Flughafen Düsseldorf

Geständnis-Marathon geht weiter

NRW-Flughäfen waren Terrorziel

Stand: 11.08.2009, 13:53 Uhr

Die Sauerland-Gruppe hat vor dem OLG Düsseldorf ihren Geständnis-Marathon fortgesetzt. Dabei enthüllte der mutmaßliche Terrorist Adem Y. weitere potenzielle Anschlagsziele. Und Fritz G. gab Einblick in seine Beweggründe.

Nachdem der mutmaßliche Anführer der Sauerland-Gruppe, Fritz G., am Dienstag (11.08.2009) sein Geständnis fortgesetzt hatte, enthüllte der Mitangeklagte Adem Y., dass die Gruppe außerdem plante, Autobomben am Flughafen von Dortmund oder Düsseldorf zu zünden. "Unschuldige sollten nicht zu Schaden kommen", sagte Y. aus. "Es hätten sogar Muslime getroffen werden können. Das wollten wir nicht." Es sei deswegen eine verhältnismäßig kleine Explosion geplant gewesen.

Zuvor hatte sich Fritz G. in seiner Aussage als tief religiösen Muslim bezeichnet. "Ich war und bin überzeugt von meiner Religion", sagte der 29-Jährige während des Prozesses. "Die Trennung von Männern und Frauen ist normal. Das praktiziere ich so", sagte er. Er räumte auch ein, gemeinsam mit Y. die treibende Kraft hinter den Anschlagsvorbereitungen gewesen zu sein. Die beiden anderen Angeklagten, Daniel S. und Atilla S., hätten nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Die Beteiligung eines Geheimdienstes schloss G. gleichzeitig aus.

Entscheidung für den "Heiligen Krieg"

G. gab auch Einblicke in seine Motivation: Er sagte den Richtern, die Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001 hätten ihn dazu gebracht, sich stärker mit dem Islam zu befassen. Zunächst habe er die Attentate zwar abgelehnt, später aber durchaus befürwortet. Zu der Frage, wie er zurzeit zu diesem Thema stehe, verweigerte er die Aussage. G. war im Alter von 16 Jahren in Ulm zum Islam konvertiert. Sein Vater sei überzeugter Atheist gewesen, berichtete der Unternehmersohn. Zu seinem Entschluss, in den "Heiligen Krieg" zu ziehen, habe die Entführung und Folterung von Khaled el Masri aus Ulm durch den US-Geheimdienst CIA beigetragen und damit "das Fass zum Überlaufen gebracht", sagte G. El Masri habe in Ulm immer drei Meter neben ihm gebetet. "Die Amerikaner haben den Krieg in meine Moschee getragen", empörte sich G.

Zweiter Angeklagter will ebenfalls auspacken

Die Gruppe war im September 2007 aufgeflogen. In ihrem Unterschlupf in Medebach-Oberschledorn im Sauerland waren 730 Liter Wasserstoffperoxid sichergestellt worden, das nach Überzeugung der Ermittler als Grundstoff für verheerende Autobomben dienen sollte. Richter Ottmar Breidling hatte am Montag (10.08.2009) erklärt, durch die umfangreichen Aussagen werde der Prozess "sicher schneller zu Ende sein." Wann ein Urteil gesprochen wird, stand auch am Dienstag (11.08.2009) noch nicht fest.