Bauarbeiter testen Beton

Rhein-Pegel weniger gestiegen als erwartet

Baustellen-Flutung abgesagt

Stand: 01.03.2010, 08:59 Uhr

Köln verzichtet zunächst auf das Fluten der durch Baupfusch gefährdeten U-Bahn-Baustelle "Heumarkt". Die Stadt hofft, dass eine stabilisierende Betondecke rechtzeitig eingezogen werden kann. Mit den Arbeiten wird am Montag (01.03.2010) begonnen.

Der Rheinpegel steige nur noch so langsam, dass wohl rechtzeitig eine stabilisierende Betondecke eingezogen werden könne, sagte Stadtsprecher Gregor Timmer am Sonntag (28.02.2010). Am Samstag war eine geplante Flutung im letzten Moment abgesagt worden. In der Skandalbaustelle fehlen teilweise mehr als 80 Prozent der stabilisierenden Eisenbügel. Deshalb kann der Druck durch das steigende Grundwasser zum Problem werden.

600 Betonmischer erwartet

Für die stabilisierende Betondecke in der U-Bahn-Baugrube Heumarkt sollen Montag (01.03.2010) und Dienstag 2.850 Kubikmeter schnell härtender Beton verarbeitet werden. Dazu sind 500 bis 600 Fahrten von Betonmischern nötig. Das Betonieren soll bis Dienstagabend abgeschlossen sein.

Der Höchststand des Rheins wird für Dienstag erwartet: Bis zu 7,50 Meter sind möglich. Am Sonntagvormittag waren es 6,35 Meter. In der U-Bahn-Baustelle lag der Grundwasserstand am Sonntag bei 38,79 Meter. Ein kritischer Grundwasserstand von 39,50 Metern wird nach Berechnungen vom Sonntag frühestens am Mittwoch (03.03.2010) erreicht. Dann soll die Betondecke aber bereits fertig sein und die Baustelle gegen den Grundwasserdruck schützen. Eine Flutung wäre dann erst bei einem Grundwasserstand von 41,50 Meter notwendig.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 12 Verdächtige

Die skandalträchtige Nord-Süd-Stadtbahn wird seit 2003 parallel zum Rhein unter der 2.000 Jahre alten Kölner Altstadt gebaut. An der Baustelle Waidmarkt stürzte vor einem Jahr das Historische Stadtarchiv ein, zwei junge Anwohner starben.

Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) sind Bauherr des Projekts, dessen Kosten sich inzwischen auf gut eine Milliarde Euro fast verdoppelt. Im Zusammenhang mit dem Pfusch ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft in drei Verfahren gegen insgesamt zwölf Verdächtige.