefahr nicht mehr.

Am Anfang stand Lamelle elf

Die Bauprotokolle waren ins Visier geraten, nachdem das Protokoll zur Lamelle elf am Waidmarkt Unstimmigkeiten aufgewiesen hatte. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" schreibt, sollen sowohl das Vermessungs- als auch das Betonierungsprotokoll dieser Lamelle gefälscht worden sein. Gutachter vermuteten an dieser Stelle ein Loch in der Lamelle, durch das Grundwasser einströmte, so die Zeitung weiter. Dies könnte zum Einsturz des Archivs geführt haben, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen.