Tiefer Krater durch Bergungsarbeiten
Pfusch an Stadtarchiv-Baustelle
Stand: 11.03.2011, 20:12 Uhr
An der Einsturzstelle des Kölner Stadtarchivs sind der Stadt Köln nach Recherchen des WDR schwerwiegende Bau-Fehler unterlaufen. Betroffen ist ausgerechnet das Bauwerk, das für die Bergung der wertvollen Dokumente des Stadtarchivs errichtet wurde.
Von Oliver Köhler
Der Präsident der Ingenieurkammer Nordrhein-Westfalen, Heinrich Bökamp, bestätigte dem WDR, dass die Stadt Köln ein ungeeignetes Verfahren zur Abdichtung von unterirdischen Wänden angewendet hat. Folge dieses Fehlers: An der Einsturzstelle gab es Mitte Februar einen Erdrutsch. Die Stadt hat davon zwar berichtet, aber wenig zur Ursache und den Gefahren gesagt. In unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern war ein fast fünf Meter tiefer Krater entstanden. Nach Ansicht des Präsidenten der Ingenieurkammer hätte es einen noch weitaus größeren Erdrutsch geben können.
Am Rand der Baugrube tat sich ein Krater auf
Im vergangenen Herbst begann die Stadt Köln damit, das Erdreich innerhalb der Wände auszugraben. Aus dem Schlamm bargen Archivare tonnenweise Dokumente des Stadtarchivs. Im Februar erreichten die Bagger eine Tiefe von etwa fünf Metern. Und dann brachen einige Schaumdichtungen. Durch Löcher und Spalten schwappte Erdreich in die Bergungsgrube. Am Rand der Grube tat sich ein Krater auf. Baugeräte stürzten in das fast fünf Meter tiefe Loch. Zum Glück war es Nacht, so dass keine Arbeiter in der Nähe waren. Aus Sicherheitsgründen wurde die Bergung des Archivmaterials und alle anderen Arbeiten am nächsten Morgen gestoppt.
Die Stadt wollte Geld sparen
Nach Angaben von Ingenieurkammerpräsident Bökamp hätte die Stadt von vornherein ein sicheres Verfahren wählen müssen. "Man hätte das Erdreich an den kritischen Stellen zum Beispiel vereisen können", sagt Bökamp. Nach WDR-Informationen hatten Fachleute der Stadt Köln vor Baubeginn auch dringend zu einer Vereisung geraten. Die Stadt jedoch verzichtete nach eigenen Angaben auf die Vereisung. Um Zeit und Kosten zu sparen, sagte sie dem WDR. Rund 100.000 Euro hätte die Stadt gespart.
Jetzt arbeiten Ingenieure unter Hochdruck an der Absicherung der Bergungsgrube. Denn es könnten jederzeit wieder Schaumdichtungen platzen und neue Erdrutsche entstehen. Nach Angaben der Stadt soll der Boden im Bereich der Fugen nun doch vereist werden. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis Mitte April dauern. So lange kann kein Archivmaterial geborgen werden. Damit verzögert sich in diesem Bereich erneut die Fertigstellung der neuen Kölner Nord-Süd U-Bahn. Die Häuser in der Nähe des Kraters werden laut Stadt durchgehend überwacht. Sie hätten sich nicht bewegt.