"Johannes Rau war ein großer Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, dem das Land und seine Menschen viel zu verdanken haben", sagte Rüttgers am Freitag. Er ordnete für alle Landesgebäude Trauerbeflaggung an - bis einschließlich Sonntag (29.01.06).
Als Brückenbauer und einen "Mann des Wortes" bezeichnete Jochen Dieckmann, Vorsitzender der NRW-SPD, den Verstorbenen. Er habe sich "über alle Parteigrenzen hinweg hohen Respekt" erworben. Die SPD, so Diekmann, der Rau seit 1957 angehört habe, sei von ihm nachhaltig geprägt worden.
Pleitgen: Seine Menschlichkeit beeindruckte
"Dass er nicht mehr lebt, empfinde ich als einen schweren Verlust", erklärte WDR-Intendant Fritz Pleitgen. Rau habe wie kein anderer Politiker das Land Nordrhein-Westfalen geprägt. "Mit seiner Menschlichkeit, seiner tiefen Bildung und seiner faszinierenden Rhetorik beeindruckte er viele." Die Menschenwürde zu achten, sei für Rau das oberste Gebot gewesen. Seine Formel 'Versöhnen statt spalten' sei gelegentlich verspottet worden. "Aber sie hat dadurch nichts von ihrer vorbildlichen Wirkung verloren", so Pleitgen. "Wir werden ihn mit größter Sympathie und Achtung in Erinnerung behalten."
Fritz Pleitgen und Johannes Rau
Den wichtigsten Botschafter Wuppertals habe man nun verloren, sagte der Oberbürgermeister von Raus Heimatstadt, Peter Jung. Für viele Menschen in der Stadt sei der Tod ihres Ehrenbürgers, der dort 1931 geboren wurde, "ein ganz persönlicher Verlust." Viele Menschen in Wuppertal hätten Rau und seine Familie persönlich gekannt.
Vesper: "väterlicher Freund und guter Mensch"
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Düsseldorfer Landtag, Sylvia Löhrmann, zeigte sich tief betroffen über den Tod Raus. Er "reißt eine große Lücke ins politisch-gesellschaftliche Leben unseres Landes." Ihr Fraktionskollege Michael Vesper, ehemaliger stellvertretender Ministerpräsident in NRW, erklärte: "Auch in der ersten rot-grünen Koalition, die er zunächst nicht wollte, hat er uns Grüne immer fair behandelt. Er war ein väterlicher Freund und guter Mensch."CDU-Fraktionschef Helmut Stahl sagte, Rau habe sich in den Jahren seines politischen Wirkens "viel Sympathie bei den Bürgerinnen und Bürgern in unserem Land erworben". Er sei "ein großer Kommunikator" gewesen und habe über die Grenzen seiner Partei hinaus die Menschen angesprochen.
Krüper: "Ein großer Demokrat"
Johannes Rau vor dem Schloss Bellevue
Betroffen reagierten auch Wirtschaftsführer in NRW. "Er war ein großer Demokrat und sehr starker Förderer des Strukturwandels an Rhein und Ruhr", so Eon-Vorstand Manfred Krüper. "Für die Wirtschaft war er ein kompetenter und konstruktiver Ansprechpartner, der sich auch große Verdienste um Wissenschaft und Hochschulforschung erworben hat."
Auch Bundespräsident Horst Köhler reagierte erschüttert auf die Nachricht vom Tode seines Amtsvorgängers. Er habe dies "mit tiefer Trauer und Bestürzung" zur Kenntnis genommen, erklärte eine Sprecherin Köhlers. Der Bundespräsident nahm im Bundestag an der Holocaust-Gedenkstunde teil, als ihn die Nachricht erreichte und fuhr daraufhin sofort zu Raus Familie.
Spiegel: "Israel verliert engen Freund"
Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, würdigte Johannes Raus Einsatz für die Juden in Deutschland: "Mit Johannes Rau verlieren die jüdische Gemeinschaft in Deutschland und der Staat Israel einen engen, verlässlichen Freund", sagte Spiegel am Freitag in Düsseldorf. Er kenne Rau bereits aus dessen Zeit als Wuppertaler Oberbürgermeister vor 36 Jahren. "Ich bin sehr stolz darauf, dass er mich als seinen Freund bezeichnet hat", erklärte Spiegel.
Kirchen würdigen Rau als Christ
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner sagte, Raus "eigenes Menschenbild war geprägt vom christlichen Glauben, in dem er fest verwurzelt war." Sein Wirken als Politiker und Christ habe er "auf eine sehr persönliche Art miteinander verbunden."
Als tiefgläubigen Menschen, der sich über Jahrzehnte für die Aussöhnung von Deutschen und dem jüdischen Volk, für die Versöhnung von Christen und Juden eingesetzt habe, würdigte die Evangelische Kirche im Rheinland Johannes Rau. "Die Aussöhnung mit Israel war seine Herzenssache", heißt es in einer Erklärung der rheinischen Kirchenleitung. Der westfälische Präses Alfred Buß dankte für das Wirken dieses glaubwürdigen evangelischen Christen in der Politik.